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Kaputter Schrank ebnete WegHennefer Siegfried und Anna Döhler feiern Eiserne Hochzeit

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Anna und Siegfried Döhler sind seit 65 Jahren verheiratet.

Hennef – Heute vor 65 Jahren standen Siegfried und Anna (86) Döhler in Hennef-Lauthausen vor dem Standesbeamten. Einen Tag später gaben sie sich in der Wallfahrtskirche in Bödingen das Jawort.

Beide stammen aus dem Osten und erlebten im Zweiten Weltkrieg und den Nachkriegsjahren als Kinder und Jugendliche viel Leid und auch Hunger. Die im oberschlesischen Kitteldorf (heute Kietlice, Polen) geborene Anna Mitschke war mit der Mutter und vier Geschwistern in den beiden letzten Kriegsjahren auf der Flucht. „Wir wurden hin- und hergeschoben, bis nach Tschechien.“ Nach dem Krieg führte sie die „entbehrungsreiche Flucht“ nach Bödingen.

Ein Schrank verhalf dem Hennefer Paar zum ersten Treffen

Der aus dem niederschlesischen Parchwitz (Prochowice, Polen) stammende Siegfried Döhler erlebte im Februar 1945 drei Bombenangriffe auf Dresden mit. Sieben Jahre nach den Krieg brach er als 18-Jähriger nach Westdeutschland auf.

Ein Freund und er ließen sich aus dem Flüchtlingslager heraus zu einer Bäuerin nach Bödingen vermitteln. „Wir wollten wieder mal satt werden“, erklärt er. Nach einem Jahr fand er Arbeit in einer Zimmerei in Spich. Zwar hatte er Schreiner gelernt, aber er habe gedacht, „das bisschen Einschalen kann ich auch“, so der 88-Jährige. „So wurde ich Zimmermann.“

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Die kirchliche Trauung fand in Bödingen statt.

Seiner Ehefrau begegnete er, als Anna Döhlers Mutter ihn bat, einen Schrank zu reparieren. „Sie gefiel mir von Anfang an“, erzählt er. „Da habe ich ja Glück gehabt“, sagt sie verschmitzt dazu. Nach der Hochzeit lebten sie bei Annas Mutter in Greuelsiefen. Später bauten sie gegenüber ihr eigenes Haus. Viele Arbeiten erledigte er selbst, den Dachstuhl zimmerte er ohne Maschinen, oft mit ihr als Handlangerin. Rechtzeitig zur Kommunion ihrer Tochter Ingrid Döhler-Kolb wurde das Haus fertig. Zwei Enkelkinder sind heute „unbestritten der ganze Stolz“ ihrer Großeltern.

Henneferin Anna Döhler stand Jahrzehnte lang in der „Bütt“

Siegfried Döhlers Hobby war die Brieftauben-Zucht, die ihn „durch die ganze Welt“ führte. Strahlend erzählt er von einer Ausstellung in Tokio und von seiner bis zu 100 Tauben umfassenden Zucht. Den Gesang pflegte er im zweiten Bass im Quartettverein Greuelsiefen.

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Anna Döhler, die bei einer Krankenkasse arbeitete, schloss sich 1959 der Karnevalsgesellschaft Fidele Flotte Dondorf an, in der sie über Jahrzehnte hinweg als Rednerin auftrat. „Ich stand in der Bütt, jedes Jahr mit einer neuen Rede, die ich selbst geschrieben habe“, erzählt sie. „Du warst gut in der Bütt, da gibt es nichts“, lobt sie der Ehemann. Mit ihrem ersten Auftritt hatte sie ihn überrascht. „Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als sie auf die Bühne kam.“

Beide blicken „zufrieden“ auf ihre vielen Ehejahre zurück, aus der sie die Erkenntnis ziehen, dass „auch mal Späne fallen, wo gehobelt wird.“