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Auch Shell betroffenBus muss Pendler in Wesseling-Süd stehen lassen – Fußmarsch nach Urfeld

Lesezeit 3 Minuten
Ein Bus fährt auf einer Straße.

Am Bahnhof Süd in Wesseling (L 300) sollte eigentlich die Ersatzhaltestelle eingerichtet werden.

Die Linie 16 zwischen Bonn und Rodenkirchen fährt aktuell nicht, stattdessen pendeln Busse – doch keine Ersatzhaltestelle in Wesseling-Süd.

„Der Bus hält hier“, war sich Leoni (17) sicher. Beharrlich wartete sie mit ihrem Freund in Wesseling-Süd, direkt an der L 300 gegenüber der Haltestelle der Straßenbahnlinie 16. Beide wohnen in Wesseling-Süd und sind auf die Bahn beziehungsweise den Schienenersatzverkehr angewiesen.

Aktuell fährt allerdings die Linie 16 zwischen Bonn und Rodenkirchen nicht. In den Herbstferien baut die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) dort auf und an der Bahntrasse. Noch bis zum 28. Oktober pendeln deswegen die Ersatzbusse der Linie 116 zwischen den Haltestellen. Doch eine Ersatzhaltestelle für den Bus 116 ist in Wesseling-Süd nirgends ausgeschildert.

Zu sehen ist ein Hinweisschild an einem Bahnhof.

Eine Bürgerinformation hängt am Bahnsteig der Linie 16 am Bahnhof in Wesseling-Süd aus.

Auf dem Bahnhof steht sogar ein Schild mit dem Hinweis, dass der Ersatzhalteplatz der Linie 116 in Urfeld eingerichtet ist, 1,2 Kilometer entfernt. Betroffen sind auch die Mitarbeitenden von Shell. Ob vor oder nach ihrer Früh-, Spät- oder Nachtschicht, wer auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen ist, der muss jetzt immer einen ordentlichen Marsch auf sich nehmen – vor und nach der Arbeit.

„Die Strecke zieht sich ordentlich“, wissen einige zu berichten. ÖPNV-Pendler, die in der Nähe arbeiten, berichten auch, dass sie, um pünktlich auf der Arbeit zu sein, jetzt immer sehr viel früher zu Hause losmüssen.

Stadt Wesseling bat KVB, alternativen Standort zu benennen

„Dabei hält der Bus unterwegs wirklich an jeder Haltestelle der Linie 16, nur nicht in Wesseling-Süd“, kritisiert Shell-Mitarbeiter Achmid Thalin. Er findet das nicht in Ordnung. Auch sein Arbeitskollege Musa Madi ist ein bisschen frustriert.

Von ihren Mitarbeitenden weiß auch Shell von der Situation. „Wir sind ja grundsätzlich daran interessiert, dass unsere Mitarbeitenden und die unserer Partnerfirmen sicher zur Arbeit und wieder nach Hause kommen“, sagt der Sprecher der Shell Energy and Chemicals Park Rheinland, Constantin von Hoensbroech. Ihre Kompetenz ende jedoch am Werkszaun. Da Shell jedoch weiß, dass die Haltestelle Wesseling-Süd auch von den Mitarbeitenden stark genutzt wird, wolle man bei den Verkehrsbetrieben noch einmal auf die Situation aufmerksam machen.

Zwei Männer sprechen, einander zugewandt, miteinander.

Musa Madi und Achmid Thalin müssen jetzt 1,2 Kilometer nach Urfeld gehen, um mit dem Bus weiterfahren zu können.

Die Stadt Wesseling erklärt, dass der Landesbetrieb Straßen NRW dem von der KVB geplanten Standort für die Ersatzbushaltestelle Wesseling-Süd nicht zugestimmt habe. Es fehle an Aufstellflächen sowie befestigter Fläche, die für ein ungehindertes und sicheres Einsteigen, insbesondere für mobilitätseingeschränkte Menschen, notwendig seien.

„Der Antrag der KVB auf Einrichtung einer Ersatzhaltestelle an diesem Standort musste somit von Seiten des städtischen Ordnungsamtes abgelehnt werden“, bedauert Wesselings Erster Beigeordneter Matthias Neeser. Die Stadt habe die KVB aber dringlich gebeten, einen alternativen Standort zu benennen, was bis zum Beginn der Baumaßnahme nicht geschehen sei. Laut Stadt habe die KVB den von ihr geplanten Haltepunkt in Wesseling-Süd als „alternativlos“ bezeichnet. „Diese Argumentation ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar“, so Neeser.

Landesbetrieb Straßen NRW äußert Sicherheitsbedenken

Straßen NRW bestätigt den Sachverhalt. „Wir haben die Angelegenheit geprüft und bezüglich der geplanten Positionierung der ÖPNV-Ersatzhaltestelle Wesseling-Süd an der L 300 Sicherheitsbedenken geäußert“, so der Behördensprecher Torsten Gaber. Grundsätzlich sollten aus Sicht des Landesbetriebs immer eine gesicherte, möglichst barrierefreie Zuwegung und eine ausreichende Aufstellfläche vorhanden sein. Das sei in Wesseling-Süd nicht der Fall gewesen.

Die Stadt Wesseling sei den Bedenken gefolgt und habe daher die Ersatzhaltestelle Wesseling Süd nicht angeordnet. „Sie hätte unsere Bedenken aber theoretisch auch ignorieren können, wenn andere Interessen wichtiger gewesen wären“, so Gaber. Dann wären die Stadt allerdings in der Haftung, wenn ein Unfall passiert.

Die KVB hofft hingegen, dass sie von der Stadt Wesseling doch noch die Genehmigung für die Ersatzbus-Haltestelle an der L 300 in Wesseling-Süd bekommen. „Wir sind erneut mit der Stadt im Gespräch“, so KVB-Sprecher Stephan Anemüller. Mehrfach und stets ohne Probleme habe man schließlich bei vorangegangenen Ersatzbus-Einsätzen auch in Wesseling-Süd den Ersatzhaltepunkt für den Bus eingerichtet.

Nachdem der zweite Bus ohne zu stoppen an Leonie und ihrem Freund vorbeigefahren ist, machten sich beide zu Fuß zur nächsten Haltestelle auf.