Als Karnevalsjeck wollte der Eitorfer Ausdauerläufer Jörg Löhr beim Köln-Marathon im Kostüm seines kölschen Idols antreten.
Jecke IdeeDen 63. Marathon lief Eitorfer Sportler im Kostüm von Hans Süper
Von diesem Auftritt werden die Sportfans an den Straßenrändern der Domstadt wohl noch lange sprechen: Denn im Pulk der mehr als 20.000 Läufer beim Köln Marathon 2024 war auch Hans Süper. Wie bitte? Der Hans Süper, die Karnevalsikone vom Colonia Duett, der Mann mit dr Flitsch? Geht doch gar nicht: Süper starb am 24. Mai 2022 mit 86 Jahren.
Geht doch: als Reminiszenz an den großen Kölner Karnevalisten. Der Eitorfer Marathonläufer Jörg Löhr schmiss sich ins Kostüm und griff sich seine Ukulele, als er am 1. Oktober zum Köln-Marathon antrat. Sogar den charakteristischen Schnurrbart hatte er sich wachsen lassen. „Als Jeck ist man ja geradezu verpflichtet, mindestens einmal im schönsten Kostüm an der Startlinie zu erscheinen“, erzählte er über seine jecke Idee, die 42,195 Kilometer als Hans Süper zurückzulegen.
In der Startzone in Köln-Deutz war „Hans“ schon ein gefragtes Fotomotiv
Obwohl Löhr für seine Auftritte im Eitorfer Pfarrkarneval Ukulele lernte, sagt er: „Ich weiß, dass ich niemals an Süpers musikalische Qualitäten herankomme, aber in Sachen positive Beklopptheit bin ich schon ziemlich nah am großen Vorbild dran!“
In der Startzone in Köln-Deutz, morgens um 8 Uhr, war „Hans“ schon ein gefragtes Fotomotiv bei vielen älteren Sportlern. Aber auch am Streckenrand, Richtung Altstadt und in den Cheering-Zonen in der Innenstadt wurden besonders die verkleideten Marathonläufer mit Rauch, Lichteffekten, Musik und Konfetti gefeiert. „Ein Gänsehautmoment nach dem anderen“, erinnert sich der 61-Jährige, der in seiner Sportlerkarriere nicht nur die großen Läufe der Welt absolvierte, sondern auch diverse Langstrecken meisterte – im vergangenen Jahr den 100-Kilometer-Lauf im schweizerischen Biel. In Köln lief er jetzt seinen 63. Marathon.
Doch auch der Köln-Marathon habe es in sich gehabt, berichtet Löhr: Der Streckenabschnitt in den Kölner Norden rund um Kilometer 30 sei die Härteprüfung gewesen. Das habe man in den Gesichtern der Läuferinnen und Läufer sehen können. Auch er habe die Zähne zusammenbeißen müssen. Aber: „Das Kostüm half in diesen Momenten.“ Und als in Nippes an jeder Ecke immer wieder ein langgezogenes „Haaaaaaans!“ aus den Kehlen der Zuschauer ertönte, sei alles wieder gut gewesen. Das Spalier der „Appelsinefunke“ der Nippeser Bürgerwehr passierte der Eitorfer bestens gelaunt und laut singend.
Die letzten Meter des Köln-Marathons auf dem roten Teppich absolvierte Jörg Löhr singend
Der Anblick von zwei als Kölsch-Dosen verkleideten Läufern auf der Strecke machte wohl durstig, und so meldete sich an einer Kölsch-Theke mit frischgezapften Obergärigen zwei Kilometer vor dem Ziel plötzlich der „innere Hans“. Nach 40 Kilometern mit Wasser und Energy-Drinks musste ein Kölsch einfach sein – Löhr blieb stehen und gönnte sich eins. Auf kölsche Art erfrischt, setzte der Biochemiker den Lauf in Richtung Dom fort.
Auf dem roten Teppich zum Ziel, wo die Menschen dicht an dicht hinter den Absperrgittern den Finishern zujubelten, stoppte er bewusst seinen Laufschritt und schlenderte gemütlich die letzten Meter in Richtung Ziel, schlug auf der Ukulele die Melodie an und sang den „Kölsche Jung“.