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Jährliche StatistikKriminalität im Rhein-Erft-Kreis nimmt um knapp fünf Prozent ab

Lesezeit 5 Minuten
Das Foto zeigt das Polizeipräsidium in Bergheim.

Die Polizei stellte die Kriminalstatistik für den Rhein-Erft-Kreis vor (Archivfoto).

Besonders stark zurückgegangen sind die Rauschgiftdelikte im Jahr 2024. Doch das liegt der Polizei zufolge nicht am neuen Cannabis-Gesetz.

Die Straftaten im Rhein-Erft-Kreis nehmen weiter ab, im Vergleich zum Vorjahr um 4,91 Prozent. 31.276 Fälle von Straftaten liegen der Kreispolizei für 2024 vor, 32.891 Fälle waren es im Vorjahr und 34.592 Fälle im Jahr 2022. In der jährlichen Pressekonferenz stellte Peter Kikulski, Leiter der Direktion Kriminalität, die Zahlen vor. Zum Vergleich: Im Land NRW seien die Fallzahlen um ein Prozent zurückgegangen.

Vor allem im Vorjahr habe der Polizei der Anstieg der Tatverdächtigen unter 14 Jahren große Sorgen bereitet, sagte Kikulski. Mittlerweile sei die Anzahl dieser Fälle wieder leicht zurückgegangen, von 502 auf 496. Davor seien die Zahlen „explodiert“ und etwa um 13 Prozent angestiegen. Auch in den restlichen Altersgruppen gingen die Zahlen zurück.

Rhein-Erft: Mord und Totschlag wurden 2024 immer aufgeklärt

Wie auch in den Vorjahren war die Aufklärungsquote bei den Straftaten gegen das Leben hoch, 2024 habe sie sogar bei 100 Prozent gelegen. Der Polizei lagen der Statistik zufolge elf Taten in dem Jahr vor. „Diese Taten sind in der Regel aufklärbar. Es handelt sich meist um Beziehungstaten“, erklärte Kikulski.

Eine ebenfalls hohe Aufklärungsquote hat die Polizei dem Direktionsleiter zufolge im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung: Sie lag 2024 bei 81,87 Prozent und sank damit leicht, von 83,25 Prozent. 546 angezeigte Fälle lagen den Beamten 2024 vor. 2023 waren es noch 609.

Kinderpornografie sei ein „deutsches Problem“

Die Sexualdelikte von „besonderem öffentlichen Interesse“, wie etwa Vergewaltigungen und besonders schwere sexuelle Übergriffe, sexuelle Belästigung, Exhibitionismus sowie der sexuelle Missbrauch von Kindern und der Besitz, die Verbreitung und Herstellung von Kinderpornografie hätten allesamt abgenommen.

Kikulski sagte jedoch auch in aller Deutlichkeit: Etwa beim sexuellen Missbrauch von Kindern sei ein Rückgang der Fälle von 123 auf 113 statistisch wenig aussagekräftig. „Es ist nach wie vor zu viel. Der Rückgang kann zudem auch darin begründet sein, dass wir 2024 einfach seltener die Nase daran bekommen haben.“

Kinderpornografie seien zudem überwiegend „ein deutsches Problem“, so der Direktionsleiter: „Allgemein haben wir im Rhein-Erft-Kreis einen Ausländeranteil von 14 Prozent. Gleichzeitig wurden in der jüngsten Erhebung 34,72 Prozent der Straftaten von Ausländern begangen. Das zieht sich auch durch alle Deliktbereiche. Mit zwei Ausnahmen: die Amtskriminalität und die Taten im Bereich der Kinderpornografie. Hier sind ausländische Mitbürger auffallend selten vertreten.“

Auch Raubdelikte sind zurückgegangen

Ebenfalls weniger Raubdelikte als im Vorjahr verzeichnet die Polizei im Rhein-Erft-Kreis für 2024. Die Anzahl der Fälle von Raub, räuberischer Erpressung und räuberischen Angriffen auf Kraftfahrer sei von 238 auf 206 zurückgegangen. Die Aufklärungsquote sei zudem leicht gestiegen von 60,92 auf 62,14 Prozent.

