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Feuer in WesselingViele Familien sind auch Monate nach Wohnungsbrand noch obdachlos

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Etliche Familien leben seit dem Brand zwangsweise getrennt und in der Notunterkunft.

Wesseling – Margret Düsseldorf (63) bricht bis heute immer mal wieder in Tränen aus. „Ich werde diesen Qualm-Geruch nicht los“, sagt sie. Es war am Abend des 8. August dieses Jahres, als im Keller des Mehrfamilienhauses an der Gartenstraße ein Feuer ausbrach.

Gegen 22 Uhr hörte auch Düsseldorf die Schreie aus den Wohnungen: „Feuer, es brennt!“ Sofort riss sie ihre Wohnungstür auf, schlug sie jedoch direkt wieder zu. „Alles war voll Rauch, ich konnte die gegenüberliegende Wohnungstür nicht mehr sehen“, berichtet sie. Vom Fenster aus sah sie dann die Feuerwehrleute, die bereits angefangen hatten zu löschen.

Feuer in Wesseling: Bewohner wollten Kinder aus Fenstern werfen

Bestimmt, aber freundlich hätten die Feuerwehrleute den Bewohnern signalisiert, sich auf die Balkone zu begeben. „Dort haben sie sehr beruhigend mit uns allen gesprochen“, erzählt die 63-Jährige. „Einige Mieter wollten ja in der Panik sogar ihre Kinder aus den Fenstern und vom Balkon werfen, um sie in Sicherheit zu bringen“, erinnert sich Tülin Murzoglu (21).

Die Feuerwehrleute führten die Bewohner ins Freie, nachdem das Feuer gelöscht und das Treppenhaus gelüftet war.

Aber der Feuerwehr sei es gelungen, alle zu beruhigen und ihnen die Angst zu nehmen. „Trotzdem verfolgt mich diese Nacht bis heute“, sagt Mine Murzoglu. Nachts werde sie wach, vorher höre sie die Kinder schreien, sehe Feuerwehrleute, die mit Atemschutzgeräten ins Haus rennen und wieder herauskommen, und rieche sogar den Rauch, der auch ihr die Flucht durch das Treppenhaus unmöglich gemacht hatte.

Rauchgeruch verfolgt einige bis heute

„Dieser Rauch ist sogar durch die nassen Tücher gezogen, die wir innen gegen die Wohnungstür gelegt hatten“, berichtet Kerstin Bohlken (28). Feuerwehrleute hätten sie nach draußen gebracht – sie habe nur Hausschuhe und Jogginganzug angehabt, ihre Katze habe sie in der Transportbox getragen. „Die Feuerwehr war großartig, sie hat uns allen das Leben gerettet“, betont Margret Düsseldorf.

Der schwarze Ruß hatte sich in den Wohnungen auf der Einrichtung, auf Böden und an Wänden abgesetzt.

Was aber auch sie zunächst nicht ahnte: Alle 24 Familien, insgesamt 59 Personen, waren am Ende des Abends obdachlos. Die meisten mussten all ihre Habseligkeiten, ihre Möbel, Wäsche und Kleidung in den Wohnungen zurücklassen. „Die Sachen waren alle mit dem Ruß kontaminiert und musste entsorgt werden“, berichtet die Hausmeisterin des Wohnhauses, Susanne Krämer. „Mir sind gerade einmal zwei Kartons von meinem bisherigen Leben geblieben“, sagt Margret Düsseldorf schluchzend.

Seit dem Feuer in Wesseling obdachlos

„Wir sind quasi seit dem Feuer obdachlos“, sagt Mine Murzoglu. Eine Freundin habe sie und eine ihrer beiden Töchter aufgenommen. Ihre jüngere Tochter wohne bei einer anderen Freundin. „Unsere Familie ist seit dem Feuer auseinandergerissen.“

Die meisten Habseligkeiten der Bewohner waren nicht mehr zu retten und mussten entsorgt werden.

Das gleiche Schicksal haben auch Tobias Breuer (40) und seine Familie. „Meine Lebensgefährtin und unser Sohn wohnen zurzeit mit in der kleinen Wohnung meiner Mutter“, berichtet er. Er selbst sei in der Obdachlosen-Unterkunft in einem Zimmer in Wesseling untergebracht. Dort teile er sich Bad und Küche mit anderen Bewohnern.

Wohnungen in Wesseling noch nicht wieder bewohnbar

Auch Alexander Krapp (30) wohnt zurzeit in dieser Unterkunft in einem Zimmer. Lieber heute als morgen möchte er zurück in seine Wohnung. Doch die Sanierungsarbeiten ziehen sich hin. „Das kann auch noch viele Wochen dauern“, sagt die Hausmeisterin. Noch fehlten Gutachten der Hausratsversicherungen einzelner Mieter. Zudem sei es schwer, an Handwerker zu kommen – die meisten seien dort im Einsatz, wo das Hochwasser große Schäden angerichtet habe.

Polizei ermittelt wegen Brandstiftung

Die Polizei geht inzwischen davon aus, dass das Feuer absichtlich im Keller des Hauses gelegt wurde. Acht Personen haben laut Polizei Rauchgasvergiftungen erlitten. Wie es hieß, dauern die Ermittlung wegen Brandstiftung an. (mkl)

Für sie und die vom Brand betroffenen Familien sei es deswegen gut zu wissen, dass es viele Menschen gebe, die ihnen beiständen, ihnen helfen würden und bereits geholfen hätten. Dazu zählt die Nachbarin Mandy Ansey, die die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses in den ersten Monaten zum Frühstück in den Gemeinschaftsraum des Mehrgenerationenhauses um die Ecke eingeladen hat. Die Hausmeisterin hatte das angeregt, ortsansässige Unternehmen hatten die Aktion mit Spenden unterstützt.

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Eine große Hilfe sei auch das Engagement der stellvertretenden Bürgermeisterin und Vorsitzenden der Katholischen Frauengemeinschaft (kfd), Monika Engels-Welter. Sie ist unmittelbar nach der Katastrophe tätig geworden und hat mit Ansey unter anderem neue Schulranzen für die Schulkinder organisiert und dank etlicher Geld- und Sachspenden auch vollgepackt. Die Kleiderstube des Malteser-Hilfsdienst Brühl-Wesseling spendete Geld, in ihrem Fundus konnten sich die Betroffenen von Kopf bis Fuß neu einkleiden.

Und auch zum Weihnachtsfest gab es von Ansey und Engels-Welter für alle Betroffenen eine kleine Überraschung.