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Kinder-FußballDer EM-Effekt ist bei Fußballvereinen im Rhein-Sieg-Kreis schnell verpufft

Lesezeit 3 Minuten
Kinder spielen auf einem Sportplatz.

Keine auffälligen Anmeldezahlen für das Fußball-Training verzeichnen die Vereine aus der Region.

Die Anmeldezahlen bei den Fußballvereinen sind durch die Heim-Europameisterschaft nicht in die Höhe geschossen. Eigene Maßnahmen greifen da deutlich besser.

Es war die 119. Minute der Viertelfinalbegegnung zwischen Deutschland und Spanien, die deutschen Fußballfans im ganzen Land das Herz brach. Der Kopfballtreffer von Mikel Merino beendete den Traum vom Titel bei der Heim-EM. Trotzdem merkte man, dass das Turnier etwas bewirkt ha, Fans und Mannschaft wuchsen nach Jahren des Misserfolges wieder zusammen. Eine Entwicklung, deren Auswirkungen im Jugendbereich der Fußballvereine im Rhein-Sieg-Kreis – zumindest vorerst – noch nicht zu spüren ist.

Der einhellige Tenor lautet: „Keine besonderen Auffälligkeiten“, wie Oliver Bonato, Sportlicher Leiter beim Siegburger SV 04, bestätigt. Im Verein habe es in den vergangenen Wochen keinen Run auf eine Mitgliedschaft im Kinder- und Jugendbereich gegeben. „Das Aus der Nationalmannschaft im Viertelfinale war vielleicht etwas zu früh. Ich finde, dass das Ausscheiden dazu geführt hat, dass die Euphorie auch schnell wieder verflogen ist“, meinte er.

Nur der Titel bei der Heim-EM hätte was gebracht

Da habe ein Tag der offenen Tür Anfang Juni schon deutlich mehr gebracht. „Das ist heute nicht mehr so einfach, die Eltern von unserem Konzept zu überzeugen. Es gibt viele Konkurrenz-Vereine und sie schauen sich alles ganz genau an, bevor die Entscheidung fällt“, fügt er an.

Ebenfalls keine besonderen Effekte durch die Europameisterschaft sieht Martin Krämer, Fußball-Abteilungsleiter beim TuS Mondorf. „Wir haben zwar im Jugendbereich derzeit etwas Zulauf, das liegt aber daran, dass wir jemanden gefunden haben, der sich ehrenamtlich intensiv und gut darum kümmert“, sagt er.

„Um eine große Euphorie zu entfachen, von dem die Vereine profitieren, hätte Deutschland schon Europameister werden müssen“, lautet sein Fazit. „Erfolg macht Sexy.“

Pause beim Jugendtraining

Marc Pfister, Vorsitzer des 1. FC Niederkassel, will sich wegen der Ferienzeit noch nicht festlegen. „Wir bieten ja derzeit kein Jugendtraining an, aber ich könnte mir gegen Ende der Ferien schon vorstellen, dass wir ein paar mehr Anmeldungen haben werden“, so der 47-Jährige, der eher das „Problem“ hat, dass sein fünfjähriger Sohn Paul nicht trotz EM immer noch nicht für Fußball interessiert. „Er wusste zumindest schonmal, wer im Endspiel aufeinander getroffen ist“, sagt Pfister.

Auch an der oberen Sieg hatte die Europameisterschaft keinen Einfluss auf eventuell höhere Anmeldezahlen im Fußball-Verein. Da habe schon eher ein Jugendtag im Rahmen der Sportwoche Ende Mai mehr Erfolg gebracht, so Jürgen Gansauer, Vorsitzender des SV Leuscheid.

„Wir haben das mittwochmorgens in Zusammenarbeit mit der Grundschule und dem Kindergarten gemacht. Dabei haben sich die Abteilungen im Verein vorgestellt und trotz schlechten Wetters hatten wir richtig viel Zulauf“, sagt der Vereinsvorsitzende. Ein Jahr zuvor habe man auf der Sportwoche sonntags ein teures Spielmobil organisiert und kaum einen habe das interessiert, kritisiert er auch ein wenig die Trägheit der Eltern.