NotfallhelferWinterscheider Freiwillige sind schneller als der Rettungsdienst

Die Gruppe ist schnell vor Ort.
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Ruppichteroth – Ausgerechnet die kleinste Kommune des Kreises hat ein außergewöhnliches Angebot der Freiwilligen Feuerwehr im Programm: eine Notfallhelfergruppe. Seit zehn Jahren sind die 18 Wehrleute aus dem Löschzug Winterscheid als so genannte First Responder mit dabei, wenn lebensrettende Sofortmaßnahmen gefragt sind.
Sie überbrücken die „therapiefreie Zeit“, bis Rettungsdienst und Notarzt eintreffen. „Im Durchschnitt sind wir sechs Minuten vor dem ersten Rettungswagen da“, erzählt Florian Lückerath, der gemeinsam mit Feuerwehrarzt Herbert Broich die Gruppe leitet.

Der Feuerwehrarzt des Löschzugs Winterscheid leitet die Notfallhelfer an.
Copyright: Manfred Limbach
331 Einsätze gab es in diesem Jahrzehnt, 341 Patienten wurden versorgt. Für Lückerath ist die Geburt eines Jungen, bei der die Notfallhelfer assistierten, sicherlich einer der Höhepunkte der Arbeit.
Weit überwiegend aber sind es internistische und neurologische Einsätze, Herzinfarkte und Schlaganfälle etwa. Sie allein summieren sich auf 239. Es folgen chirurgische Anlässe, wie Verkehrs- oder Hausunfälle.
Da sie zu schweren Unfällen als Feuerwehr ohnehin gerufen werden, übernehmen sie, wenn es der Einsatz zulässt, auch da schon mal die Versorgung von Opfern. Gerufen werden sie immer, wenn in und um Winterscheid ein Notarzt mit angefordert wird.
Es gibt in NRW nur wenige Einheiten dieser Art
Das Angebot ist im Kreis einmalig, selbst in Nordrhein-Westfalen existieren nur ganz wenige ähnliche Einheiten. Entstanden ist die Idee noch unter dem damaligen Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes, Frank Riebandt.
Sie basiert auf einem Erlass des Landes, wie Lückerath berichtet. „Wir liegen genau im Schnittpunkt von vier Wachen – Hennef, Ruppichteroth, Neunkirchen-Seelscheid und Eitorf. Und da wird es manchmal knapp mit den Eintreffzeiten“, so Lückerath.
Gerade bei Notfällen, wo Wiederbelebung notwendig ist, zählt indes jede Sekunde. Übrigens ist es besser geworden, seit auf dem Hossenberg eine weitere Rettungswache in Hennef errichtet wurde. „Wir machen nur Erste Hilfe und unterstützen die Ersthelfer“, beschreibt er die Aufgabe der Gruppe.

Die Gruppe unterstützt auch den Notarzt des Rettungshubschraubers.
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Zugänge legen oder andere therapeutische Maßnahmen gehören nicht zu ihren Aufgaben. Aber die Mitglieder wissen, wie Patienten gelagert werden müssen, bei Herzinfarkt zum Beispiel aufrecht setzen, Bewusstlose in die stabile Seitenlage.
Sie sind versiert in der Herzdruckmassage, können sie auch anleiten und später den Rettungsdienst unterstützen. „Alleine, da zu sein, ist für viele Menschen eine große Hilfe.“ Die Helfer leisten Tragehilfe oder können den Arzt vom Rettungshubschrauber holen.
Der Ausbildungsstand ist sehr unterschiedlich. Ein Rettungsassistent, vier Rettungssanitäter, der Arzt und zwölf selbst ausgebildete Notfallhelfer stehen bereit. Alle werden alarmiert, es kommt, wer in der Nähe ist. Mit Einsatzleitwagen rücken sie in der Regel aus, haben ihren Notfallkoffer und einen Defibrillator dabei.
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„Wir schaffen es aber nicht immer auszurücken“, sagt Lückerath – es sind alles Freiwillige, die das ehrenamtlich machen. Es ist eine freiwillige Zusatzaufgabe. Die Gemeinde unterstützt das Projekt. Als Kommune im Haushaltssicherungskonzept kann sie aber nicht finanzieren. Deshalb läuft alles über Geld- und Sachspenden.
Vor einigen Jahren wurde ein Förderverein gegründet, seither funktioniert das noch besser. Komplette medizinische Ausstattung, Schutzausrüstung, Sicherheitsschuhe, Defibrillator, all das musste angeschafft werden. Gelohnt hat es sich ganz sicher: „Wir haben so einigen Menschen das Leben gerettet“, gibt sich Lückerath bescheiden.