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PolizeistatistikWeniger Unfälle und weniger Verletzte im Rhein-Erft-Kreis

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist eine Unfallstelle mit Polizeifahrzeugen in der Dunkelheit.

Ende Juli 2024 verunglückte ein Dreijähriger in Niederaußem, als er abends unvermittelt auf die Straße vor ein Auto lief. Der Junge erlag seinen Verletzungen und gehört damit zu den neun Verkehrstoten, die es im vorigen Jahr im Kreis zu beklagen gab.

Die Polizei ist froh, dass die Zahlen nicht gestiegen sind, und will Bürger ausländischer Herkunft besser über Verkehrsgefahren aufklären.

Ende Juli vergangenen Jahres verunglückte ein dreijähriger Junge in Niederaußem schwer, so schwer, dass er kurz nach dem Unglück an seinen schweren Verletzungen starb. Das Kind war abends unvermittelt auf die Oberaußemer Straße gelaufen, eine Autofahrerin schaffte es nicht mehr, sein Fahrzeug rechtzeitig zum Stehen zu bringen.

Der Unfall zählt neben Tausenden anderen, weniger folgenreichen Unglücken zu den schweren Fällen, die Eingang in die Verkehrsunfallstatistik der Polizei Rhein-Erft für das Jahr 2024 gefunden haben. Christian Rössler, Leiter der Direktion Verkehr, stellte die Zahlen am Montag, 17. März, in der Polizeizentrale vor. Die gute Nachricht: Oftmals haben sich die Unfallzahlen im vorigen Jahr entgegen den Landestrends entwickelt.

Rhein-Erft-Kreis: Zahl der tödlich Verunglückten ist gleich geblieben

So bei den Unfällen mit tödlich verunglückten Menschen. Während die Zahlen in NRW, vor allem bei den Motorradfahrern, deutlich gestiegen sind, ist es im Rhein-Erft-Kreis bei neun Toten wie im Jahr 2023 geblieben. „Ich bin froh, dass es nicht mehr sind“, sagt Rössler. Doch leider sei ein Kleinkind dabei.

Die Gesamtzahl der Unfälle im Kreis ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr minimal gesunken. Die Polizei verzeichnete 11.913 Unfälle, 2023 waren es 11944 (minus 0,3 Prozent). Auch kamen weniger Menschen zu Schaden: 2024 verunglückten 1679 Menschen, ein Jahr zuvor verletzten sich 1744 (minus 3,7 Prozent). Die Hauptursache für Unfälle waren Fehler beim Abbiegen.

Doch die Verteilung auf die Altersgruppen ist sehr unterschiedlich. So stieg die Zahl der verunglückten Kinder unter 15 Jahren auf 167 (2023: 149, plus 12,1 Prozent), die der 15- bis 17-Jährigen auf 109 (2023: 93, plus 17,2 Prozent) und die der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren sogar auf 248 (2023: 209, plus 18,7 Prozent). Auch bei den Senioren ab 65 Jahren gab es eine Zunahme um 6,3 Prozent: von 241 Verunglückten auf 256 im Jahr 2024.

Dass die Zahl der Verletzten trotzdem gesunken ist, verdankt die Statistik der größten Gruppe der 25- bis 64-Jährigen, wo es ein deutliches Minus von 14,5 Prozent zu verzeichnen gab: 892 Menschen dieser Altersgruppe zählten 2024 zu den Verletzten, 2023 waren es noch 1043. „Und das ist ausgerechnet die Altersgruppe, wo wir nicht präventiv, sondern nur repressiv mit Geschwindigkeitskontrollen unterwegs sind“, sagt Rössler.

Rhein-Erft: Anteil der verletzten ausländischen Kinder ist höher

Eine deutliche Zunahme gibt es mit 33,3 Prozent auch bei den verunglückten E-Scooter-Fahrern. 2024 verletzten sich bei Unfällen 56 Menschen auf E-Scootern, im Vorjahr waren es noch 42. Es gibt immer mehr Scooter und Pedelecs, und die Menschen sind damit schneller unterwegs, sagt Rössler.

Gerade der Unfall mit dem getöteten Dreijährigen spielt für die Polizei aber viel mehr als nur eine statistische Rolle. Der Junge war Afghane. Und laut Rössler ist der Anteil von ausländischen Kindern am Unfallgeschehen deutlich höher als der von deutschen Kindern und Jugendlichen. „Ja, es gibt offenbar eine Sprachbarriere und Defizite bei der Kenntnis von Verkehrsregeln“, sagt Rössler.

Polizei will mehr Unfallfluchten an Rhein und Erft aufklären

Würde man die Zahl der Kinder auf einen statistisch vergleichbaren Wert von 100.000  Kindern hochrechnen, käme man im Rhein-Erft-Kreis auf 149 verunglückte deutsche Kinder und 211 verletzte ausländische Kinder. „Das ist ein auffälliges Missverhältnis, bei dem wir großen Handlungsbedarf sehen“, sagt Rössler. Daher sollen die Verkehrssicherheitsberater der Polizei gezielt in Flüchtlingsunterkünfte, Sport- oder Kulturvereine gehen und Aufklärungsarbeit unter Menschen mit Migrationshintergrund leisten. „Da wollen wir auch die Eltern in die Pflicht nehmen.“

Für die Statistik des kommenden Jahres hat sich die Polizei noch mehr Ziele gesetzt. Die Zahl der Getöteten und Verletzten soll sinken, dafür soll es weiter gezielt Präventionsarbeit etwa an Schulen geben. Aufklärung wolle man nicht nur verstärkt unter ausländischen Bürgern betreiben, sondern verstärkt auch bei Rad- und Pedelec-Fahrerinnen und -Fahrern. Auch will die Polizei mehr Unfallfluchten aufklären.