Insgesamt sei die Gewaltkriminalität um 2,3 Prozent im Kreis zurückgegangen, die Straßenkriminalität um 6,9 Prozent, resümierte Kikulski. Zudem gab es 2024 100 Fälle von Einbrüchen jedweder Art weniger im Vergleich zum Vorjahr. Von den 1446 Fällen im Jahr 2024 seien 700 Wohnungseinbrüche gewesen, so der Direktionsleiter. Der Rest seien Einbrüche etwa in Kioske, Keller oder Hallen gewesen.

Das Foto zeigt Peter Kikulski.

Peter Kikulski ist Leiter der Direktion Kriminalität bei der Polizei Rhein-Erft.

Stark zurückgegangen seien die Rauschgiftdelikte. „Das liegt aber nicht an dem neuen Cannabisgesetz“, erklärte Kikulski: Zum einen sei die geringe Fallzahl von 887 im Jahr 2024 (2023: 1581, 2022: 2276, 2021: 2853) einer statistischen Veränderung geschuldet: „Früher war jeder Brief mit Rauschgift ein eigener Fall. Jetzt werden die zusammengefasst unter einem gemeinsamen Empfänger.“

Zudem sei der Zoll derzeit überlastet. Die Kontrolle eingeführter Drogen auf dem Postweg, welcher einen großen Teil der Fälle im Kreis ausmache, unterliege dem Zoll, erläuterte Kikulski.

„Im Gegensatz zu den verringerten Fallzahlen finden wir immer größere Mengen an Rauschgift auf einmal, vor allem beim Cannabis, aber auch bei anderen Drogen“, erklärte er: „Die Leute haben weniger Angst als vorher, weil sie wissen, dass die Gesetze lascher sind und sie kaum noch Strafen zu befürchten haben.“

Schockanrufe und Enkeltrick beschäftigen die Polizei weiter

Weiterhin relevant für die Beamten ist nach ihren Angaben der Betrug von älteren Menschen. Schockanrufe, Enkeltrickbetrüger oder falsche Handwerker vor der Haustür: Die Maschen sind bekannt.

Die Strafverfolgung sei in diesen Fällen besonders herausfordernd, sagte Kikulski. Denn häufig sitzen die Täter im Ausland, organisiert in Bandenstrukturen. Während 445 solcher Taten im Jahr 2024 von Tätern im Ausland stammten, seien nur 71 Fälle von inländischen Tätern verursacht worden. „Das sind dann oft die falschen Handwerker, die vor der Tür stehen und angeblich irgendwas ablesen wollen, während der Komplize die Wohnung durchsucht“, erklärte Kikulski.

Die Aufklärungsquoten dieser Taten schwankten stark, weil häufig in groß angelegten Aktionen Täternetzwerke aufgedeckt würden, oft in Zusammenarbeit mit ausländischen Behörden, so der Direktionsleiter. Das bedeute im Umkehrschluss lange Vorbereitungszeiten. So komme es, dass im Jahr 2024 nur 23,94 Prozent der angezeigten Fälle gelöst wurden, 2023 aber 42,86 Prozent.

Kommunal betrachtet sei Bedburg die einzige Stadt im Rhein-Erft-Kreis, in der die Kriminalität gestiegen sei (plus 8,95 Prozent). „Dabei handelt es sich jedoch viel um Sachbeschädigungen durch Jugendliche“, sagte Kikulski. Den größten prozentualen Rückgang an Straftaten haben Bergheim (minus 10,58 Prozent) und Frechen (minus 10,54 Prozent). 

Insgesamt sei zu sagen, dass die Aufklärungsquote im Kreis leicht gestiegen sei und bei knapp 50 Prozent im Jahr 2024 lag. Die 2023 noch steigende Zahl der Wohnungseinbrüche sei mittlerweile wieder rückläufig. Auch Automatensprengungen spielten kaum mehr eine Rolle. Einen Fokus wolle die Polizei im Kreis künftig eher auf die Maßnahmen gegen jugendliche Intensivtäter legen sowie mehr Präsenz in Kriminalitäts-Brennpunkten wie dem Bahnhof Horrem zeigen.