Metzger Daniel Fedder spürt die Auswirkungen der Corona- und Energiekrise auf sein Geschäft. Das Kaufverhalten der Menschen habe sich verändert.
„Seit Karneval ist es ganz mau“Metzgerei Fedder aus Much spürt die Folgen der Krisen
Lange drehte Daniel Fedder keinen Ochsen mehr am Spieß. Das Catering, ein stark wachsendes Standbein der Traditionsmetzgerei, war durch Corona fast tot. Dafür entdeckten die Menschen im Homeoffice den eigenen Herd wieder und kauften mehr und qualitätsbewusster ein.
Nun herrschen Krieg und Inflation, die Krise wirkt sich auf das Kaufverhalten aus, das spürt man im 1889 gegründeten Betrieb, den der Meister mit seiner Frau Sabrina in vierter Generation führt. „Seit Karneval ist es ganz mau“, sagt der 43-Jährige. Dabei ist endlich die Baustelle vor dem Laden nach Monaten abgeräumt.
Auch Personalsuche gestaltet sich schwer
Er hofft auf ein sonniges Frühjahr und gute Nachfrage nach seinen Grillpaketen. Das Catering laufe langsam wieder an, Firmenevents, Karneval, Kommunion, Abibälle, Sommerfeste – vier bis fünf Veranstaltungen sind es am Wochenende, 15 bis 20 waren es früher, aber: „Die Leute wollen wieder feiern.“
Er suche Personal, ein mühsames Geschäft, obwohl Fedder mehr als Mindestlohn zahlt. „Köche sind nicht zu finden, es gibt Restaurants in Köln, die mit einer Vier-Tage-Woche locken.“ Auch im Laden und in der Wurstküche sind Stellen frei. 40 Mitarbeiter hatte Fedder vor Corona, nun sind es noch 15.
Steigende Preise machen dem Metzger zu schaffen
Von den 120 Fahrzeugen habe er mit Ausbruch der Pandemie 70 direkt abgemeldet, um Kosten zu sparen. Jetzt machen ihm die steigenden Preise zu schaffen, zum Beispiel für die Hällischen Landschweine der Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall.
Die sogenannten „Mohrenköpfe“ werden artgerecht gehalten, in der Heimatregion geschlachtet und dann nach Much gebracht. Zum einen schlage die Inflation durch, zum anderen habe eine Reihe von Schweinezüchtern aufgegeben, „so dass die Ware knapper und teurer wird“.
Kreative Ideen zur Kundengewinnung
Möglichst kurze Tiertransporte gebe es auch bei den Rindern, die aus der engeren Umgebung kommen und im eigenen Schlachthaus getötet und zerlegt werden. Seine Fortbildung zum Fleischsommelier und zum Cortador (Schinkenaufschneider) mit dem Fokus auf edleren Stücken soll neue Kundengruppen ansprechen.
So habe er ein T-Bone-Steak acht Wochen reifen lassen und zu einem Angebotspreis verkauft, an dem er kaum etwas verdiene: „Als ich mit der Riesen-Reihe in den Laden kam und fragte, wie dick ich es schneiden solle, waren die Kunden begeistert.“ Nun hoffe er, dass sie wiederkommen.
Kunden werde die Herkunft des Fleisches wichtiger
Die Kundschaft frage danach, woher das Fleisch komme. Damit könne das Handwerk punkten. Der Betrieb positioniert sich im Internet, verbreitet Informationen und Werbung über die Homepage und auf Facebook.
Das Schrumpfen der Branche sieht Fedder mit Sorge. Immer weniger Betriebe, immer weniger Auszubildende. Für Berufseinsteiger, die sich selbstständig machen wollen, sieht er hohe Hürden. Machbar sei dies eigentlich nur mit einer Betriebsübernahme, da die Maschinen 30.000, 50.000 oder gar 80.000 Euro kosteten, „und da habe ich noch keine Abluft, keinen Rauch“.
Das Geschäft in Much, Hauptstraße 19, hat dienstags von 8 bis 13 Uhr, mittwochs und donnerstags von 8 bis 13 Uhr und von 14.30 bis 18.30 Uhr, freitags von 8 bis 18.30 Uhr und samstags von 8 bis 13 Uhr geöffnet.