Innerhalb von drei Stunden waren zum Verkaufsstart alle Überraschungspakete weg. Sogar aus den Niederlanden und Bayern kamen die Kunden zur Abholung.
Überraschungspakete schnell wegHunderte Feuerwerk-Fans pilgern zum Weco-Gelände in Eitorf
Der Jeep rauscht nun schon zum fünften Mal übers Werksgelände von Weco. Emra Saka stoppt diesmal an Station sieben, lässt sich die etwa ein Meter langen und 30 Zentimeter breiten Pakete auf die Ladefläche hieven, es sind die letzten drei. „Hast du ein Lager in der Nähe?“, frotzelt einer der Männer in pinkfarbener Warnweste. „Ja, meine Garage“, sagt Saka und grinst. Er wohnt in der Nähe, eigentlich praktisch. Doch in seinem Fall vor allem für Freunde, Verwandte und Bekannte.
Der Eitorfer hat insgesamt 13 Pyrotechnik-Großbestellungen angenommen und dafür fünf Online-Slots am Samstagmorgen gebucht. Denn die Überraschungspakete sind sperrig, drei zu 55 Euro passen in den Kofferraum des Jeeps, aber nur eines zu 110 Euro, der Renner bei den Feuerwerk-Fans, berichtet Oliver Gestmeier, Pressesprecher der Pyrotechnik-Fabrik. Innerhalb von drei Stunden waren zum Verkaufsstart am 12. Dezember alle weg.
In Eiforf gibt es nicht nur Knall und Rauch, sondern Glitzer, Glimmer, Farben
Die teureren Ensembles enthalten ausschließlich Batterien, die höchsten Komfort für die Kunden bieten, beschreibt Gerstmeier: „hinstellen, anzünden, weggehen und genießen.“ Tolle Effekte, nicht nur Knall und Rauch, sondern Glitzer, Glimmer, Farben. Für die besonders Lärmempfindlichen gebe es sogar ganz leise Batterien. Das kann man sich allerdings bei den Super-Sonder-Angeboten im Paket nicht aussuchen.
Aus Düren ist Torsten Koslowski angereist, direkt nach der Frühschicht, „ich fahre Brötchen aus“, sagt der muntere Mann in der hellgelben Steppjacke. Es ist minus 5 Grad Celsius. Sein Atem formt sich in der klaren Luft zu weißen Wölkchen.
Er hält sein Handy-Display dem Weco-Mitarbeiter entgehen, der scannt den QR-Code der Bestellung, es piepst, drei Pakete laden die Männer in Pink in den Kofferraum. Je eines auch für die Eltern und den Schwager ruft Kosloswki und düst ab, noch 80 Kilometer bis zum Frühstück.
Nicht nur aus dem Rheinland und dem Bergischen pilgern die Pyrotechnik-Fans ins Eitorfer Gewerbegebiet, die Kundschaft kommt auch aus dem Saarland, Hessen, den Niederlanden, gerade war einer mit bayerischen Kfz-Kennzeichen hier, erzählt Gerstmeier: „Vielleicht ohnehin auf Familienbesuch hier in der Gegend.“
Die Brache boomt, die Weco-Pakete waren innerhalb von drei Stunden ausverkauft
Die Branche boomt, nach der Corona-Delle, die fast zum wirtschaftlichen Tod geführt hätte, wollten die Menschen es offenbar wieder krachen lassen. Nach den Super-Jahren 2022 und 2023, wo es so gut wie keine Retouren gab, habe der Einzelhandel 20 Prozent mehr bestellt, so der Weco-Sprecher. Bei allen Großen, Aldi, Lidl, liegt die Ware von der oberen Sieg im Regal. Mehr hätte der Marktführer auch gar nicht liefern können, „unsere Lagerkapazitäten sind begrenzt“.
Der Aufwärtstrend spiegelt sich auch in den Beschäftigtenzahlen wider. Nach dem Tiefpunkt mit 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei man jetzt bei 285, die Fluktuation sei extrem gering, etliche seien wiedergekommen, der zweite Ausbildungsjahrgang ist gestartet. Einst waren es indes 460, ein zweiter Standort musste in Pandemiezeiten dicht gemacht werden.
Feuerwerk sei Tradition, nicht nur für die Belegschaft, sondern auch für die Menschen eine emotionale, eine Herzensangelegenheit, das spüre das Weco-Team, das seit fünf Uhr vor Ort ist, die ersten Kunden kamen um sieben Uhr. Etliche hätten sich persönlich und telefonisch für den reibungslosen Ablauf bedankt.
Um 16 Uhr heute ist Schluss, Montag ist auch noch ein Tag. Die Diskussionen um Umwelt- und Tierschutz gebe es, sie seien aber sehr viel leiser geworden, meint Gerstmeier: „Die Kritik ist abgeebbt.“ Die Böller und Raketen aus heimischer Produktion erfüllten alle Sicherheits- und Umweltstandards, wie die vom Bundesumweltamt vorgegebenen Feinstaub-Grenzwerte. Seit dem vergangenen Jahr bereits verzichtet Weco auf Kunststoffe und Plastik in Produktion und Verpackung.
Das Thermometer zeigt minus drei Grad. Ihre Jacken haben etliche Verlader an den sieben Stationen ausgezogen. Wir arbeiten uns warm, sagt Marius Ganseuer schmunzelnd. In diesem Jahr sorgt auch das Wetter für Hochstimmung, kalt und klar und sonnig: „Das soll so bleiben bis Silvester“, prognostiziert Gerstmeier. Ideal, um 2025 mit explosiven Himmelsbildern willkommen zu heißen.