Abenteuer SüdpolWas ein Hotelier aus Ruppichteroth mit seinem Vater in der Antarktis erlebte

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Christopher und Erich Koch mit roten Jacken stehen auf einem Schiffsdeck, im Hintergrund sind eisbedeckte Berge zu sehen.

Mit einem Expeditionsschiff fuhren Christopher und Erich Koch zum Südpol.

Einmal Eis, immer Eis: Erich Koch zieht es dahin, wo es kalt ist. Mit seinem Sohn Christopher Koch aus Ruppichteroth reiste er zum Südpol.

„Ich habe Wikingerblut in mir“, sagt Erich Koch, „es zog mich schon immer in den Norden.“ Koch war in Norwegen, Island, Grönland. „Einmal Eis, immer Eis“, das habe ihm einmal ein Kapitän gesagt. Soll heißen: „Du willst das Eis immer wieder sehen.“

Kein Wunder also, dass der heute 69-Jährige irgendwann anfing, zu überlegen, wie er dort hinkommt, wo sich das meiste Eis auf diesem Planeten befindet. „Das ist dein Wunschtraum, wir machen das“, bestärkte ihn sein Sohn Christopher Koch aus Ruppichteroth. Als Corona vorbei war, wurde der Plan in die Tat umgesetzt: Vater und Sohn reisten in die Antarktis.

Wasser, Eisberge, Felsen und blauer Himmel.

Eis und Stille: Vater und Sohn erlebten faszinierende Szenerien.

Das Abenteuer Südpol begann am 6. Januar 2023. „Nur in unserer Winterzeit, wenn in der Antarktis Sommer ist, kann man dahin“, erklärt Christopher Koch (41), während sein Vater auf dem Smartphone nachguckt: „Jetzt sind es da gerade minus 50 Grad.“

Nach fast 14-stündigem Flug, einer Nacht in Buenos Aires, einem weiteren Flug nach Ushuaia, dem „Ende der Welt“ in Patagonien, und drei Tagen an Bord der MS Fridtjof Nansen erblickten Erich und Christopher Koch die eisige Schönheit der Antarktis im Licht der rund um die Uhr scheinenden Sonne. „Eine andere Welt“, wie der Junior es ausdrückt. „Das Überraschendste ist die Stille, eine tiefe Stille, die einem das Gefühl der Unendlichkeit gibt.“

Eine Meerenge, links und rechts teils eisbedeckte Felsen, kleine Eisschollen auf dem Wasser.

Die Fahrt durch den Lemaire-Kanal zählte zu den beeindruckendsten Erlebnissen.

Die Südpol-Fahrer haben Fotografien auf dem Tisch ausgebreitet, wohl wissend, „dass man mit Bildern nicht wiedergeben kann, was wir sehen durften“. Das Farbspektrum der Landschaftsaufnahmen beschränkt sich auf Blautöne, Weiß und Schwarz.

Wasser, schroffe Felsen, der Himmel und das allgegenwärtige Eis in unzähligen Formationen bilden eine Szenerie, die vor allem im Lemaire-Kanal, einer Meerenge zwischen der Antarktischen Halbinsel und der Booth-Insel, spektakulär ist. „Die Berge links und rechts erheben sich bis auf 1000 Meter“, erzählt Christopher Koch, „das war ein grandioser Anblick, unbeschreiblich schön.“ 

Menschen in roten Jacken sitzen in einem Zodiac-Schlauchboot.

Mit Zodiac-Schlauchbooten wurden die Südpol-Touristen zu den Anlandungsstellen gebracht.

„Als ob der liebe Gott Würfeln spielt.“ So beschreibt Erich Koch das eindrucksvolle Naturschauspiel vorbeitreibender Eisberg-Kolosse. Auch etliche Buckelwale ließen sich blicken. Mehrmals ging es für die Passagiere des Expeditionsschiffes außerdem an Land. Warm eingepackt zum Schutz vor der eisigen Kälte, stiegen sie in Zodiac-Schlauchboote, die sie zu den Anlandungsstellen brachten. Zu den Vorsichtsmaßnahmen zählte, dass dort Proviant für 24 Stunden lagerte.

Eigenes Schuhwerk und Hinsetzen sind verboten

Bei den Landgängen galten strenge Hygiene-Regeln. „Man versucht, die Antarktis so weit wie möglich von Fremdstoffen freizuhalten“, erklärt Koch senior. Eigenes Schuhwerk ist nicht erlaubt, alle müssen die zur Verfügung gestellten Gummistiefel tragen. „Man darf sich auch nicht hinsetzen und schon gar keinen Müll hinterlassen“, berichtet Christopher Koch. 

Zwei Pinguine auf schwarzem Felsuntergrund.

Mehrmals sahen die Reisenden Pinguine.

Mit roten Fähnchen waren die Wege abgesteckt, auf denen die Touristen durch den Schnee stapften. Die Temperaturen klettern im antarktischen Sommer zwar bis auf den Gefrierpunkt, aber „wegen des Winds herrschte eisige Kälte“, so Christopher Koch. Vater und Sohn sahen nichts Grünes, keine einzige Pflanze. Dafür aber Wedellrobben und immer wieder Pinguine, deren Laufstraßen nicht zuletzt durch den strengen Geruch ihres Kots auszumachen waren. 

Ausflug zu einer alten Forscherhütte

Die argentinische Forschungsstation „Base Brown“ war ein Ausflugsziel, wie auch das rote „Wordie House“, eine ehemalige Forscherhütte für meteorologische Messungen. Dort gab es alte Kaffeedosen, Konserven, Töpfe, Pfannen, Schallplatten und vieles mehr aus vergangenen Zeiten zu sehen. Bei einem anstrengenden Landgang, der extrem steil bergauf aufführte, blieb Erich Koch lieber auf dem Schiff, wo es abends Vorträge über die Antarktis gab.

Sohn und Vater Koch stehen auf dem Schiffsdeck.

Christopher und Erich Koch auf dem Deck des Expeditionsschiffes MS Fridtjof Nansen.

Die insgesamt 13-tägige Reise sei kein Urlaub im Sinne von Erholung gewesen, resümieren Vater und Sohn, schon gar keine „Remmidemmi-Kreuzfahrt“. Der Rückweg durch die Drake-Passage vorbei an Kap Hoorn geriet bei stürmischer See mit zehn Meter hohen Wellen vielmehr zum Stresstest: „In der Kabine wurde man von Wand zu Wand geschleudert“, erinnert sich Christopher Koch, dem es schon auf der Hinfahrt schlecht geworden war.

In das Abenteuer Antarktis investierten der Hotelier und sein Vater etwa 15.000 Euro pro Person.  „Eins lernten wir: Demut“, zieht der Sohn ein Fazit aus der Expedition. „Die Natur ist schützenswert, sie ist größer als wir, du bist so klein.“

Die nächste Reise soll in Richtung Nordpol gehen

Erich Koch, der in Rheinland-Pfalz lebt, hat derweil schon eine Idee für die nächste Reise, die er gern mit der ganzen Familie unternehmen möchte. Dann soll es in Richtung Nordpol gehen, nach Spitzbergen – logisch: einmal Eis, immer Eis.

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