Seit einigen Tagen ist das Online-Portal verfügbar. Doch gerade kleinere Krankenhäuser sehen sich dort schlechter dargestellt, als sie sind.
Online-PortalVeraltete Daten, Benachteiligung – Kritik am Klinik-Atlas aus Rhein-Sieg
Wer einen Krankenhaus-Aufenthalt plant, etwa wegen einer bestimmten Behandlung oder einer bevorstehenden Geburt, kann dafür seit kurzem den Bundes-Klinik-Atlas des Bundesgesundheitsministeriums nutzen. Patienten und Angehörige sollen sich auf der Webseite über Krankenhäuser informieren können. Doch diese beklagen häufig eine verzerrte Darstellung.
Eitorfer Ärzte operieren über 400 Hüften jährlich
Petra Nöhring, Geschäftsführerin des St. Franziskus-Krankenhauses in Eitorf, kann dem Bundes-Klinik-Atlas nur wenig abgewinnen. „Die Angaben sind teilweise falsch dargestellt und weil man uns nicht findet, haben wir gegenüber großen Krankenhäusern Nachteile. Das ist nicht die Interpretation von Transparenz, die wir teilen können“, sagt sie.
Als Beispiel nennt Nöhring die Suche nach einer Hüft-Operation, von denen das Krankenhaus pro Jahr über 400 durchführe. Wer im Umkreis von 50 Kilometern um Eitorf nach einer entsprechenden Behandlung sucht, erhält 68 Suchergebnisse, die ersten drei in Köln, Bonn und Remscheid. „Das sind die größten Kliniken, aber nicht die besten. Das ist tendenziös“, sagt sie.
Erst wenn man auf eine Sortierung nach Entfernung umschalte, werde Eitorf als erstes angezeigt – gefolgt vom DRK-Krankenhaus in Altenkirchen. „Das ist längst geschlossen – die Daten sind zwei Jahre alt.“ Zudem werde das Eitorfer Krankenhaus entsprechend seiner Einstufung als kleines Basiskrankenhaus gelistet.
„Das sind wir zwar auch, sagt aber nichts über unsere Qualität bei Hüft-OPs aus. Da werden Kliniken entwertet, ohne sie zu kennen.“ Zudem sei die Webseite wegen Wörtern wie „Pflegepersonalquotient“ für Patientinnen und Patienten schwer zu verstehen. „Was ist das? Das versteht doch kein Mensch. Patienten gucken sich Bilder einer Klinik im Internet an und entscheiden, ob ihnen der Arzt sympathisch ist“, echauffiert sich Nöhring.
Angst vor Nachteilen hat man in Eitorf nicht
Sie hat dennoch keine Sorge, dass der Bundes-Klinik-Atlas negative Auswirkungen auf ihre Klinik haben wird. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren einen guten Ruf erarbeitet. Wir leben von Empfehlungen, das ist wertvoller als dieser Klinik-Atlas. Dennoch erwarte ich vom Bundesgesundheitsminister, dass kleinere Krankenhäuser nicht benachteiligt werden.“
Mit dem Bundes-Klinik-Atlas sollen Patientinnen und Patienten verständlich und transparent über den Umfang und die Qualität der Versorgung eines Krankenhauses informiert werden, ebenso über dessen Personalausstattung. So beschreibt das Bundesgesundheitsministerium das Verzeichnis auf seiner Internetseite. Es spricht von „umfassenden, fairen und vergleichbaren Informationen“ über Umfang der Versorgung und deren Qualität.
Die Webseite wurde vom Gesundheitsministerium und einschlägigen Instituten entwickelt. Durch die individuelle Suche im Eingabefeld können bestimmte Krankheiten, eine Behandlung oder auch Fachabteilung oder ein Krankenhausname angezeigt werden. Der Suchbegriff muss dabei nicht dem medizinischen Fachbegriff entsprechen, es werden Vorschläge angeboten. Patienten und Angehörige sollen so möglichst einfach nach der für sie passenden Klinik suchen können.
Kliniken in Siegburg und Troisdorf prüfen das Portal noch
Die beiden Troisdorfer Krankenhäuser gehören zum Klinikverbund der Gemeinnützigen Franziskanerinnen zu Olpe (GFO). Dort werte man die Darstellungen der Einrichtungen auf der Webseite des Bundes-Klinik-Atlas' noch aus, teilt ein Sprecher auf Anfrage mit. Ähnlich äußert sich Caroline Hensiek vom Helios-Klinikum in Siegburg:
„Dieses Online-Portal beobachten und prüfen wir intensiv. Die aktuelle Datenlage des Bundes-Klinik-Atlas sowie Suchfunktion und Ergebnisdarstellung sind allerdings noch ausbaufähig. Im Moment können teilweise fehlerhafte Angaben wie zum Beispiel zu Fallzahlen oder Fachabteilungen auftreten. Für eine Bewertung der darin dargestellten Ergebnisse unter anderem für den Standort Siegburg, ist es daher noch zu früh“, sagt sie.
„Grundsätzlich begrüßen wir Initiativen, die zu einer besseren Vergleichbarkeit von Kliniken führen und damit der Darstellung von medizinischer Qualität für alle eine höhere Bedeutung geben.“ Medizinische Angebote transparenter und sichtbarer zu machen, sei ganz im Sinne der Patientinnen und Patienten, so Hensiek.