AboAbonnieren

ProzessLohmarer Möbelhändlerin soll Kunden mit maßgefertigten Tischen abgezockt haben

Lesezeit 2 Minuten
Der Eingang des Bonner Landgerichts.

Eine Frau aus Lohmar muss sich wegen Insolvenzverschleppung und Betrug vor dem Bonner Landgericht verantworten. (Symbolbild)

Die Firmen der 49-Jährigen und ihrer 31-jährigen Tochter waren längst insolvent. Aufträge und Anzahlungen nahmen sie trotzdem entgegen.

Heute ist die Webseite offline und wer nach dem Online-Händler für maßgefertigte Tische googelt, stößt schnell auf Posts von betrogenen Kunden, die zwar die Anzahlung in voller Höhe geleistet hatten, aber nie ein Möbelstück zu sehen bekamen. „Dein Design, dein Maß, dein Tisch“ – mit diesem Slogan warb das Unternehmen bis ins Jahr 2021 hinein um Kunden. Seit diesem Montag muss sich nun eine Frau aus Lohmar wegen Insolvenzverschleppung, Betrugs sowie wegen Vorenthaltens von Arbeitsentgelt vor den Richtern der 12. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht verantworten.

Die 49-Jährige hatte das Unternehmen mit ihrer Tochter gemeinsam geführt und sie schließlich als Geschäftsführerin abgelöst. Ursprünglich war die 31-jährige Tochter mitangeklagt, ihr Verfahren wurde aber abgetrennt, nachdem ein Psychiater ihr Verhandlungsunfähigkeit attestiert hatte.

Knapp 45.000 Euro Anzahlung leisteten 15 Kunden laut Anklage

Während der halben Stunde, in der der Staatsanwalt die Anklage verliest, ist der Angeklagten ihre Regung deutlich anzumerken: Bei manchen Vorwürfen muss sie sichtlich schlucken, es fließt auch die eine oder andere Träne. Zwischen dem 5. Mai und dem 20. Oktober 2021 soll die Angeklagte gemeinsam mit ihrer Tochter als eingetragene Geschäftsführerin insgesamt 76 Straftaten begangen haben: Bereits im Januar des Jahres 2021 sollen die beiden GmbH der Frauen zahlungsunfähig gewesen sein.

Trotzdem, so nimmt die Anklage an, hätten die Geschäftsführerinnen erst im September die entsprechenden Insolvenzanträge gestellt. Weiterhin wirft die Staatsanwaltschaft den Frauen vor, pflichtwidrig Bilanzen nicht mehr erstellt, Geschäftsvorfälle nicht mehr verbucht und für die Arbeitnehmer keine Sozialversicherungsbeiträge mehr gezahlt zu haben.

Ungeachtet der finanziellen Schieflage soll das Unternehmen über sein Onlineportal allerdings munter weitere Aufträge angenommen haben: Knapp 45.000 Euro Anzahlung leisteten 15 Kunden laut Anklage in den Jahren 2020 und 2021. Das Geld hätten die Frauen einbehalten, obwohl sie nicht mehr in der Lage waren die bestellten Maßtische auch zu liefern, nimmt die Anklage an.

Lohmarerin will sich beim Prozess am Landgericht Bonn äußern

Zudem soll die Tochter am 14. April 2021 230.000 Euro als Privatentnahme von einem GmbH-Konto abgebucht haben, der Mutter wird eine weitere unrechtmäßige Privatentnahme in Höhe von 75.000 am 13. Juli des Jahres vorgeworfen.

Die Angeklagte will sich nun Zug um Zug zu den einzelnen Vorwürfen äußern; wenn die Frau kooperiert, könnte ein Urteil bereits vor Ende Juni verkündet werden.