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Schließung drohtBetriebsrat in Eitorf will den ZF-Standort mit neuem Konzept erhalten

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Ein Fabrikgebäude mit dem ZF-Logo am Eingang.

Der Automobilzulieferer ZF will Ende 2027 den Standort in Eitorf schließen.

Der Betriebsrat und die IG Metall starten eine Innovationsoffensive und wollen selber Investoren für das Werk suchen, das 2027 schließen soll.

Ende 2027 schließt der Automobilzulieferer ZF sein Werk in Eitorf. Das Aus für den Standort müsse das aber nicht zwingend bedeuten, sagen der Eitorfer Betriebsrat und die IG Metall. Gemeinsam wollen sie Alternativen entwickeln, mit denen Arbeitsplätze gehalten werden können als auch das Werk in der Bogestraße weitergeführt werden kann.

Der Wunsch, einen Investor zu finden, ist nicht neu. Einen Versuch hatte die Konzernspitze vom Bodensee bereits selber gemacht und die Interimsgesellschafter-Firma Cornelius Treuhand Holding eingeschaltet. Die Idee damals: Remanufacturing von Turboladern. Dies zerschlug sich jedoch.

ZF Friedrichshafen genehmigte ein Budget für die Entwicklung der Geschäftskonzepte

Nun wollen die Beschäftigten selber Konzepte für die Fortführung des Standorts bei möglichen Investoren vorlegen. Dazu hat der Betriebsrat die Grantiro-Gruppe beauftragt, ein Bündnis aus Industrie-Experten, Innovationsmanagern und Sanierern, die sich den Erhalt von Industriekernen auf die Fahne geschrieben haben.

Drei Männer sitzen an einem Tisch, hinter ihnen hängt das rote IG-Metall-Logo.

Stellten das Konzept für den Standort vor: Die Betriebsräte Thomas Welteroth (l.) und Heiko Höfer (r.) sowie Michael Korsmeier von der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg.

„Wir emanzipieren uns von den Entscheidern von ZF und nehmen das Zepter in die Hand“, sagt Michael Korsmeier, Geschäftsführer der IG Metall Bonn Rhein-Sieg. Mit dem Mutterkonzern in Friedrichshafen sei ein Budget ausgehandelt worden, mit dem Transformationsideen entwickelt werden können. Am Freitag seien die ZF-Beschäftigten in Eitorf über den Innovationsprozess informiert worden, der nun anrollt, berichteten der Eitorfer Betriebsratsvorsitzende Heiko Höver und sein Stellvertreter Thomas Welteroth am Montag.

590 Mitarbeitende sind noch bei ZF in Eitorf tätig, bis Ende 2027 werden laut Auskunft des Betriebsrats 170 von ihnen Altersteilzeit in Anspruch nehmen, 38 gehen in Rente. Mit den 250 bis 300 Kolleginnen und Kollegen, die nach dem Rückzug von ZF aus Eitorf blieben, wolle man etwas neu aufbauen, so Welteroth.

Es gibt viele Ideen für den Standort Eitorf – Stoßdämpfer zählen nicht dazu

Bis Ende Juli sollen 100 bis 150 Beschäftigte am Standort in Interviews ihre Innovationsideen vorstellen, erläuterte Welteroth. Aus diesen Runden werden knapp 300 Ideen und 15 bis 20 Beschäftigte für die folgenden die Expertenworkshops herausgefiltert. Auch externe Impulsgeber sollen an den Workshops teilnehmen, in denen etwa 30 Konzepte für den Eitorfer Standort weiter ausgearbeitet werden, die auf das Eitorfer Profil passen – von der Qualifikation der Beschäftigten über die Infrastruktur bis zum Gebäude.

Eine zentrale Frage müsse sein, was die Belegschaft außer Stoßdämpfern noch könne, skizzierte Korsmeier: Die Produktion werde nämlich bei ZF bleiben, die sie ins kostengünstigere Ausland verlagern will. Ende 2025 – bis dahin sind auch betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen – sollen die ersten Maschinen in die Türkei gebracht werden. Dabei sei die Produktionslage, insbesondere bei Dämpfern für Lkw und Trecker, und das Werksergebnis im Moment gut, sagte Welteroth, „eigentlich brauchen wir mehr Leute“.

Die Voraussetzungen am Standort jedenfalls seien gut: Von Wareneingang über die Produktion bis zu Versand habe man alles, um einen neuen Betrieb aufzubauen. Die Mitarbeitenden seien im Bereich Metall versiert, schilderte Höfer. Nötige Qualifizierungen wollten ZF und das Arbeitsamt fördern.

Ende Oktober oder Anfang November wollen die Expertenrunden drei oder vier Konzepte möglichen Investoren vorlegen. Die Bandbreite könne von Batterierecycling über nachhaltige Energien bis zu Rüstung reichen, so Welteroth. Das Timing sei jetzt entscheidend, sagte Korsmeier: „Ich sehe das als letzte Chance“.