Grundschuldorf mit Öko-Auszeichnung: Ganze Familien pilgerten zur Eröffnung nach Lohmar-Birk.
Eröffnung in LohmarMinisterin lobt Öko-Schuldorf - „Strahlkraft über NRW hinaus“

Die stellvertretende Ministerpräsidentin Mona Neubaur (2.v.l.) bei der Schuleröffnung mit (v.l.) Architektin Bettina Kempen, Bürgermeisterin Claudia Wieja, Schulleiter Tobias Voßemer und Jürgen Ellerkamp (Geschäftsführer Terhalle).
Copyright: Cordula Orphal
„So einen schönen Sonntagmorgen erlebt man selten“, sagte die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin – und sie meinte nicht den Sonnenschein über Birk. Mona Neubaur (Bündnis 90/Die Grünen) lobte das gelungene, neue Grundschulgebäude, das sowohl im Kosten- wie im Zeitrahmen geblieben sei, als zukunftsweisend: „Ein Leuchtturm, der weit über NRW hinausstrahlt.“
Rund 800 Bürger waren der Einladung der Stadt zur Eröffnungsfeier gefolgt, ganze Familien pilgerten zum Öko-Schuldorf am Ortsrand, ausgezeichnet mit dem Nachhaltigkeitsstandard in Gold. „Mit diesem Gebäude setzen wir neue Maßstäbe“, sagte Bürgermeisterin Claudia Wieja (Bündnis 90/Die Grünen. Sie sei „dankbar und stolz“, denn wer habe als Bürgermeister schon „die Chance, den Neubau einer Schule zu gestalten und zu begleiten und dann noch zu eröffnen“.
Millionenprojekt in Lohmar-Birk kostet 1,4 Prozent mehr
Es sei „ein anderes Konzept als üblich“, so Wieja, eine Grundschule „aus der Sicht der Kinder geplant und umgesetzt“. Die Entscheidung für dieses 31-Millionen-Projekt, für das es nur geringe Zuschüsse gab, habe „mutige Politiker gebraucht, eine funktionierende Verwaltung und ein engagiertes Kollegium“, betonte die Ministerin und griff einen Spruch der Kritiker auf: „Dafür muss die Schule nicht im Dorf bleiben.“
Indes: So ganz im Plan blieb der Bau nicht, zu der Verzögerung von einigen Monaten kam eine Kostensteigerung von 1,4 Prozent, das aber sei „im Vergleich mit den Vorhaben anderer Kommunen geradezu nichts“, sagte die Bürgermeisterin. Mit dem barrierefreien Gebäude in Holz-Hybridbauweise, das über eine Wärmepumpe, Photovoltaik, Gründächer und Zisternen verfüge, spare man 200.000 Euro Nebenkosten im Jahr, sagte Horst Becker (Grüne), Vorsitzender des Sonderausschusses Birk.
Bereits die Baumaterialien hätten so viel CO2 vermieden, wie ein Pkw auf 340 Erdumrundungen ausstoße, erklärte Jürgen Ellerkamp, Geschäftsführer des Holzbauunternehmens Terhalle. Architektin Bettina Kempen wies darauf hin, dass sie in der europaweiten Ausschreibung zudem das wirtschaftlichste Gebot abgegeben hätten.

Der Schulchor sang das neue, von einer Lehrerin komponierte Schullied, mit Trompetenbegleitung.
Copyright: Cordula Orphal
Die Zusammenarbeit aller Beteiligten lobte Schulleiter Tobias Voßemer als beispielhaft. Auch die Schulgemeinde brachte sich entscheidend ein. Es gibt sogar ein neues Lied, komponiert von Lehrerin Alina Ottinger und präsentiert vom Schulchor mit Trompetenbegleitung: „Hier in Birk, lass uns die Zukunft gestalten. Hier in Birk, lass uns zusammenhalten.“
Die Aula mit ihren 400 Plätzen konnte die große Zahl der Interessierten nicht fassen. Die Bürger machten schon während der Eröffnungsreden Rundgänge durchs Gebäude und über das Außengelände, entdeckten die Klassentrakte, das grüne Klassenzimmer, die Bewegungslandschaft und die in den Hang gebauten Rutschen und genossen die Aussicht bis nach Köln.
Video aus Drohnenbildern ist ab Montag auf der Homepage der Stadt Lohmar zu sehen
„Home is, where the Dome is“, sagte Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie, unter Applaus. Dem Architektenteam sei es gelungen, die Schule in die Landschaft zu planen. Das zeigte auch eindrücklich ein Video mit Drohnenbildern aus vielen Perspektiven. Es ist ab Montag, 17. Februar 2025, auf der Homepage der Stadt zu sehen. Dazu gibt es einen Einblick in die Hintergründe des Bauprojekts.
Auch wenn auf der Eröffnungsfeier überwiegend eitel Sonnenschein herrschte, war der Schulneubau lange umstritten. Die CDU hatte sich dafür eingesetzt, dass entweder die alte, marode und zu klein gewordene Grundschule saniert wird oder am Standort zwischen katholischer Kirche und Bürgerhaus ein Neubau entstehen solle. Motto: „Die Schule muss im Dorf bleiben.“ Das städtische Areal unterhalb des Sportplatzes sollte nach Ansicht der CDU für Einfamilienhäuser reserviert werden.
Das alte Schulgrundstück wäre aber für ein solches Schuldorf, wie es auch Lehrer- und Elternschaft favorisierten, nicht groß genug gewesen. Es hätte ein dreistöckiges Gebäude errichtet werden müssen, wovon die Gegner abrieten. Die Mehrheit im Schulausschuss aus Grünen, SPD und UWG beschloss 2019 noch unter dem CDU-Bürgermeister Horst Krybus den Neubau am Ortsrand, der in etwa drei Wochen bezogen werden soll.
Für Irritationen sorgte vor diesem Hintergrund ein Stand der CDU vor dem Schultor, an dem Luftballons verteilt wurden. Die mit Helium gefüllten Gummihüllen, orangefarben mit Parteilogo, schwebten bei der Eröffnungsfeier durchs Foyer.