Eitorfer KirchengebäudeBauauschuss sieht St. Josef als Denkmal – die Gemeinde nicht
Eitorf – Ein erster Schritt ist getan: Der Ausschuss für Bauen und Sportstätten hat sich dafür ausgesprochen, die katholische Kirche St. Josef Harmonie in die Denkmalliste der Gemeinde aufzunehmen. Diese Entscheidung, gegen die sich der Kirchenvorstand im Vorfeld zur Wehr gesetzt hatte, war im Februar vertagt worden. Die Ausschussmitglieder hatten sich damals dafür eingesetzt, sowohl mit dem Kirchenvorstand als auch mit der Konzeptgruppe, die sich für einen Erhalt der Kirche einsetzt, Gespräche zu führen und sich das Gebäude selbst anzusehen.
Dass der Rundbau mit Turm des Siegburger Architekten Hans Lob schützenswert sei, hatte das Amt für Denkmalpflege in einem Gutachten bescheinigt. Als kirchenarchitektonisches Experiment sei St. Josef die wichtigste der sechs Kirchen im Werk des Schülers des jetzt gestorbenen Architekten Gottfried Böhm. Die zwölfeckige, aus Backsteinen erbaute Kirche wurde vom Erzbistum Anfang 2020 außer Dienst gestellt.
Die katholische Kirche St. Patricius, in deren Seelsorgebereich Harmonie fällt, sah keine pastorale Zukunft für das Gebäude. Denn, wie es Pater Johannes Mikrut im Gespräch mit dieser Zeitung damals erläuterte, es habe kein Pfarrheim und keinen Veranstaltungsraum. Außerdem sei der Bau von 1970 in schlechtem Zustand: Wasser im Keller, der Turm baufällig, die Mauer nicht mehr fest.
Kosten für den Erhalt sind aus Sicht der Gemeinde zu hoch
Der Kirchenvorstand schätzte den Sanierungsaufwand auf 200.000 Euro, hinzu kämen die Unterhaltungskosten von 12. 000 bis 15.000 Euro jährlich. Das sei zu viel für eine Kirche, die als sakrale Einrichtung nicht mehr benötigt werde; der Kirchenvorstand müsse verantwortlich mit Kirchensteuermitteln umgehen.
Die Option, das Gebäude zu verkaufen, wollte sich der Kirchenvorstand mit der Verweigerung des Denkmalschutzes offen halten und bekräftigte dies noch im April gegenüber der Gemeindeverwaltung. Voraussetzung für Verkauf oder Erbpacht sei aber eine „würdevolle Folgenutzung des Objekts“.
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Der Denkmalstatus kann dies nun erschweren. Ob eine bestimmte Nutzung oder eine bestimmte Änderung des Denkmals erlaubt werden kann, muss in der Regel in einem Genehmigungsverfahren nach den Vorgaben des Denkmalschutzgesetzes geklärt werden. Ihre Fraktion werde daher nicht zustimmen, machte Ingrid Wegscheid für die FDP im Bauausschuss am Mittwoch dann auch klar: „Wir können es nicht mit unserem liberalen Gewissen vereinbaren, dass der Kirchengemeinde Möglichkeiten am Eigentumsrecht genommen werden.“
Große Ausschussmehrheit ist für den Denkmalschutz
Die übrigen Fraktionen schätzten offenbar den Erhalt der Kirche für die Nachwelt als wichtiger ein. Eine große Mehrheit stimmte für den Denkmalschutz, über den der Rat am 28. Juni entscheiden soll.
„Ein ganz tiefes Glück und ein Gefühl der Dankbarkeit“ empfinde sie nach dem Beschluss von Mittwoch, sagte Marlies Schmitz, die den Antrag auf Denkmalschutz 2017 gestellt hatte. Für sie und die vielen Menschen, die sich über viele Jahre in vielen Arbeitskreisen für den Erhalt dieser besonderen Kirche eingesetzt hätten, sei nun „eine kleine Basis gelegt worden, von der aus weiter entwickelt werden kann. Ich sehe das ganz positiv“.