Kundgebung zum Klimaschutz80 junge und alte Menschen setzen in Eitorf ein Zeichen
- Eitorf ist diesmal der Mittelpunkt der Aktivisten im gesamten Rhein-Sieg-Kreis
- Über 450 Demonstrationen sind beim globalen Klima-Aktionstag bundesweit angemeldet
- Rund 80 Demonstranten sind auf dem Marktplatz zusammengekommen, um eine Verkehrswende zu fordern
Eitorf – „Wir brauchen ein Umdenken für unsere Umwelt, wir brauchen Radwege für die Kinder, für die Senioren, wir wollen Abgase vermeiden, aber auch Unfälle.“ Sina Pfister vom Klima-Treff Eitorf steht am Mikrofon in der „Speaker’s Corner“ auf dem Marktplatz und formuliert die Forderungen der Klima-Aktivisten. Fahrradklingeln begleiten ihre Worte, Kinder und Erwachsene heben selbstgemalte Schilder hoch. Es ist Freitag, Fridays-for-Future-Tag, und erstmals seit langer Zeit steht nicht Corona im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, sondern das Klima.
Eitorf ist diesmal der Mittelpunkt der Aktivisten im gesamten Rhein-Sieg-Kreis: Über 450 Demonstrationen sind beim globalen Klima-Aktionstag bundesweit angemeldet, und einzig in der Sieggemeinde findet eine große Aktion statt. Rund 80 Demonstranten sind auf dem Marktplatz zusammengekommen, um eine Verkehrswende zu fordern. Zuvor war die Fahrrad-Demo vom Bahnhof durch die Straßen am Zentrum gezogen, lautstark und bunt.
„Wo ein Wille ist, ist auch ein Radweg“, ruft Carmen Ulmen ins Mikrofon, die Gründerin des Klima-Treffs. Denn weg vom klimaschädlichen Auto hin zum Fahrrad, das geht nur, wenn die Infrastruktur da ist, da sind sich die Redner, darunter auch Sigurd van Riesen vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) einig. Und gerade in Eitorf gebe es enormen Nachholbedarf. Auf der Brückenstraße haben die Demonstranten schon nachgeholfen: Sie haben blau und rot Radwege markiert und stellen die Frage, warum die Gemeinde das nicht schon längst realisiert hat.
Zu viele Autos fahren durch den Innenort, das finden auch Yannis und Maja von der Mosaikschule, die ein Gedicht darüber verfasst haben, wie Helikopter-Eltern ihre Kinder zur Schule bringen. Sie träumen davon, morgens um 7.45 Uhr mit dem Fahrrad zu ihren beiden Schul-Standorten in Harmonie und der Brückenstraße zu kommen, ohne von Abgasen eingenebelt zu werden.
Ihre Mitschülerinnen Sanja und Emily aus der vierten Klasse treten nach ihnen ans Mikrofon und lesen einen ganzen Katalog an Ratschlägen vor, was jeder einzelne gegen den Klimawechsel tun kann: Trinkhalme aus Metall verwenden, Fahrrad statt Auto fahren, weniger Papier verwenden, Strom sparen, Bäume pflanzen.
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Für die junge Generation gehen auch die Eltern und Großeltern auf die Straße, aus Hennef, Windeck und Eitorf sind verschiedene Gruppen da, die ihre Solidarität mit der Fridays-for-Future-Bewegung zeigen. Birgit Leblanc, Elisabeth Quitmann und Miriam Busch haben sich bei einer Siegburger Klimademo kennengelernt und zur „Eitorf for Future“-Gruppe zusammengeschlossen. Die Frauen werden jetzt jeden Freitag um 11 Uhr eine Mahnwache für den Klimaschutz auf dem Marktplatz halten und wünschen sich noch viele Mitstreiter.
„Wollen ein Netz aus Radwegen“
Die Diplom-Geografin mit Schwerpunkt Klimawissenschaft Carmen Ulmen gründete den Klima-Treff mit Menschen aus Eitorf, Windeck und Hennef. Im Gespräch mit Sandra Ebert erläutert sie die Ziele der Aktivisten.
Warum haben Sie die Fahrrad-Demo organisiert?
Carmen Ulmen: Eitorf hat als einzige Kommune im Kreis kein Klimaschutzkonzept. Wir haben innerorts so gut wie keine Radwege, es fehlt am Willen. Wir wollen ein Netz aus Radwegen, das alle Schulen, Kindergärten und Spielplätze anbindet.
Wie wollen Sie die Menschen zum Mitmachen bringen?
Die Eltern müssen sich umstellen, das Fahrrad im Alltag nutzen. Und zwar ganzjährig. Es braucht dafür aber auch Angebote, ein kostenfreies Lastenrad für die Bürger zum Beispiel wie in Siegburg. Da wird es ab Oktober sogar sieben geben, in Eitorf gibt es keins.
Ist Car-Sharing ein Thema?
Das möchten wir mit der Bürger-Energie Rhein-Sieg für die Außenorte in Angriff nehmen. Es gibt einige Interessenten. Wir möchten mit einem Beispielprojekt starten, vielleicht in Bohlscheid. Auf jeden Fall soll es ein E-Auto sein, das mit Ökostrom betrieben wird.
Der Protest, findet Leblanc, dürfe nicht nur auf die Städte begrenzt sein. „Eitorf ist unsere Heimat. Jeder einzelne hier kann etwas tun, wir müssen sichtbar werden“, sagt Quitmann. „Ein Umdenken muss einsetzen. Für die nachfolgenden Generationen.“ Findet auch Günter Kretschmann der Hennefer „Oldies for Future“, der vom Hennefer Markt nach Eitorf gekommen ist: „Es muss jetzt besser gemacht werden. Für die Zukunft unserer Kinder.“