„Kiddical mass" im Zentrum150 kleine und große Radler demonstrierten durch Hennef
Hennef – Laut, bunt und vor allem fröhlich radelte die erste „Kiddical mass“ am Samstag durch Hennef. Rund 150 Radlerinnen und Radler hatten sich auf dem Marktplatz versammelt, von ganz klein bis ganz schön alt, mit Elektroantrieb und ohne, Dreiräder und eine Rikscha, mit und ohne Handicap. Sven Bartel vom Allgemeinen Deutschen Fahrraadclub Hennef (ADFC) begrüßte Erwachsene und Kinder gleichermaßen.
Sein Verein hatte die Organisation übernommen, als Teil einer internationalen Aktion. Insgesamt 202 Städte beteiligten sich allein bundesweit daran. Ziel der ungewöhnlichen Demonstrationen sind sichere Schulwege, sichere und breite Radwege, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Das sind die Kernforderungen des Bündnisses „Kind aufs Rad“.
Das traf auf volle Zustimmung bei der Zielgruppe. „Ich fände es gut, wenn die Radwege sicherer gemacht würden“, meinte zum Beispiel der elf Jahre alte Anjun. Noch weiter holte Valeska, acht Jahre alt, aus: „Ich finde es wichtig, dass die Kinder in der Stadt sichere Radwege haben, damit sie nicht immer von den Eltern mit dem Auto herumkutschiert werden müssen.“
Sie selbst hat es da gar nicht so einfach, von Kningelthal nach Happerschoß zur Schule ist für sie kaum machbar. Aber auch das gehört zum Forderungskatalog in Hennef: gute Verbindungen zwischen den fast 100 Dörfern.
Die Eltern stießen ins gleiche Horn. „Das ist eine tolle Aktion“, meinte etwa Christine Driesow, „so können wir Bewusstsein für ein fahrradfreundlicheres Hennef schaffen.“ Dass es damit noch nicht zum Besten bestellt ist, zeige der Schulweg ihres Sohnes, der vom Siegbogen zum Gymnasium muss. Da gebe es unter anderem an der Querung der Blankenberger Straße und auf der Frankfurter Straße noch Verbesserungsbedarf.
Die Polizei machte dann den Weg frei, an Bahnhof und Ladestraße vorbei ging es auf die Frankfurter Straße und einmal quer durchs Zentrum – mit Blick aufs Fahrrad. Aufs Pedelec hatte sich auch Bürgermeister Mario Dahm geschwungen, der das Thema Mobilität ja zur Chefsache erklärte hatte.
Die Radlerinnen und Radler zeigten, wie eine Rettungsgasse geht. Alle fuhren wie selbstverständlich rechts ran, als Notarzt und Rettungswagen von hinten an der „Kiddical mass“ vorbeizogen. Hupkonzerte der Autofahrer blieben aus, sie stoppten geduldig, so mancher winkte den Demonstrierenden freundlich zu.
Es gab auch Steigungen auf der fünf Kilometer langen Strecke
Am Schulcampus Fritz-Jacobi-Straße führte der weitere Weg nach Geistingen. Dort übrigens, das versprach Dahm bei der Abschlusskundgebung, soll vielleicht bald schon eine autofreie Zone entstehen. „Wir wollen es einfach versuchen“, sagte er und erntete dafür Beifall.
Vorher gab es noch die ein oder andere Steigung zu bewältigen, an der Bahnunterführung der Theodor-Heuss-Allee oder an der Katholischen Grundschule hoch zur Bonner Straße. Zu Ausfällen kam es nicht, die Helfer vom Deutschen Roten Kreuz blieben arbeitslos. Dafür wartete im Kurpark zum Abschluss ein Eiswagen, an dem sich schnell eine Schlange bildete.
Organisator Bartel dankte vor allem den Kleinen, dass sie die fünf Kilometer so locker abgestrampelt hatten. Gesundheit und Spaß, Umwelt und Klima, das alles könne das Radfahren leisten. Deshalb wollen er, ADFC und „Kind aufs Rad“ das für Kinder und Jugendliche fördern. Das fördere Selbstständigkeit und Unabhängigkeit, damit es weniger Elterntaxis geben müsse. „Die Stadt bietet so mehr Lebensqualität“, meinte er.
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Kommunen könnten nicht alles regeln, aber es gebe noch Luft nach oben, etwa durch Fahrradstraßen – die Kurhausstraße wäre eine gute Möglichkeit - oder Schulstraße. Tempo 30 müsse sowieso her. Bürgermeister Dahm erklärte: „Es tut sich einiges.“
So gibt es eine Abteilung Mobilität, einen eigenen Ausschuss des Stadtrats und das Konzept für einen Masterplan Mobilität. Er warb für den ersten Hennefer Klimatag am 18. Juni und Bartel verkündete, dass es am 25. September die zweite „Kiddical mass“ geben werde.