DudelsackspielerDie Nutscheid Forest Pipe Band holt schottische Musik nach Windeck
Windeck – Wer sich an der Oberen Sieg unvermittelt ins schottische Hochland versetzt fühlt, weil plötzlich das Pfeifen von Dudelsäcken zu vernehmen ist, der ist ziemlich sicher in Eulenbruch gelandet. Im Garten des Eulenhofes probt bei Magdalena und Bernd Vasters regelmäßig die Nutscheid Forest Pipe Band.
Wenn die Tage kürzer und kälter werden, ziehen die Musiker in den typisch schottischen Kilten sich zum Proben ins oberbergische Nümbrecht zurück. Dort haben sie in Harscheid das Dorfhaus gemietet.
„Man mag es oder man hasst es. Es gibt wenig dazwischen,“ beschreibt Carina Bleidt die Reaktionen der Mitmenschen auf die Musik der Dudelsackspieler. Sie hat mehr als 16 Jahre Erfahrung als Solospielerin und Piperin in mehreren Bands gesammelt. Weil Freunde der schottischer Instrumente und Musik nicht in jedem Dorf gleich um die Ecke zu finden sind, ist sie über Jahre mit ihrem Mann Jörg Bleidt – er ist Trommler und Ausbilder – von Mettmann nach Belgien und in die Niederlande gefahren, um mit anderen zu spielen. Geübt wird ansonsten zu Hause. „Meine Nachbarn freuen sich immer, weil sie es mögen“, berichtet Carina Bleidt.
Bei der Nutscheid Forest Pipe Band ist die Musikerin Pipe-Major. Das ist so etwas wie der Dirigent im Gesangverein. Wer Carina Bleidt oder Pipe-Sergant Katharina Nohl allerdings bei einem Auftritt als Bandleader identifizieren möchte, muss genau hinschauen. Denn wie alle anderen Spieler haben sie ihre Hände am Instrument. Anweisungen geben sie dennoch mit den Händen, aber auch mit den Füßen. Das Ende eines Stückes zum Beispiel signalisiert die Pipe-Major, indem sie ein kleines Stück nach vorn tritt.
Bei der Frage nach ihrer Gründung verweisen die Dudelsackmusiker auf ein Feuerwehrfest in Ruppichteroth Anfang September 2000. Dort kamen einige von ihnen ins Gespräch. „Im Laufe des Abends kristallisierte sich der Gedanke heraus, eine eigene Gruppe ins Leben zu rufen“, fasst Geschäftsführer Wolfgang Renz zusammen.
Ehemalige Mitglieder der Weilerswist and District Pipe Band gründeten neuen Musikverein
Den Worten folgten Taten: Fünf ehemalige Mitglieder der Weilerswist and District Pipe Band trafen sich am 28. September 2000 und gründeten einen neuen Musikverein. Nachdem die Abkürzung seines ersten Namens doch sehr nah an der einer Partei lag, entschieden sich die Mitglieder 2002 für „Nutscheid Forest Pipe Band“.
Im Garten in Eulenbruch trifft sich an einem sonnigen Samstag eine der beiden Wettbewerbsbands des etwas mehr als 50 Mitglieder zählenden Vereins. Sie treten in der fünften Kategorie an und nehmen im Garten des Eulenhofes ihr Bewerbungsvideo auf. „Nächstes Jahr spielen wir vielleicht schon in der vierten“, meint Gastgeber Vasters. In Deutschland werde bis Kategorie drei gespielt. Zwei und eins seien schottischen und kanadischen Bands vorbehalten.
„Wo willst du denn landen?“, fragt Jörg Bleidt seine Frau Carina. Es geht um das Stimmen der Dudelsack-Pfeifen. Die Tonhöhe wird auch von der Temperatur beeinflusst, und Jörg Bleidt muss die Trommeln entsprechend stimmen, damit alles zueinander passt. Bei den Pfeifen kommen elektronische Stimmgeräte zum Einsatz. Carina Bleidt und ein Kollege machen die Runde, greifen bei Bedarf während des Spiels an die Pfeifen, um die Tonhöhe zu korrigieren. Am Ende steht die Pipe-Major noch einmal selbst im Rund der Spieler, spitzt die Ohren in alle Richtungen und gibt am Ende das Okay.
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Interessenten am Dudelsackspielen rät Carina Bleidt zunächst einmal an einer Pfeife zu üben, die der altbekannten Blockflöte ähnelt. Etwas 40 Euro kostet das Einstiegsinstrument. Für den eigentlichen Dudelsack werden dann zwischen 1200 und 2000 Euro fällig, je nach Ausstattung. Wer schon länger spielt, wie Ernst Steffl, trägt beim Musizieren Ohrstöpsel. „Schließlich sind meine Ohren unmittelbar neben den Pfeifen“, erklärt der Mann aus dem Bayerischen Wald, der in Hennef wohnt.
Neben Paraden und Karnevalszügen tritt die Nutscheid Forest Pipe Band auf Wunsch auch bei privaten Feiern auf. Die Honorare, die sie dafür bekommen, werde in Instrumente, Wartung und Miete für den Probenraum gesteckt, erklärt Pipe-Major Bleidt. Auch für eine Weihnachtsfeier oder ein Sommerfest falle noch etwas ab.