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FriedhofRat in Eitorf beerdigt Idee eines Memorial Cubes – Bürgermeister scheitert

Lesezeit 2 Minuten
Fotomontage eines Memorial Cubes auf einem Friedhof, ein fast würfelförmiges Gebäude ohne Fenster mit begrünter Fassade.

So hätte der Memorial Cube für 4500 Urnen auf dem Alten Friedhof in Eitorf aussehen können.

Der Eitorfer Gemeinderat hat das Projekt eines Memorial Cubes für Urnen auf dem Alten Friedhof endgültig verworfen und übte harsche Kritik am Bürgermeister.

Auf dem Alten Friedhof in Eitorf wird es keinen Memorial Cube geben. Der Gemeinderat hat diese Idee am Montag endgültig beerdigt, Mitte September hatte auch schon der Bauausschuss so entschieden.

Am Ende hob allein Bürgermeister Rainer Viehof die Hand dafür, die Errichtung einer fast würfelförmigen Aufbewahrungsstätte für bis zu 4550 kugelförmige Urnen weiterzuverfolgen. Den entsprechenden Ratsbeschluss von Juni 2023 aufzuheben, hatte die FDP beantragt. Dem stimmten alle Fraktionen zu.

Pflege des Alten Friedhofs kostet die Gemeinde jährlich 11.000 Euro

„Zu groß, zu teuer und falsch“ lautete das Urteil von Sascha Liene (FDP) über den Memorial Cube. Auf allen fünf bestehenden Friedhöfen in Eitorf sei die Auslastung mangelhaft, „wir haben zu viele Grabplätze, uns laufen die Kosten davon“. Liene rechnete vor, dass bei 220 Urnenbestattungen, die es jährlich in Eitorf gebe, auf den fünf Friedhöfen auf Jahre hin gar keine Urnenbeisetzungen mehr stattfänden, sollte ein Cube mit mehr als 4500 Plätzen gebaut werden.

Zum Argument der steigenden Friedhofskosten merkte Viehof an, dass man den Aufwand nicht für jeden Friedhof einzeln, sondern für alle zusammen betrachten müsse. So hätten die Einnahmen durch den Memorial Cube seiner Überzeugung nach sogar Teil der Problemlösung sein können. Zudem wäre es laut Viehof möglich gewesen, die 11.000 Euro, die die Gemeinde jährlich für die Grünpflege auf dem Alten Friedhof ausgibt, in die Gesamtrechnung einzubeziehen.

Der Bürgermeister Rainer Viehof mit leuchtend grüner Jacke steht vor einem Modell eines Memorial Cube aus einem Gerüst und darüber gehängten Tarnnetz.

Voriges Jahr hatte Bürgermeister Rainer Viehof ein Gerüst aufbauen und mit einem Tarnnetz behängen lassen, um zu zeigen, wie sich der Memorial Cube auf dem Gelände macht.

Neben dem klaren Scheitern seines Projekts (Viehof: „Ich respektiere das“) musste der Bürgermeister harsche Kritik aus den Reihen der Kommunalpolitiker einstecken. Verärgerung hat die Pressekonferenz ausgelöst, bei der Viehof Mitte Oktober – also nach der Ablehnung im Bauausschuss – mit dem Vorsitzenden des Heimatvereins, Alwin Müller, und dem niederländischen Unternehmer Wil Joosten noch einmal für den Memorial Cube geworben hatte (wir berichteten).

Liene sah darin einen „neuen Tiefpunkt“ in der Zusammenarbeit von Rat und Verwaltungschef. „Sie haben keinen Respekt vor dem Rat und dem eigenen Haus“, sagte Sara Zorlu (SPD), die die Achtung der Arbeit der Kommunalpolitiker vermisste. Auf der Pressekonferenz habe Viehof nur seine eigenen Argumente vorgebracht. Toni Strausfeld (CDU) schloss sich der Kritik an und erweiterte sie auf einen anderen Alleingang Viehofs. „Seit der Wahl 2020 arbeitet dieser Rat hervorragend zusammen“, sagte Strausfeld, und nicht gegen den Bürgermeister, „werden Sie endlich Chef dieses Teams!“

Dass er die Arbeit der Kommunalpolitik nicht achte, wies Viehof zurück. Seine Pressekonferenz sehe er „sehr wohl als Teil des demokratischen Prozesses“ an.