In Elsdorf, Pulheim und Bergheim sind im Dezember Lichterfahrten geplant. Hingegen verzichten Erftstädter Landwirte auf einen Korso.
LichterfahrtenLandwirte im Rhein-Erft-Kreis schmücken auch in diesem Jahr ihre Traktoren
Für viele Menschen im Rhein-Erft-Kreis sind die Lichterfahrten eine feste Größe im Terminkalender. „Die Leute sprechen mich an und fragen, ob wir wieder fahren“, sagt Markus Wipperfürth, Landwirt aus Pulheim-Stommelerbusch. Den Landwirten seien die Korsos ein Anliegen. „Die Lichterfahrten sind ein Selbstläufer“, großartig bewerben müsse er sie nicht.
Pulheim: Für alles verantwortlich
Der 51-Jährige weiß, wovon er redet. Seit 2020 organisiert er Jahr für Jahr im Dezember Lichterfahrten. Für die Neuauflage am Samstag (7. Dezember) rechnet er mit Dutzenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Ab 16 Uhr versammeln sie sich auf dem Hahnenhof, um 16.30 Uhr setzen sich die rund 50 weihnachtlich geschmückten Traktoren und Zugmaschinen in Bewegung. Das Motto lautet: Für den Erhalt der rheinischen Landwirtschaft 5.0.
Das negative Bild, das in der Öffentlichkeit von den Landwirten gezeichnet werde, ist Anlass dafür, dass Markus Wipperfürth die Lichterfahrten organisiert. „Wir werden für alles verantwortlich gemacht, für die Wasser- und die Luftverschmutzung und für die Klimaerwärmung. Ich will zeigen, dass wir ein Herz haben, uns einbringen und ein sehr wichtiger Teil der Gesellschaft sind.“
„Mit den Lichterfahrten zeichneten die Landwirte ein ganz anderes Bild. Einige sind als Nikoläuse verkleidet, die Traktoren sind mit Lichterketten und selbst gebauten Sternen geschmückt.“ Es sind auch Schauspielerinnen dabei, die als Anna und Elsa aus dem Film „Die Eiskönigin“ verkleidet sind. „Wir möchten den Menschen, insbesondere den Kindern und den älteren Menschen, ein Lächeln ins Gesicht zaubern.“
Hingegen verzichten die Landwirte in Erftstadt, die seit 2020 die Lichterfahrten rund um den Nikolaustag organisiert haben, auf die Fahrten. Unter dem Motto „Ein Funke Hoffnung“ wollten die Landwirte auch auf die Schwierigkeiten in der Landwirtschaft hinweisen und die Politik zu Veränderungen bewegen. Darüber wollten die Erftstädter Landwirte für sich werben und den Menschen in der dunklen Jahreszeit zugleich eine Freude machen.
„Doch in diesem Jahr ist es uns einfach nicht danach, Freude zu bringen“, erklärt Martin Richrath, Landwirt aus Erftstadt-Dirmerzheim. Das Gegenteil sei vielmehr der Fall. „Wir fühlen uns alleine gelassen und vergessen.“ Der erhoffte Funke sei einfach nicht übergesprungen. Er und viele seiner Berufskollegen haben sogar das Gefühl, dass man die Landwirtschaft eigentlich gar nicht haben will.
„Bei den Lichterfahrten winkten uns die Menschen zu.“ Als sie im Ahrtal mit ihren Traktoren bei und nach der Flut geholfen haben, seien sie überall mit offenen Armen empfangen worden. „Doch wehe, ein Landwirt geht sonntags seiner Arbeit nach, um beispielsweise bei optimaler Wetterlage mit dem Traktor aufs Feld zu fahren.“ Grobe Pöbeleien seien schon lange keine Ausnahme mehr. „Die Erholungssuchenden können teils sogar richtig ausfallend werden, wenn sie sich durch die arbeitenden Landwirte in ihrer Erholung gestört fühlen“, so Martin Richrath.
