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Tag gegen Gewalt an FrauenDas wird im Rhein-Sieg-Kreis an Veranstaltungen geplant

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„No love without respect“, auf Deutsch: keine Liebe ohne Respekt, ist in diese Bank eingraviert. Ein Schild daneben nennt Notrufnummern bei häuslicher Gewalt. 

Rhein-Sieg-Kreis – Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November sind auch im Kreis Veranstaltungen geplant, und orangefarbene Bänke sollen Aufmerksamkeit auf das Thema lenken.

Hennef: Carl Reuther Berufskolleg baut Bänke

„Diese Bänke sind weit mehr als ein Produkt handwerklicher Tätigkeit“, sagte Schulleiter Günter Au vom Carl Reuther Berufskolleg bei der symbolischen Übergabe von 16 orangefarbenen Bänken an die Kommunen des Kreises. Sie strahlten aus in den Kreis. Schülerinnen und Schüler hatten sie gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern gebaut, unterstützt durch einen Zuschuss der Kreissparkasse Köln. Treibende Kraft war die evangelische Berufsschulpfarrerin Eva Zoske, die einen Vorschlag der Gleichstellungsbauftragten des Kreises, Brigitte Lindemann, aufgriff und ihr Kollegium begeistern konnte.

Landrat Sebastian Schuster erzählte, wie Katja Milde, die Lindemann beerben wird, die Idee von „la panchina rossa“, der roten Bank, aus Italien mitgebracht hatte. Aus Rot wurde Orange, weil das die Farbe ist, die die Vereinten Nationen ausgewählt haben. „Es gibt viel zu viel Gewalt an Frauen und Mädchen“, mahnte Schuster. Auch vor dem Kreishaus wird eine Sitzgelegenheit in Orange gestaltet. Bad Honnef, Troisdorf und Windeck haben selbst gebaut, alle anderen werden vom Berufskolleg bedient.

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Schülerinnen und Schüler des Carl-Reuther-Berufskollegs haben für 16 Kommunen des Kreises orangefarbene Bänke gebaut, die sie sie symbolisch übergaben. 

Einige haben sich Leitsprüche einfräsen lassen, etwa „No love without respect“ oder „Kein Platz für Gewalt an Frauen“. An allen ist eine Plakette angebracht mit Hilfsangeboten. Lindemann freute sich, dass viele Städte und Gemeinden doppelt und dreifach versorgt sind, gestalten sie doch auch eigene Bänke. Sie berichtete insbesondere von der Gewalt in jugendlichen Paarbeziehungen und über die Bedeutung von Schulen. Gäbe es eine gute Bindung, sei die Gefahr psychischer und physischer Gewalt viel geringer.

Eindrucksvoll referierte Schülersprecherin Johanna Heinsohn von der Ausstellung, die einige Klassen organisiert hätten und davon, dass statt Ohnmacht die Aktion stehe. Ihre Mitschülerin Zacil Schalk erkannte Fortschritte in der gesellschaftlichen Entwicklung, machte aber auch klar, dass der Weg noch lange nicht zu Ende sei. Denn laut Zoske sterben jedes Jahr etwa 3000 Frauen an Gewalt durch Partner, Ex-Partner oder die Familie – in Europa.

In Troisdorf findet Aktionswoche „Stop Gewalt gegen Frauen“ statt

In orangefarbenem Licht sollen am Donnerstag, 25. November, Häuser und Plätze in der City erstrahlen. Das wünschen sich die Initiatorinnen der Troisdorfer Aktionswoche „Stop Gewalt gegen Frauen“, die vom 16. bis 25. November erstmals stattfindet. Orange hat sich als Farbe der Freiheit und als Symbol des internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen durchgesetzt, und so werden am 25. November überall auf der Welt Gebäude entsprechend beleuchtet.

Der Aktionstag jährt sich nun zum 40. Mal. Anlass für die städtischen Gleichstellungsbeauftragten Dr. Petra Römer-Westarp und Karin Lapke-Fernholz, eine Woche mit Veranstaltungen zu planen, an der viele Einrichtungen beteiligt sind. Start ist am kommenden Dienstag im Jugendzentrum „Q“. Wer mitmachen will, sollte Kleidungsstücke mitbringen, die dann mit Siebdrucktechnik verziert werden: Motiv ist die ausgestreckte Hand, die als Logo der Aktionstage fungiert und vom Verband UN Women entworfen wurde. Dieser Handabdruck soll am 20. November vor dem Jugendzentrum Bauhaus von Menschen nachgestellt und aus der Luft fotografiert werden.

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Die Troisdorfer Aktionstage gegen Gewalt an Frauen organisieren Sarah Bohnhorst, Karin Lapke-Fernholz, Petra Römer-Westarp, Jule Dörner und Zuleydy Reyes Reyes (v. l.).Foto: Schmitz

„Alle 45 Minuten wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner angegriffen oder verletzt“, sagt Römer-Westarp. Während des Corona-Lockdowns habe sich die Gefahrensituation für Frauen und auch Kinder verschärft. Doch Gewalt hat viele Facetten; eine Ausdrucksform ist Sexismus, der auch in der Politik grassiert, prägnant dargestellt im Film „Die Unbeugsamen“, der am 18. November um 18.30 Uhr im Cineplex gezeigt wird.

Ein brisantes Thema für Mädchen und junge Frauen sind K.O.-Tropfen. Das Frauenzentrum Troisdorf lädt für den 19. November um 17.30 Uhr zu einem kostenfreien Workshop ins Jugendzentrum Bauhaus ein, an dem Interessentinnen ohne Anmeldung teilnehmen können.

Gewalt im Namen der Ehre ist ein Kennzeichen patriarchalischer Gesellschaften. Dagegen arbeitet das Projekt „Champs“, bei dem männliche Jugendliche sich ein Jahr lang mit ihren kulturellen Prägungen auseinandersetzen. Anschließend gehen sie als Multiplikatoren in Schulen und bieten Workshops für Gleichaltrige an.

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Über das Projekt der Beratungsstelle „Hennamond“ können sich pädagogische Fachkräfte in einer Veranstaltung am 22. November informieren. Der Kölner Verein zeigt außerdem eine Wanderausstellung „Wir schweigen nicht“ über Ehrenmord, Zwangsheirat und Genitalverstümmelung in der Stadtbibliothek.

Auch eine orangefarbene Bank als Symbol gegen Gewalt wird in Troisdorf aufgestellt. Bürgermeister Alexander Biber ist dabei, wenn das Sitzmöbel am Mittwoch, 24. November, um 11 Uhr vor dem Rathaus platziert wird. In die Aktionswoche fällt der Umzug des Frauenhauses Troisdorf. Am Donnerstag, 25. November, kann die neue Zufluchtsstätte nach Anmeldung besichtigt werden.

Das gesamte Programm ist in einem Flyer veröffentlicht, der an vielen Stellen im Troisdorfer Stadtgebiet ausliegt.