Nachhaltigkeit und Gemeinschaft stand beim Tag der Architektur am Samstag, 29. Juni, im Mittelpunkt.
Tag der ArchitekturKeller ausgebaggert, Wasserfall: Besondere Architektur im Rhein-Sieg-Kreis
Man kann die ehemaligen Werkswohnungen in der Moselstraße in Troisdorf wirklich nicht als architektonisches Kleinod bezeichnen. Seit einigen Monaten gibt es dort jedoch ein saniertes Eckhaus, das ein echter Hingucker geworden ist.
Beim Tag der Architektur zeigten die Hausherren Tobias und Cathrin Stumph, wie sie die angejahrte Immobilie mit neuem Leben gefüllt haben. „Wir haben das Gebäude praktisch auf links gedreht“, erinnert sich der Gastgeber. Das Haus gehörte den verstorbenen Großeltern. Die erste Herausforderung war offensichtlich: Die 78 Quadratmeter Wohnfläche war für die vierköpfige Familie plus Hund viel zu klein.
Troisdorf: Wände verstärkt und Keller ausgebaggert
Die Architektinnen Anne Stern und Nicole Engelhart-Deckert näherten sich dem Projekt beherzt: Durch einen Anbau sowie den Ausbau des Dachgeschosses erhöhten sie die Wohnfläche auf 136 Quadratmeter. Die Küche wurde in das ehemalige Wohnzimmer verlegt und machte Platz für ein Gäste-WC mit Dusche. Für ein zusätzliches Spielzimmer für die Kinder wurde der Keller tiefer ausgebaggert. Damit das alles funktionierte, ging es dem alten Haus an die Substanz, berichtete Architektin Anne Stern: „Wir mussten alle tragenden Wände und das Fundament verstärken.“
Besonders ärgerlich für die jungen Bauherren: Erst zog Corona die Bearbeitungszeit für den Bauantrag in die Länge, dann trieben die Auswirkungen des Ukraine-Konflikts die Kosten in die Höhe. Am Ende schlug die Sanierung mit 580.000 Euro zu Buche. Für die Stumpfs steht jedoch fest: „Wir würden es wieder machen“.
Siegburg: Gemeinschaftsgarten mit Gewächshaus und Küche
Ganz andere Herausforderungen hatte die Landschaftsarchitektin Birgit Scharf in der Siegburger Innenstadt zu bewältigen. In der Cecilienstraße, nur einen Steinwurf entfernt von der Fußgängerzone, gammelte ein Spielplatz weitgehend ungenutzt vor sich hin. „Damals hatte sich das evangelische Jugendcafé an die Stadt gewandt und Interesse an einer Außenfläche signalisiert“, erinnert sich Andreas Mast von der Stadt Siegburg.
Birgit Scharf sah das Potenzial in dem etwa 1000 Quadratmeter großen Areal: „Ich habe hier ein Aufenthalts- und Betätigungsangebot gesehen.“ Sie entwickelt eine Spielplatzfläche und ein Feucht-Biotop, das erst bei Niederschlägen zu einem solchen wird.
Im Zentrum jedoch steht eine naturnahes Gartenareal mit Gewächshaus, Küche und Aufenthaltsbereich, das vom Jugendcafé bewirtschaftet wird. „Alles, was hier wächst und gedeiht, kann auch verzehrt werden“, betont Birgit Scharf, auch seien die verwendeten Materialien besonders nachhaltig. Der Garten steht an einzelnen Tagen der Öffentlichkeit zur Verfügung, ein Angebot, das ausgedehnt werden soll.
In seiner ersten richtigen Pflanzsaison zeigt sich das Projekt bereits in seiner ganzen Pracht, alles blüht und gedeiht. Inzwischen haben Schulen und private Initiativen die Betreuung einzelner Beete übernommen. 350.000 Euro nahm die Stadt für das Vorhaben in die Hand, von denen 70 Prozent gefördert wurden – verbunden mit der Auflage, dass der Gemeinschaftsgarten 20 Jahre als solcher genutzt werden müsse.
Ruppichteroth: Sanierte Bröltalhalle punktet mit Nachhaltigkeit
Auch an der Donatusstraße in Troisdorf stand beim Tag der Architektur ein einst abgeranzter Spielplatz im Mittelpunkt. Landschaftsarchitektin Suzanne Schwirian und Jugendarbeiterin Irene Selmani hatte vorab die Wünsche der Zielgruppe abgefragt. Ein Wasserfall mit anstaubaren Becken und gepflasterten Rinnen sowie ein Baumhaus mit reichlich Klettermöglichkeiten sind hier die Highlights. Der Nachhaltigkeitsaspekt zeigt sich unter anderem in der Wiederverwendung von gebrauchten Natursteinen.
Ruppichteroth setzte zum Tag der Architektur die Sanierung der 1975 errichtete Bröltalhalle auf die Agenda. Durch Optimierung von Gebäudehülle und -technik konnte signifikant CO₂ eingespart werden. Mit Fahrradstellplätzen, Pkw- Ladestationen, einer Streuobstwiese, Vogelschutzhecken und einer Regenwasserversickerungsmulde optimieren den grünen Fußabdruck der Sport- und Veranstaltungshalle weiter.