Die Corona-Krise macht auch den Hilfsorganisationen im Kreis ordentlich zu schaffen.
„Wir bemerken am Wegfall einzelner Veranstaltungen schon, dass Geld fehlt“, sagt Frank Malotki, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuz im Rhein-Sieg-Kreis.
Wie es weitergeht, ist noch fraglich,
Rhein-Sieg-Kreis – Viel Applaus erhielten die ehrenamtlichen Helfer vom Deutschen Roten Kreuz, Malteser-Hilfsdienst und Johannitern während des Lockdowns. Doch während sie auch in der Corona-Pandemie den Katastrophenschutz sicherstellen, müssen die Hilfsorganisationen zugleich mit hohen finanziellen Verlusten rechnen. Denn einen Teil des Geldes zum Schutz der Bevölkerung müssen sie selbst verdienen.
„Wir bemerken am Wegfall einzelner Veranstaltungen schon, dass Geld fehlt“, sagt Frank Malotki, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuz im Rhein-Sieg-Kreis. Hilfsorganisationen des Katastrophenschutzes finanzieren einen großen Teil ihres Budgets durch Sanitätswachen auf Großevents, etwa der Eitorfer Kirmes. Wegen der Corona-Pandemie fallen diese allerdings bis Ende Oktober aus. Die Ausgaben lägen jährlich bei rund 90.000 Euro.
Schutz der Bevölkerung nicht gefährdet
Der Schutz der Bevölkerung sei dadurch nicht gefährdet. Der Geschäftsführer fürchtet aber, dass sich die Verluste auf die Ausbildung der Ehrenamtlichen auswirken könnte. „Die Pflichtausbildung und die Grundausrüstung zahlen zwar Bund und Land, aber für alles, was darüber hinaus geht, müssen wir selbst aufkommen.“ Als Beispiel nennt er die Rettungshundestaffel des DRK. „Auch Dinge wie eine Ersatzjacke oder zusätzliche Ausrüstung im medizinischen Bereich sind wichtig, um die Motivation und Einsatzfähigkeit der Ehrenamtlichen zu erhöhen. Man sollte den Ehrenamtlichen etwas bieten können, damit sie Spaß an ihrer Arbeit haben“, meint Malotki. „Niemand hat Lust auf das Ehrenamt, wenn die Ausrüstung unzureichend ist. Die Freiwilligen sollten genauso ausgerüstet werden wie die Hauptamtlichen“, sagt er. Gegebenenfalls aber müssten neue Anschaffungen ins neue Jahr verschoben werden. Eine Kostenaufstellung nimmt das DRK derzeit vor. „Umgekehrt fallen durch die Pandemie natürlich auch viele Kosten weg“, schildert Malotki. Knapp 10.000 Fördermitglieder hat das DRK im Rhein-Sieg-Kreis, rund 1000 sind in den 16 Ortsvereinen aktiv.
Die Finanzierung des Katastrophenschutzes ist gesetzlich genau geregelt: Ein Drittel übernimmt langfristig gesehen der Bund, ein Drittel das Land. Den Rest müssen die Hilfsorganisationen selbst aufbringen, sei es durch Spenden oder Einsätze – anders als die Feuerwehr, die der jeweiligen Kommune untersteht und direkt von ihr finanziert wird. Einen Überschuss dürfen die Organisationen als gemeinnützige Vereine nicht erwirtschaften. Auch etwaige Tochtergesellschaften, wie ein Pflegedienst, sind gemeinnützig und damit zweckgebunden – ihr Budget darf ebenfalls nicht im Katastrophenschutz verwendet werden. Die Kommunen wiederum sind nicht verpflichtet, sich an den Kosten für den Katastrophenschutz zu beteiligen. Gibt es Schäden an einem Wagen oder Gerät, müssen entweder Bund, Land oder die Organisation dafür aufkommen – je nachdem, wer bereits die Anschaffung finanziert hat.
„Totalverlust der Einnahmen“
„Auch wir haben durch den Wegfall des Sanitätsdienstes einen Totalverlust der Einnahmen“, sagt Julian Müller vom Regionalvorstand der Johanniter-Unfallhilfe. Einen Überblick über die tatsächlichen Ausfälle erhalte er jedoch erst am Jahresende. „Ein größeres Problem ist für uns, dass uns die Leute wegbrechen – die Ehrenamtlichen wollen ja üben und sich nicht nur in Online-Konferenzen treffen“, sagt er.
„Wenn eine zweite Corona-Welle kommt, gehen die Einnahmen wieder gegen Null“, ergänzt Michael Krämer, Kreisgeschäftsführer des Malteser-Hilfsdiensts im Rhein-Sieg-Kreis. „Wir hatten ja auch Einnahmen durch Behindertenfahrdienste, aber die Schulen hatten ja sehr lange geschlossen. Zudem fehlen uns die Fördermitglieder, weil unsere Ehrenamtlichen ja nicht mehr persönlich um neue Spender werben können“, sagt er. Viele Menschen und Firmen spendeten aber auch gerade jetzt wegen des Einsatzes in der Pandemie an die Hilfsorganisationen – einen Überblick über die Finanzen kann sich Krämer jedoch auch erst am Jahresende verschaffen. „Ich gehe aber nicht davon aus, dass es zu Problemen kommen wird.“