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Betrug, DiebstahlWie das Leben eines Windecker Unternehmers nach einem Brand den Bach runterging

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Der Eingang des Bonner Landgerichts.

Der inhaftierte Windecker stand erneut vor dem Bonner Landgericht. (Symbolbild)

Der heute 34-Jährige sitzt seit drei Jahren im Gefängnis und steht jetzt schon wieder vor Gericht. Die Abwärtsspirale begann mit dem Brand einer Lagerhalle.

Der Onlinehandel mit Autoteilen, den ein damals 20-Jähriger 2009 in Windeck gegründet hatte, lief anfangs super. Vor allem die von ihm aus Großbritannien importierten Motoren fanden reißenden Absatz, so dass der junge Selfmademan, der nach dem Fachabitur zunächst als Pizzabote gearbeitet hatte, bald 28 Angestellte beschäftigte. Dann aber brach durch die Unachtsamkeit eines Mitarbeiters 2012 ein Feuer in der Lagerhalle aus und vernichtete den gesamten Bestand. Weil der Chef unterversichert war, blieb er auf einem Berg von Schulden sitzen, ging in die Insolvenz – und steckte von da an fest in der Abwärtsspirale.

Seit Mittwoch muss sich der heute 34-Jährige vor der 10. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts wegen Steuerhinterziehung in vier Fällen verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, zwischen Ende 2018 und Februar 2021 keine Einkommen-, Gewerbe- und Umsatzsteuer gezahlt zu haben. Der Schaden summiert sich laut Anklage auf rund 118.000 Euro.

Windecker belieferte Kunden nicht, die ihre Einkäufe bereits bezahlt hatten

Der Angeklagte räumte die Vorwürfe in einer Erklärung seines Verteidigers Martin Kretschmer ein: „Es sind keine Steuern abgeführt worden, das ist ganz klar.“ Sein Mandant kenne sich mit Motoren gut aus, „aber nicht mit dem Papierkram“. Um die Buchhaltung habe sich die mittlerweile von dem 34-Jährigen geschiedene Frau gekümmert. Ein Steuerberater hatte zuvor das Handtuch geworfen, weil er nicht mehr bezahlt worden war.

Nach dem Brand hatte der Mann wiederholt versucht, sich selbstständig zu machen, mal war sein Vater der offizielle Eigentümer der Firma, mal die Ehefrau. Aber der Mechaniker scheiterte und kam wiederholt mit dem Gesetz in Konflikt. So kassierte er Vorstrafen wegen Betruges, weil er etwa Kunden, die eine Bestellung bereits gezahlt hatten, nicht belieferte.

Windecker sitzt derzeit in einem Euskirchener Gefängnis eine Strafe ab

2019 schließlich glaubte der Angeklagte, das ganz große Ding zu drehen: Er schloss sich einer Diebesbande an, die teure Autos bestimmter Marken klaute, ausschlachtete und dann die Einzelteile verhökerte. Er war als Fachmann für Motoren angeheuert worden. Die Kripo setzte dem Treiben allerdings schnell ein Ende, 2021 verurteilte eine andere Strafkammer des Bonner Landgerichts den geständigen Windecker zu sechs Jahren und einen Monat Haft; darin einbezogen wurden zwei Freiheitsstrafen der Amtsgerichte Gummersbach und Waldbröl über zusammen anderthalb Jahre.

Mittlerweile hat er über zwei Millionen Euro an Schulden angehäuft, und es ist nicht nur für den Verteidiger unzweifelhaft, dass der 34-Jährige, der im Euskirchener Gefängnis 100 Euro im Monat verdient, die Summe nie wird begleichen können. Rechtsanwalt Kretschmer regte deshalb die Einstellung des Verfahrens an. Das aber lehnte die Staatsanwaltschaft rundweg ab: Der Steuerschaden sei sechsstellig, von dem Geld könne man zwei neue Lehrer einstellen. Das Urteil soll Ende des Monats gesprochen werden.