Kein NachfolgerHennefer Elektronik-Fachhändler Lothar Bolz schließt nach 40 Jahren
Hennef – Alle paar Minuten geht das Telefon. Lothar Bolz ist ein gefragter Mann. „Rechts haben Sie die Farbtasten . . . , nein, nein, nicht am Fernsehgerät, auf der Fernbedienung . . . “ Geduldig erklärt Bolz einer Kundin, die vor fünf Jahren einen Fernseher bei ihm gekauft hat, wie sie zur Mediathek kommt. Das gehört zum Service des Fachmanns für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte. Service, mit dem sein Unternehmen 40 Jahre überdauert hat. Jetzt naht das Ende. Am Samstag, 19. März, schließt EP Bolz am Hennefer Marktplatz.
„Ich habe keinen Nachfolger gefunden, der den Laden übernehmen wollte“, erklärt Lothar Bolz. Der Räumungsverkauf läuft. Hier und da klaffen Lücken zwischen den ausgestellten Fernsehern und Waschmaschinen. Auch die Regale, in denen Bügeleisen, elektrische Zahnbürsten und Rasierapparate stehen, haben schon einen Abnehmer gefunden. Das Bistro „Knofi & Co.“ werde einziehen, weiß Bolz, der die beiden letzten März-Wochen dazu nutzen will, auf den 100 Quadratmetern klar Schiff zu machen.
Meisterprüfung 1977 abgelegt
Lothar Bolz schließt aus Altersgründen. Der Hennefer, geboren im Geistinger Krankenhaus, hat die Volksschule in Hennef besucht und bei der Hennefer Firma Kuchenmeister seine Lehre zum Radio- und Fernsehtechniker gemacht, ehe er 13 Jahre bei Wiehlpütz in Sankt Augustin arbeitete.
Im Jahr 1977 legte er die Meisterprüfung ab. Im Dezember 1981 eröffnete er in Hennef neben dem früheren Amtsgericht sein Geschäft „Audio-Video Bolz“, das nebst Werkstatt 1985 in den Neubau am Marktplatz umzog und seit 1990 als EP Bolz dem Kooperationsverbund „Electronic Partners“ angehört. Jetzt ist Bolz 71 Jahre alt – und auch ein bisschen traurig: „Wer gibt schon gern sein Kind weg? Das Geschäft war mein Kind.“
Zurückschauend bedauert der Bald-Ruheständler nicht, dass ihn der Vater ins Handwerk gedrängt und er einen Laden eröffnet hat. „Ich habe das eigentlich immer gern gemacht, verkaufen und reparieren“, resümiert der Arbeitgeber von – in der Spitze – fünf Beschäftigten. Vor allem die technische Entwicklung in der Unterhaltungselektronik zwang ihn, ständig Neues zu lernen. „In dem Beruf geht es nicht ohne Fortbildung“, sagt Bolz. Aushängende Zertifikate zeugen von der Teilnahme an Seminaren industrieller Produzenten.
Verkaufsrenner seien einst der Walkman, später CD-Player gewesen, erinnert sich Bolz. In jüngster Vergangenheit sind es die LCD-Fernseher. Neben den großformatigen Geräten springt im Geschäft ein Apparat ins Auge, der wie ein überdimensionales Smartphone anmutet. „Das ist mein bester Verkäufer“, sagt Bolz lachend.
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Mit Berührungen des Touchmonitors können sich die Kunden einen Überblick über das gesamte Sortiment mit rund 2000 Artikeln inklusive Ansichten und Produktdaten verschaffen. „Virtual Shelf“ heißt der Apparat. „Den muss ich haben“, sagte sich Bolz, als Saturn im Sommer 2014 eine Filiale in Hennef eröffnete und er fürchtete, Kundschaft zu verlieren. „Zuallererst habe ich geschluckt.“ Aber dann kam es anders. Der große Konkurrent habe sich sogar positiv auf sein Geschäft ausgewirkt, sagt Bolz. „Es kamen mehr Kunden von auswärts.“ Sie wussten die Fachkenntnisse und den Service des alteingesessenen Radio- und Fernsehmanns zu schätzen.
„Liessem, Klein, Falk“, zählt Lothar Bolz die anderen Radio-Fernseh-Geschäfte auf, die es einmal in Hennef gegeben hat. Auch Saturn ist seit Oktober vorigen Jahres Geschichte. Mit EP Bolz schließt nun der letzte Vertreter der Branche im Zentralort. Die Kundschaft, die den Service benötigt und noch Garantien auf erworbene Geräte hat, steht indes nicht im Regen: Der Elektrofachhandel Gerd Karnath in Hennef-Bröl übernimmt. Auch ein Mitarbeiter von Bolz wechselt dorthin.