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ProzessZigarettenkippen überführen Täter nach Diebstahl von Bootsmotor bei Niederkasseler DLRG

Lesezeit 3 Minuten
DLRG Niederkassel

(Archivbild)

Fünf Wochen lagen das DLRG-Rettungsboot und zwei Boote der Feuerwehr Niederkassel nach dem Diebstahl der Motorteile auf dem Trockenen. (Archivbild)

Zweimal stahlen Diebe dieselben Motorteile von Rettungsbooten der DLRG und der Feuerwehr Niederkassel. Im Prozess ging es auch um die Hintermänner.

Es ist nicht einfach, einen rund 200 Kilogramm schweren Bootsmotor zu stehlen, aber offenbar lohnend. Gleich viermal schlugen zwei Auftragsdiebe in einer Juninacht 2023 in Niederkassel zu, bauten ganze Motoren oder wertvolle Teile ab, legten so auch zwei Rettungsboote der Feuerwehr und eines der DLRG lahm. Die Beute sollte nach Litauen gebracht werden, das kam vor dem Siegburger Schöffengericht zur Sprache.

Ein GPS-Tracker an einem Privatboot-Motor führte die Ermittler schließlich zu einer Garage in Remscheid. Dort lagen noch etliche Bootsmotoren, Getriebe und Propeller aus anderen Straftaten von März bis Juni 2023, Wert insgesamt rund 60.000 Euro. An zwei Motoren waren bereits gefälschte Identifikationsnummern angebracht. Das Tor wurde versiegelt, doch das hielt die Angeklagten nicht auf.

Fahnder entdeckten Zigarettenkippen, darauf die DNA der Angeklagten

Der 47-Jährige und der 36-Jährige brachen das amtliche Siegel und stahlen die Schiffsteile ein zweites Mal, schleppten die Beute in einen Wald. Das wurde von Zeugen beobachtet, die die Polizei alarmierten. Gefasst wurde zunächst nur der Ältere, ein gelernter Maurer, wohnhaft in Köln, Vater von zwei Kindern und lieert mit einer Berufssoldatin.

Beschädigtes Boot der DLRG in Niederkassel.

Ein beschädigtes Boot der DLRG in Niederkassel.

Der Jüngere, der aus derselben Stadt in Litauen stammt, war wieder in die Heimat zurückgekehrt; aus diesem Umfeld kommen auch die Auftraggeber, die Namen der Hintermänner behielten die Angeklagten allerdings für sich, „aus verständlichem Grund“, sagte Strafverteidiger Yücel Arslan. Die Fahnder deckten die Identität des 36-Jährigen auf, auf den am Tatort gefundenen Zigarettenkippen fand sich auch seine DNA; ein Auslieferungsersuchen an das EU-Land war erfolgreich.

Angeklagter saß in Litauen in Auslieferungshaft

Er saß zunächst zwei Wochen in Auslieferungshaft, dann zwei Monate in Köln in U-Haft, der Ältere verbrachte fast drei Monate in U-Haft, wurde kurz vor Weihnachten haftverschont. Die Handwerker waren bislang nicht mit der Justiz in Konflikt gekommen. Es war wohl das schnelle Geld, was sie lockte, 1000 bis 1500 Euro pro Aktion habe jeder bekommen, das räumten sie ein.

„Viel Geld, für Leute, die wenig haben“, meinte der Anwalt. Sein Mandant, der 2008 nach Deutschland kam, habe immer gearbeitet, als Maurer, Schweißer und zuletzt als selbständiger Paketfahrer, war nach Gesundheitsproblemem zur Tatzeit arbeitslos, derzeit lerne er in einer Integrationsmaßnahme intensiv Deutsch. Der Maler aus Litauen gab an, mit Gelegenheitsarbeiten 400 Euro zu verdienen, er wohne bei seinem Onkel, seine beiden Kinder bei der Ex-Freundin.

Gestohlene Bootsmotoren hatten einen Wert von 12.000 bis 16.000 Euro

Die Motoren, die sie auch andernorts mitnahmen, häufig von Schiffen auf Trailern, hatten einen Neuwert zwischen 12.000 und 16.000 Euro. Das Gros der Beute gelangte zu den Eigentümern zurück, einige Teile indes beschädigt. Ein Motor blieb verschwunden.

Beide Männer wurden wegen gemeinschaftlichen schweren Diebstahls zu zwei Jahren Haft verurteilt, dass sie als Mitglieder einer Bande agierten, konnte ihnen nicht nachgewiesen werden. Die Freiheitsstrafe könne aufgrund des Geständnisses und der Hafterfahrung zur Bewährung ausgesetzt werden, sagte der Vorsitzende Richter Ulrich Wilbrand.

Zusätzlich verlangt die Staatsanwaltschaft von Ihnen gesamtschuldnerisch 12.000 Euro als Beuteertrag. Er hätte ja gern das Auto des Jüngeren verwertet und mit der Forderung verrechnet, sagte Oberstaatsanwalt Patrick Wilhelm. „Es hatte leider einen Wert von Null, wollen Sie es für die Rückfahrt nach Litauen wiederhaben?“ Der Angeklagte stimmte zu.

Auf die Täter könnten weitere Forderungen aus Zivilverfahren zukommen, zum Beispiel von der DLRG. Da die gestohlenen Teile kaputt waren, musste für knapp 300o Euro Ersatz beschaffen werden. Erst nach fünf Wochen auf dem Trockenen war das Rettungtsboot wieder einsatzbereit.