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Flott gemachtFrank Forsbach aus Seelscheid bietet Touren auf  historischen Mopeds an

Lesezeit 4 Minuten
Fünf Männer mit Helm und Warnweste sitzen auf historischen Mopeds

Auf Tour im Windecker Ländchen: Wer einen Autoführerschein hat, darf ein solches antikes Möhrchen steuern. Leiter Frank Forsbach (l.) erklärt alle Feinheiten.

Frank Forsbach aus Seelscheid bietet Touren auf restaurierten Mopeds an. Wir begleiteten ihn auf der Reise in die Vergangenheit.

Auf Hochglanz poliert sind seine Schätzchen, die Ketten geölt, die Züge frisch gefettet. 15 historische Mopeds hat Frank Forsbach in den vergangenen Jahren flott gemacht, der 59-Jährige bietet nun Gruppenfahrten ins Bergische an. Wir machen für diese Reportage eine Probefahrt zu Zweit. Es wird auch eine kleine Reise in meine Vergangenheit.

Der Schwarm der Schule damals fuhr eine Kreidler Florett, ich durfte mich an ihm festklammern. Später lieh meine große Schwester mir ihr Hercules-Mofa, ein einziges Mal; nach einem abrupten Bremsmanöver pulte mir der Hausarzt den Splitt aus der Schürfwunde am Arm. Zweirad fahre ich, 59, dennoch bis heute, lange eine 400er Honda, aktuell eine Vespa.

Der Experte aus Seelscheid holt zwei Tomos-Mopeds aus der Scheune

Forsbach schiebt eine Tomos aus der Scheune, 49 Kubik, 50 Stundenkilometer Spitze, knallrot, der Streifen auf dem Tank und die Federgabel leuchtend blau. Schick. Der hohe Chromlenker und der langgestreckte Sattel erinnern mich an mein Bonanza-Rad, mit reiner Muskelkraft betrieben, das ist noch länger her.

Von einer Tomos habe ich nie gehört. „Eine niederländische Marke“, verrät der Fachmann für die filigranen Maschinen. Knapp 50 Kilo wiegt mein Möhrchen, Baujahr um 1990, ich suche den Anlasser. Vergebens. Der Besitzer, ganz Gentleman, klappt unter der Fußraste einen schmalen Bügel aus. Ein energischer Tritt auf den Kickstarter: Es knattert.

Der Tank eines antiken Mopeds mit einer aufgeklebten 50

Tempolimit: Die knatternden Maschinen fahren höchstens 50 km/h.

Er schwingt sich auf ein silberfarbenes Tomos-Modell, Warnwesten übergestreift, Helme aufgesetzt, es geht los. Ich folge ihm, die Nase voll von einem intensiven Geruch: Die Zweitakter verbrennen ein Öl-Benzin-Gemisch, knapp zwei Liter auf 100 Kilometer. Besser ein bisschen Abstand halten. Am Straßenrand bleiben die Leute stehen, schauen sich nach uns um, manche mit hochgerecktem Daumen.

Forsbach streckt den Arm aus, biegt nach rechts ab Richtung Oberheister. Richtig, einen Blinker haben unsere Mopeds nicht. Aber selbstverständlich eine TÜV-Plakette. Alle 15 hat der gelernte Autolackierer als Bastlerfahrzeuge erworben. Sie in unzähligen Arbeitsstunden wieder flott gemacht, mit Hilfe von Maschinen zum Ausschlachten.

Bergauf nach Seelscheid schafft das Moped nur mit Mühe, Not und Vollgas 40 km/h

Neue Ersatzteile seien für die antiken Vehikel, das Älteste stammt aus den 1970er Jahren, nicht zu bekommen. „Sie werden längst nicht mehr gebaut.“ Hat er eine Kreidler Florett? Forsbach bedauert: „Die sind unerschwinglich.“

Wir kurven bis zur B 56, es geht zurück nach Seelscheid. Bergauf schafft die Tomos mit Müh und Not und Vollgas 40 km/h. Die Tachonadel zittert, Autokolonnen überholen uns, wir fahren so weit rechts wie möglich. Für die Vergnügungstouren ins Bergische wählt der Leiter ruhigere Strecken aus.

Ein Mann tritt einen Hebel an einem Moped heruntert

Mokicks haben, wie der Name sagt, einen Kickstarter.

Dann ist auch eine Solo 713 am Start, „eine ganz alte Marke“. Ferner eine Honda Camino, ein Schmuckstück in ganz in schwarz, weiß und rot bis zu den Felgen. Und zwei Suzuki-Mopeds. „Ich sehe ihn kaum“, sagt Forsbachs Frau Ute, so sei das mit einem Hobby-Schrauber an der Seite. Sie hat - glücklicherweise - ebenfalls eine Leidenschaft für die knatternden Altertümchen. Sie fährt eine Hercules Prima 5, Baujahr 1983.

Der größte Spaß: Eine Familienausfahrt mit den beiden erwachsenen Töchtern samt Freunden. „Ein Moped damals, das war Freiheit“, erzählt Ute Forsbach mit leuchtenden Augen. Ein Auto hatte damals längst nicht jede Familie, die Busverbindungen gerade im Ländlichen waren spärlich.

Die Männergruppe, mit der Forsbach kürzlich unterwegs war, schwelgte ebenfalls in Nostalgie. Ein Junggesellenabschied, der Bräutigam allerdings hatte noch nie auf einem Moped gesessen. Verkehrsrechtlich kein Problem, ein Autoführerschein reicht aus. Doch der Tourleiter ließ den Anfänger sicherheitshalber ein paar Runden drehen, demonstrierte die richtige Bremshaltung: „Die Hand muss stets griffbereit am Hebel liegen.“ Gas gebe man nur mit dem Handballen.

Schön, klein und handlich seien die Maschinen, die Fahrt in die Vergangenheit wirke zugleich entschleunigend, schwärmt Forsbach, der auch im Alltag oft aufs Moped steigt, zur Arbeit in einem großen Lohmarer Unternehmen knattert. Allerdings über Umwege, denn die Bundesstraße 56 ist ab Siegburg-Stallberg als Kraftfahrstraße ausgeschildert, ausschließlich für Motorfahrzeuge mit Mindesttempo 60.

Bei Wind und Wetter bleiben alle Mopeds allerdings in der Garage. Nicht, weil der 59-Jährige zimperlich wäre. Regen, erklärt Frank Forsbach, tue der alten Technik einfach nicht gut.


Zwischenstopps an Aussichtspunkten

Die Historischen Mopedfahrten führen bis ins Windecker Ländchen mit Zwischenstopps an besonderen Aussichtspunkten wie der Stachelhardt. Gruppengröße: bis acht Personen. Kosten: 50 Euro pro Stunde pro Person. Die Mopeds sind vollgetankt und versichert. Die Teilnehmerfahren auf eigene Gefahr. Kontakt: 0170/526 96 89.