Seniorinnen und Senioren bei den kleinen Dingen des Alltags unbürokratisch unterstützen, das will das Niederkassel Projekt „Nachbarn für Nachbarn“.
Ehrenamtliches ProjektHilfe für Niederkasseler Senioren von „Nachbarn für Nachbarn“
Mal geht es darum, dass im Garten reife Pflaumen gepflückt werden müssen, mal muss ein Loch in die Wand gebohrt werden, um ein Bild aufzuhängen, und mal müssen die frisch gewaschenen Gardinen aufgehängt werden. Es sind oft vergleichsweise kleine Probleme, mit denen sich vor allem ältere Niederkasselerinnen und Niederkasseler an Jens Babiak wenden. Babiak ist Vorsitzender des Vereins zu Förderung von Seniorinnen und Senioren in Niederkassel (VFSSN), und er betreut dort das vor einigen Monaten vom VFSSN ins Leben gerufene Projekt „Nachbarn für Nachbarn“.
„Nicht nur in Großstädten, auch bei uns in Niederkassel gibt es inzwischen viele Menschen, die auch in der unmittelbaren Nachbarschaft kaum noch Kontakte haben, die ihre Wohnung nur noch selten verlassen und die bei den kleinen Dingen des Alltags auf Hilfe angewiesen sind“, schildert Babiak. Hier setzt „Nachbarn für Nachbarn“ an. Die ehrenamtliche Initiative will Seniorinnen und Senioren, die hin und wieder Hilfe benötigen, mit Menschen zusammenbringen, die sich stundenweise engagieren wollen.
Anfragen kommen auch von Niederkasseler Pflegediensten
Das hat sich wenige Wochen nach dem Start der Initiative inzwischen in der Stadt herumgesprochen. „Wir bekommen fast täglich Anfragen von Menschen, die Hilfe suchen, aber auch von Niederkasselerinnen und Niederkasselern, die etwas für andere tun wollen“, erläutert der Vorsitzende des VFSSN. „Wenn ich durchs Dorf gehe, werde ich mittlerweile sehr oft angesprochen.“ Mehr als zwei Drittel der Bitten um Unterstützung kämen von Frauen, schildert Babiak. Bei denjenigen, die „Nachbarn für Nachbarn“ ihre Hilfe anbieten, ist der Frauenanteil noch höher.
Immer häufiger wenden sich auch Mitarbeitende von Pflegediensten an Babiak. „Pflegekräfte bekommen ja ganz unmittelbar mit, wenn Leute Probleme haben.“ Aber für Senioren einfach mal eine Glühbirne wechseln oder ein sperriges Möbelstück für sie zum Sperrmüll an die Straße stellen, das dürfen Pflegerinnen und Pfleger nicht. „Umgekehrt dürfen unsere Helferinnen und Helfer natürlich nichts machen, was irgendwie mit Pflege zu tun hat“, weiß Babiak. „Da hat sich inzwischen eine gute Zusammenarbeit mit Pflegediensten entwickelt. Sie benachrichtigen uns, wenn ihre Patienten Hilfe im Haushalt brauchen, und wir sind aufmerksam und geben Hinweise, wenn wir bei Leuten, die wir betreuen, Hilfsbedarf im pflegerischen Bereich erkennen.“
Selbst bei der Polizei ist „Nachbarn für Nachbarn“ inzwischen bekannt. Ein Beamter hat sich kürzlich an Babiak gewandt und von einer Seniorin berichtet, die unter einer Depression leide und zusehends vereinsame. „Wir haben eine unserer Helferinnen zu ihr geschickt, mit der Bitte, einfach mit ihr einen Kaffee zu trinken und ein Gespräch anzubieten.“ Für diese und andere Einsätze hofft der Vorsitzende des VFSSN, noch weitere Ehrenamtler zu finden.
Sie können sich per E-Mail bei dem Projekt melden. Das Gleiche gilt auch für potenzielle Sponsoren, denn „Nachbarn für Nachbarn“ erhält keine finanzielle Unterstützung. „Es wäre schön, wenn wir beispielsweise für unsere Einsätze in Gärten mal einen Rasenmäher und andere Geräte anschaffen könnten“, sagt Babiak. „Perspektivisch wäre auch ein Fahrzeug wünschenswert, mit dem unsere Ehrenamtler Dinge transportieren können.“