Neunkirchen-Seelscheid – Mit innovativen Ideen möchten die neuen Eigentümer des Unternehmens Thurn Germany nach der Insolvenz des alten Betriebes die Zukunft angehen. Geruchsperlen sind ein Stichwort dabei. „Jeder kann damit individuell seiner Wäsche eine persönliche Note geben“, sagt Dr. Melanie Denißen.
Die 34-Jährige kommt frisch von der Universität aus Düsseldorf. „Für uns war es wichtig, dass wir mit Schwung durchstarten. Dazu ist es nötig, dass in der Forschung Impulse gesetzt werden können“, erklärt Harald Weber, der als Beauftragter der Geschäftsführung für das Qualitätsmanagement zuständig ist.
Neue Leuchtturmprojekte
Thurn beliefert große Handelsketten europaweit mit Wasch- und Reinigungsmitteln und stellt ihre Eigenmarken im Auftrag her. „Wir sind in Konkurrenz mit anderen Anbietern“, sagt Weber. Durch neue „Leuchtturmprojekte“ wie die Geruchsperlen könne man als innovativer Produzent in der Branche auf sich aufmerksam machen. „Solche Entwicklungen fallen dem Verbraucher auf. Damit kann sogar geworben werden.“
Natürlich müsse auch das Kerngeschäft, mit dem das Geld verdient werde, stetig den Anforderungen angepasst werden. „Dr. Marcus Peterek und Dr. Ulrich Linden forschen seit Jahren erfolgreich im Pulverbereich“, erläutert Weber. „Auch wegen ihrer Weiterentwicklungen wurden wir mehrfach von der Stiftung Warentest ausgezeichnet.“
In den Test- und Entwicklungslaboren des Unternehmens laufen die Wasch- und Spülmaschinen wieder auf Hochtouren. Dort wird die Qualität der Produkte in Langzeitbelastung geprüft. „Ein Waschmittel, das jeden Schmutz entfernt, jedoch schnell die Farben der Kleidungsstücke ausbleichen lässt, ist nicht geeignet“, erklärt Laborantin Güzel Bischoff-Aras.
2,5 Stunden dauert ein Test-Waschgang, 30 mal wird er durchgeführt. Nach 75 Stunden werden die Flecken mit einem Scanner analysiert und mit Verschmutzungen ohne Behandlung verglichen. „Wenn die Farbe zu sehr ausgeblichen ist, muss bei der Zusammensetzung des Waschmittels nachgearbeitet werden“, erläutert Peterek beim Rundgang durch die Entwicklungsabteilung.
Diese „Fokussierung auf das Kerngeschäft Pulver“ bedeute auch, dass Um- und Ausbaupläne für den Standort Neunkirchen nicht weiter verfolgt werden. „Was hier auf dem Gelände an Produktionsflächen vorhanden ist, das genügt. Der geplante hohe Pulverturm ist damit vom Tisch“, so Weber. Das zu Thurn Germany gehörende Werk im niederländischen Kerkrade könnte die nötigen Mengen herstellen, die in Deutschland weiterverarbeitet würden.
Lagersystem nicht mehr zeitgemäß
Allerdings gibt es Änderungen im Inneren der Hallen. „Unser Lagersystem ist noch aus den 70er Jahren und nicht mehr zeitgemäß“, sagt Weber. Es wird erneuert. Die Vorbereitungen für die Arbeiten laufen schon.
Die Produktionsmengen im Neukirchen sollen steigen. Tabs für verschiedenste Anwendungen werden dort aus dem angelieferten Pulver gepresst und verpackt. Schriftzüge in Englisch fallen auf. „Diese Charge geht nach Großbritannien“, erklärt Weber. Der Brexit wird auch irgendwann im Bergischen zum Thema werden. „Bis dahin fließt aber noch viel Wasser den Rhein hinunter.“