Die mangelnde Lese- und Sprachkompetenz bei Kindern ist alarmierend. Projekte zur Sprachförderung verschaffen etwas Abhilfe im Kreis.
SprachförderungEin ehrgeiziges Bildungsziel für den Rhein-Erft-Kreis
„Deutsch macht heimisch“. So hieß das Sprachförderprogramm, das Monika Nießen-Horré anlässlich der zweiten regionalen Bildungskonferenz Rhein-Erft-Kreis am 18. November in Bergheim vorstellte, im Jahre 2016. Der Verein unterstützte Kinder mit Migrationshintergrund beim Deutschlernen.
Dann seien aber immer mehr Schulen mit dem Anliegen auf Nießen-Horré zugekommen, die Zielgruppe auszuweiten. Das Projekt habe sich für alle Schülerinnen und Schüler geöffnet, die Förderbedarf haben. Es heißt seitdem „Deutsch ist mega!“
Bildungskonferenz im Rhein-Erft-Kreis gibt Impulse
Nicht so mega steht es allerdings um die Sprach- und Lesekenntnisse bei Kindern in Deutschland. In den letzten Jahren schlug anlässlich der PISA-Studie oder der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) immer wieder der Alarm aus. Es gab also viel zu bereden bei der zweiten regionalen Bildungskonferenz mit dem Titel „MitSprache im Rhein-Erft-Kreis“, in der sich verschiedene Akteure aus Bildung und Politik über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen auszutauschen.
In Fachworkshops gab es dabei Impulse zu verschiedenen Themen, etwa wie Eltern in die sprachliche Bildung der Kinder in Kitas mehr einbezogen werden können, inwieweit Lehrer KI als Unterstützung hinzuziehen können, um einen sprachbildenden Unterricht zu planen oder wie groß der Mehrwert von Musik und Musiktheater in diesem Kontext sein kann.
Projekte wie „Mentor“ und „Deutsch ist mega!“ fördern Kinder beim Lernen
Tatsächlich fördern bereits einige Vereine im Rhein-Erft-Kreis Sprach- und Lesekenntnisse von Kindern. Die Leselernhelfer von „Mentor“ setzen dabei auf eine Eins-zu-Eins-Betreuung, wie Andrea Pohlmann-Jochheim vom Bundesverband des Vereins bei der Konferenz erklärte. Sprich: Jedes Schulkind, das Schwierigkeiten beim Lesen hat, bekommt einen eigenen Mentor. Insgesamt unterstützt der Verein so 586 Kinder in Hürth, Erftstadt, Brühl, Pulheim und Bergheim. Um das zu bewerkstelligen, zählen sie auf das Engagement von 430 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern.
Lesen sei dabei „eine Grundlage jeglichen Lernens in jeder Lebensphase“, sagt Andrea Pohlmann-Jochheim. „6,2 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter sind funktionale Analphabeten. Das sind dramatische Zahlen.“ Umso wichtiger, dass es auch Projekte für die Erwachsenenbildung gibt. „FerienIntensivTraining - Fit mit Deutsch“ bietet sogar beides an. Nicht nur Schülerinnen und Schüler bekommen vom Verein Deutschkurse in den Oster-, Sommer- und Herbstferien, sondern auch Eltern können dort Deutsch lernen und ihre Kinder währenddessen betreuen lassen.
Mit Blick auf die verschiedenen Projekte formuliert Monika Nießen-Horré von „Deutsch ist mega!“ ein ehrgeiziges Ziel, das sie aber als entfernte Utopie beschreibt: eine flächendeckende Versorgung von Sprachförderung im Rhein-Erft-Kreis anbieten zu können. Dafür sei es aber nicht nur wichtig, Sprachförderer gezielt zu qualifizieren, sondern auch am Ende das Geld dafür bereitzustellen, diese einzustellen. „Zwei hochqualifizierte Förderkräfte sind mir in diesem Schuljahr abhandengekommen, weil sie woanders Jobs angeboten bekommen haben, in denen sie auch bei Krankheit bezahlt werden.“ Vor diesem Hintergrund müssten wir uns ernsthaft die Frage stellen, was uns Bildung wert sei.