„Das sind ja vier D-Mark“So reagieren Pendler aus Rhein-Erft auf die Spritpreise
Rhein-Erft-Kreis – An der Tankstellen traut so manche Autofahrerin in diesen Tagen seinen Augen kaum: Die Preise für Diesel und Benzin sind in ungeahnte Höhen geklettert, teilweise kostet der Liter Sprit über zwei Euro. Grund dafür ist unter anderem der Krieg in der Ukraine. Pendler und Unternehmen aus dem Rhein-Erft-Kreis sind von den hohen Preisen gleichermaßen betroffen.
„So teuer war der Liter Diesel noch nie“, sagt Bahar Bilgia (35). Seit 2015 ist sie die Pächterin der 0il Tankstelle an der Hubertusstraße in Wesseling. „Noch sind unsere Kunden aber eher gelassen“, erklärt sie. Sicherlich werde gelegentlich über die hohen Preise diskutiert. Manche schimpften darüber, dass alles teurer werde, die Löhne aber nicht in gleichem Maß stiegen. Ein älterer Herr habe vor ein paar Tagen entsetzt ausgerufen: „Was, das sind ja vier D-Mark für einen Liter Diesel.“
Angesichts der schwierigen Lage seien die meisten Kunden aber bereit, die Mehrkosten erst mal hinzunehmen, erklärt Bahar Bilgia. Einen Umsatzrückgang habe sie bisher noch nicht beobachtet. „Ich persönlich hätte es aber nie für möglich gehalten, dass der Liter Diesel einmal knapp 2,03 Euro kosten könnte“, erklärt sie. Diese Entwicklung sei für sie absolut nicht absehbar gewesen: „Dabei verdienen wir keinen Cent mehr als vor dem Krieg in der Ukraine.“ Der Konzern gebe die Preise vor. „Uns bleiben wie gehabt maximal zwei Cent pro Liter.“
Lieferzeit bei Neuwagen: Zehn bis zwölf Monate
Steigen die Kunden nun auf andere Fahrzeuge um, beispielsweise auf E-Autos? „Wir stellen noch keine größere Nachfrage nach spritsparenden oder elektrisch betriebenen Fahrzeugen fest“, sagt Hardy Offizier, Geschäftsführer des gleichnamigen Brühler Autohauses. Dies geschehe erfahrungsgemäß immer erst mit einer Zeitverzögerung. Die Möglichkeiten, auf die Schnelle auf ein anderes Fahrzeug umzusteigen, sind allerdings auch limitiert. „Bei Neuwagen liegt die Lieferzeit derzeit bei zehn bis zwölf Monaten. Das gab es so noch nie und geht unseren Wettbewerbern nicht anders“, sagt Offizier. Grund seien gestörte Lieferketten in der Autoproduktion.
Auch viele Unternehmen haben höhere Kosten. „Wir müssen wohl alle derzeit in den sauren Apfel beißen“, sagt Sabine Fusshoeller-Kleinert, Sprecherin der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG), angesprochen auf die hohen Spritpreise für die Busflotte. 103 Fahrzeuge transportieren die Fahrgäste derzeit auf den Regionalbuslinien durch den Rhein-Erft-Kreis, angetrieben von Dieselmotoren der Abgasnorm Euro 6.
REVG: Flotte auf Wasserstoff umrüsten
Die REVG will ihre gesamte Flotte auf Wasserstoff umrüsten. Alle 103 geleasten Busse sollen nach und nach ausgetauscht werden. Für zehn Fahrzeuge laufe derzeit die Ausschreibung, in kleinen Schritten sollen die anderen dann folgen. Die REVG bespreche natürlich die aktuelle Lage und versuche, über gebündelte Anfragen günstiger an Sprit zu kommen.
„Das ist ein richtig großer Brocken, den wir da zu heben haben“, sagt Robert Küsters. Dennoch ist der Prokurist des Erftstädter Kies- und Bauunternehmens Rhiem und Sohn optimistisch: „Wir können das stemmen. Wer vorher schon an der Grenze der Wirtschaftlichkeit war, den trifft es härter.“ Rund 50.000 Liter Diesel seien die Wochenration des Unternehmens. Dazu kämen die steigenden Strompreise. Vor allem die Kieswäsche und der Brecher in Erftstadt-Erp brauchten viel elektrische Energie. Küsters sieht keine andere Möglichkeit, als die erhöhten Kosten letztlich an die Kunden durchzureichen.
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Auch Speditionen sind massiv betroffen. „Die Energiepreise unter anderem für Diesel sind allein im letzten Jahr um gut 25 Prozent gestiegen“, berichtet Thomas Schneider, geschäftsführender Gesellschafter der Frechener Spedition Hasenkamp. Neben weiteren gestiegenen Kosten seien vor allem die Energiekosten zentrale Treiber, die die Transporte teurer machten. Schneider: „Das sind Kosten, die wir aus betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit an unsere Kunden weiterreichen müssen.“