Fast jeder zweite Fahrschüler scheitert an der theoretischen Prüfung – Fahrschulen beschreiben Probleme und Lösungsansätze.
Führerschein immer teurerWas Fahrschulen in Rhein-Erft gegen die hohe Durchfallquote tun
Noch nie sind so viele Fahrschüler durch die theoretische Prüfung gefallen wie im vergangenen Jahr, meldet der TÜV. Dabei hatte es schon im Jahr zuvor einen Negativ-Rekord gegeben. Deutschlandweit waren es 2023 mehr als 40 Prozent, die nach der theoretischen Prüfung erneut an den Start gehen mussten, um den begehrten „Lappen“ zu erhalten, der ja inzwischen eine Plastikkarte ist.
Und das Problem dabei ist nach Aussagen mancher Fahrlehrer: Viele Fahrschüler fallen nicht nur einmal durch die Prüfung. Damit rückt das Ziel, selber hinters Steuer zu kommen, in weite Ferne, und der Führerschein wird noch teurer.
Fahrlehrer erleben, dass Fahrschüler nach Schulschluss geschlaucht und müde sind
Andreas Münch (58), ist seit 30 Jahren Fahrlehrer, hatte seinerzeit die Fahrschule seines Vaters in Frechen übernommen. Für ihn ist es klar: „Weil die Unterrichtsstunden bei den Fahrschulen immer spät am Nachmittag oder abends stattfinden, sind die Fahrschüler schon ausgepowert und unkonzentriert, wenn sie zu uns kommen. Hinzu kommt, dass viele den Unterricht nicht ernst genug nehmen, mal Stunden schwänzen oder in der Fahrschule auch am Handy hängen.“ Da entstünden natürlich Wissenslücken.
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Dies sieht auch Ingo Gabler, Betreiber der Fahrschule Ingo in Kerpen-Sindorf, so: „Ich erlebe das immer wieder, wenn ich Schüler vom Kerpener Gymnasium unterrichte. Die kommen nach der Schule zu mir, sind schon geschlaucht und müde. Da ist die Aufnahmefähigkeit und damit einhergehend auch die Motivation zum Lernen gering.“
Und er bedauert bei manchen seiner Schülerinnen und Schüler die „Ahnungslosigkeit“: „Früher saßen die Kinder bei den Ausflügen mit den Eltern im Auto und schauten hinaus, bekamen so auch etwas vom Verkehrsgeschehen und vom Verhalten des Fahrers mit. Heute steigen sie ein und hängen bis zum Aussteigen am Handy. Was rund um sie herum passiert, interessiert nicht.“ Aber auch Gabler sieht die mangelnde Motivation.
Fahrschulen beschreiben Probleme mit übersetzten Prüfbögen
Hinzu komme, dass die Kandidaten immer jünger werden und dadurch vielfach überfordert sind. Und in den vergangenen Jahren ist der Unterricht immer komplexer geworden, alles soll in 14 Doppelstunden abgehandelt werden. Da heißt es wirklich aufzupassen und am Ball zu bleiben. Gabler: „Die Prüfungen sind schwerer geworden, es sind viele Fragen dazu gekommen.“ Reines Auswendiglernen bringe dabei nicht viel, denn oft würden dann die Fragen in den Prüfungen leicht abgewandelt und manch Prüfling erkenne den Inhalt nicht.
Das übrigens hat auch Stefan aus Frechen erlebt, der vor drei Jahren seine Führerscheinprüfung erst im zweiten Anlauf ablegte. „Ich bin mit einem enormen Druck in die Prüfung gegangen, saß vor dem Monitor und arbeitete mich durch den Fragebogen durch. Leider saß neben mir eine junge Frau, die trotz des Programms in ihrer Muttersprache die Fragen nicht verstand und ewig die Prüfer laut ansprach und nachfragte. Das hat mich genervt und abgelenkt, ich bin durchgefallen.“
Damit spricht er ein Thema an, das auch die Fahrlehrer beschäftigt: „Viele ausländische Bewerberinnen und Bewerber, die erstmal einen Führerschein machen oder ihren Schein in eine deutsche Fahrerlaubnis umtauschen wollen, verstehen nicht genug Deutsch. Dann scheitern sie bei der Theorie“, so Andreas Münch. Inzwischen werden die Fragebögen zwar in elf Sprachen gedruckt, aber dennoch gibt es Probleme. Denn die Übersetzungen sind in einer Art Behördensprache verfasst, die manchen Kandidierenden fremd ist.
Um die Zahl der negativen Prüfungen möglichst gering zu halten, gibt es – wie bei Ingo Gabler – in vielen Fahrschulen Vortests: „Wenn der Schüler den besteht, schalten wir ihn frei zum Test beim TÜV.“ Und das spart letztlich dem Prüfling auch Geld, denn der Führerschein ist mit durchschnittlich 3000 Euro schon heute teuer genug.