Erftstadt: Steigende Preise
Auch von der Politik fühlen sich Erftstadts Landwirte verlassen. Die Anbauauflagen seien nur noch größer, die Dokumentationen noch umfangreicher und die Verbote noch gravierender geworden. Hinzu kämen die inzwischen immensen Kosten für Energie, Pflanzenschutz, Düngemittel und für die Mitarbeitenden.
„Auch für die Landwirte wird alles immer teurer.“ Umso weniger könne er nachvollziehen, dass die Landwirte für ihre Erzeugnisse immer weniger Geld bekämen. „Der Weizenpreis war trotz einer eher unterdurchschnittlichen Ernte lange nicht mehr so niedrig wie in diesem Jahr.“ Daher verstehe er nicht, dass die Weizenprodukte in den Bäckereien und Lebensmittelgeschäften aufgrund der preisgünstigen Einkäufe nicht auch sinken.
„Das wäre doch mal eine logische Schlussfolgerung“, so Martin Richrath. Schuld am niedrigen Weizenpreis seien, ähnlich wie in der Obst- und Gemüsebranche, die Billigprodukte aus dem Ausland. „Seltsamerweise interessiert es die Politiker dabei aber überhaupt nicht, nach welchen Standards diese Lebensmittel produziert werden.“
Ein bisschen soll es auch in Erftstadt funkeln. Es ist geplant, dass sich Landwirte mit zwei beleuchteten Traktoren auf den Lechenicher Weihnachtsmarkt stellen. Sie sind gerne bereit, mit den Besuchern über die Landwirtschaft in Erftstadt zu sprechen.
Die Lichterfahrten im Rhein-Erft-Kreis
Der Pulheimer Korso am Samstag (7. Dezember) führt von Stommelerbusch aus nach Sinnersdorf, weiter geht es durch Pulheim, Brauweiler, Dansweiler, Sinthern, Geyen und vorbei am Paul-Decker-Platz und über die Venloer Straße nach Stommeln. Gegen 20 Uhr löst sich die Lichterfahrt auf der Nettegasse auf.
In Elsdorf startet eine Lichterfahrt mit etwa 35 illuminierten Traktoren und Anhängern sowie weihnachtlicher Musik, die Heppendorfs Ortsvorsteher Dietmar Wildner organisiert, am Freitag (6. Dezember), 17 Uhr, an Burg Stammeln. Die Ortsdurchfahrten sind etwa 17.15 Uhr Heppendorf, 17.50 Uhr Ahe, 18 Uhr Grouven, 18.10 Uhr Berrendorf, 18.15 Uhr Giesendorf, 18.40 Uhr Elsdorf, 18.55 Uhr Neu-Etzweiler, 19.10 Uhr Tollhausen, 19.20 Uhr Oberembt, 19.30 Uhr Niederembt.
Vor den Altenheimen in Heppendorf, Giesendorf, Elsdorf, Neu-Etzweiler und Niederembt macht der Treck Station, um seniorengerechte Weihnachtsleckereien und Obst an die Seniorinnen und Senioren zu verteilen. Die Leitungen der Senioreneinrichtungen werden gebeten, für einen weihnachtlichen Empfang des Lichterzugs zu sorgen.
„Dank der Unterstützung von Markus Wipperfürth fährt erfreulicherweise der Lichterzug durch Bergheim-Nord“, teilt Elisabeth Hülswig, Ortsbürgermeisterin von Bergheim-Fliesteden mit. Die Landwirte versammeln sich am Freitag (20. Dezember), um 16.30 Uhr, auf dem Parkplatz der Sportanlage Am Lindenberg zwischen Büsdorf und Fliesteden (L93).
Über die Fliestedener Dorfstraße Am Alten Fließ geht es vorbei am Golfclub. Von dort aus geht es weiter über Glessen – Hohestraße, In der Hüll –, über den Wirtschaftsweg nach Büsdorf, von der Ortsmitte Büsdorf über die Straße An der Ronne Richtung Oberaußem/Niederaußem – Oberaußemer Straße am Kreisverkehr nach Niederaußem, Richtung Rheidt-Hüchelhoven, wo sich der Lichterzug dann auflöst.