In der Ausschuss-Sitzung machten Einwohner ihrem Ärger Luft.
„Reine Fantasiegebilde“Heftige Kritik an Windkraft-Plänen von Eitorfs Bürgermeister
Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinde, preiswerter Strom für die Bürger, vielleicht sogar die Erzeugung von grünem Wasserstoff in Eitorf. Voller Optimismus äußerte sich Bürgermeister Rainer Viehof jüngst auch gegenüber dieser Redaktion über Chancen, die Windkraftanlagen böten. Auch nannte er den möglichen Standort und eine Zahl: Bis zu 15 Rotoren könnten sich im Norden des Gemeindegebiets an der Schmelze südlich der Römerstraße drehen. Im Planungsausschuss hielt sich die Begeisterung indes in Grenzen. Stattdessen blies der Wind Viehof ordentlich ins Gesicht.
„Man sollte keine falschen Versprechungen machen, wie, dass der Strom in Eitorf billiger wird“, sagte Sara Zorlu (SPD). Sascha Liene (FDP) sprach sogar von „reinen Fantasiegebilden“ des Bürgermeisters, dem Dietmar Tendler (SPD) einen Fehler attestierte: „Du hast zur falschen Zeit den Mund aufgemacht.“ Das Thema Windkraft erfordere eine exzellente Kommunikation vor Ort, „man muss alle mitnehmen“.
Wertverlust der Häuser und Gesundheitsrisiken durch Infraschall wurden angesprochen
Nicht mitgenommen fühlt man sich vor allem in den Ortschaften in Nähe der ins Auge gefassten Flächen für die 200 bis 250 Meter hohen Windräder. In der Ausschuss-Sitzung machten Einwohnerinnen und Einwohner unter anderem aus Plackenhohn, Nannenhohn, Hönscheid und Rankenhohn ihrem Ärger Luft. „Wie würden Sie es finden, wenn in einem Kilometer Entfernung Ihres Gartens so ein Turm steht?“ „Wer sammelt die getöteten Tiere auf?“ „Was passiert mit dem Mikroplastik-Abrieb der Windradrotoren?“
Neben diesen Fragen wurden der Wertverlust der Häuser und Gesundheitsrisiken durch Infraschall angesprochen und die Meinung geäußert, dass ein attraktives Wandergebiet und ein Windpark nicht zusammenpassten. Zuhause in Wilkomsfeld, wo sie seit zwölf Jahren lebt, zeigt Sabine Wiehlpütz-Böckeler mit herrlichem Ausblick über das Schmelztal, was durch den Bau von Windrädern verloren ginge.
Warten auf den Regionalplan Doch die 55-Jährige sorgt sich nicht nur um das Landschaftsbild. Da sei die Gefahr, dass ein Windrad brennen könne, ohne Chance für die Feuerwehr, es zu löschen. Der Abrieb sei Sondermüll, werde aber nicht entsorgt, sondern gerate ins Erdreich. Das Strompreis-Argument stimme nicht. Ihr Fazit zu Windenergieanlagen in Eitorf: „Da gewinnen wir doch nichts durch.“
Naturschutzverbände haben erhebliche Bedenken
In der Ausschuss-Sitzung beklagte Wiehlpütz-Böckeler eine fehlende Vorab-Information der betroffenen Bürgerinnen und Bürger. „Wir wurden überfahren, keiner wusste Bescheid, wir sind alle vom Stuhl gefallen.“ In diesem Punkt machte Viehof die Zusage, dass es natürlich eine Bürger-Information geben werde, sobald „Belastbares“ aus der Regionalplanung vorliege. Gemeint ist der auf der Bezirksregierungsebene in Aufstellung befindliche Regionalplan, in dem Windenergiegebiete in den Kommunen ausgewiesen werden oder auch nicht.
Naturschutzverbände haben erhebliche Bedenken auch hinsichtlich der Windkraftpotenzial-Flächen im Eitorfer Norden angemeldet. „Wir sind in einem Verfahren der Suche“, sagte Laura Faßbender (CDU), „es ist offen, ob am Ende überhaupt eine Fläche übrig bleibt.“
Essener Büro Ökoplan hatte bereits eine Untersuchung vorgenommen
Der Eitorfer Planungsausschuss beschloss einstimmig, das Ergebnis aus dem Regionalplan abzuwarten, ehe die Gemeinde Sonderbauflächen für Windräder im untergeordnetem Flächennutzungsplan ausweist. Ausgesetzt wurde der Vorschlag, eine Reihe von möglichen Standorten artenschutzrechtlich näher unter die Lupe zu nehmen.
Das Essener Büro Ökoplan hatte bereits eine Untersuchung vorgenommen und empfiehlt, Standorte mit „sehr hohem Konfliktpotenzial“ nicht weiter zu verfolgen. Es verblieben rund zehn Einzelflächen mit „erhöhtem Konfliktpotenzial“, die vertieft untersucht werden könnten. Als windradempfindliche, kollisionsgefährdete Tiere benannte ein Experte von Ökoplan die Zwergfledermaus sowie Rotmilan, Uhu und Schwarzstorch mit Brutvorkommen im nördlichen Gemeindegebiet.