Der Probebetrieb hatte viel Kritik ausgelöst, es gab aber auch positive Rückmeldungen. Einige Maßnahmen sollen beibehalten werden.
AuswertungDer Verkehrsversuch zur Fahrradzone in der Frechener Innenstadt ist gescheitert
Seit März 2023 herrschte in der Frechener Innenstadt große Unruhe: Ohne vorherige Information hatte die Stadtverwaltung in dem Gebiet zwischen Freiheitsring und Hauptstraße eine Testphase für eine Fahrradzone gestartet. Mehrere provisorische Verkehrsschilder wurden aufgebaut, Einbahnstraßen-Regelungen eingerichtet und die Verkehrsführung geändert. Sehr zum Ärger zahlreicher Anwohner, die nicht nur längere Fahrtzeiten, sondern ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, Raser und gefährliche Situationen durch unklare Regeln beklagten. Auch rund 60 Geschäftsleute kritisierten: Lieferanten und Kunden müssten nun lange Umwege auf sich nehmen und die Umsätze wären merklich zurückgegangen.
Aber es gab auch positive Stimmen von Radfahrern, die sich in dem Gebiet nun sicherer fühlten und angaben, das Fahrrad nun viel öfters zu nutzen. Dies entsprach dem Ziel der Verwaltung, die dort Fußgängern und Radlern mehr Platz einräumen wollte und den Verkehr für sie sicherer und komfortabler gestalten wollte.
Zur Bewertung des Verkehrsversuchs, für den rund 86.500 Euro ausgegeben werden, wurden von einem externen Gutachterbüro mehrfach Verkehrszählungen, eine Online- und Vor-Ort-Befragung durchgeführt. Die Ergebnisse wurden nun vorgestellt. Das Fazit fällt für die Verwaltung klar aus: Der Anteil des Radverkehrs habe in dem Gebiet 2023 mit 15 Prozent, 2024 mit drei Prozent nur leicht zugenommen.
Das Fahrrad sei also in vielen Bereichen nicht das vorherrschende Verkehrsmittel geworden, somit sei eine flächendeckende Anordnung als Fahrradzone nicht möglich, heißt es in der Vorlage für die Sitzung des Verkehrsausschusses am Dienstag (19. November). Das bedeutet: „Die Aufhebung der Fahrradzone ist rechtlich gegeben und vorgesehen.“ Damit verbunden sei auch die Rücknahme der eingeführten Einbahnstraßenregelung.
Auf der anderen Seite hätten die Verkehrszahlen aus den vergangenen drei Jahren aber auch gezeigt, dass das neue Einbahnstraßensystem den Verkehr auf den Straßen umverteilt hätte. Zudem sei ein Rückgang des gesamten Autoverkehrs um rund 20 Prozent festgestellt worden. Die damit verbundene Erhöhung der Wohn- und Lebensqualität sei ein Hauptaspekt gewesen, den die Befragungen ergeben hätte.
Aufgrund dieser positiven Ergebnisse werden manche Teile des gescheiterten Verkehrsversuchs von der Verwaltung dennoch als positiv betrachtet. Sie schlägt dem Verkehrsausschuss nun zwei Varianten für das weitere Handeln vor, über das er nun abstimmt. Als erste Variante wird der komplette Rückbau vorgeschlagen, alles würde also wieder so werden wie vor März 2023.
Frechen: Stadtverwaltung stellt zwei Varianten für das weitere Handeln vor
Die zweite Variante sieht die Übernahme einzelner Aspekte des Konzeptes vor, da sich bei den Teilnehmern der Befragungen der Wunsch nach Veränderungen für mehr Verkehrssicherheit herausgestellt hätte. Als dauerhafte Einrichtung wird nun eine Fahrradstraße für den Bereich Hasenweide zwischen Dr. Tusch Straße und Keimesstraße vorgeschlagen, da hier besonders viele Radler, mehr als Autos, unterwegs gewesen sind. Zudem könnte es eine Fahrradstraße für den Bereich Keimesstraße zwischen Freiheitsring und Hasenweide, zwischen Hasenweide und Alte Straße sowie zwischen Alte Straße und Fußgängerzone geben. Aufgrund des positiven Effekts auf den Verkehrsfluss wird auch vorgeschlagen, die Bartmannstraße zwischen Freiheitsring und Alte Straße als Einbahnstraße beizubehalten.
Aufgrund der positiven Rückmeldungen der Polizei soll auch die Erweiterung der Mittelinsel mit mobilen Leitelementen auf der Kreuzung Dr. Tusch Straße/Alte Straße erhalten bleiben, um das sonst regelwidrige Linksabbiegen aus der Alten Straße zu unterbinden, das Fußgänger gefährde. Zudem soll geprüft werden, die Verkehrsführung in der Hüchelner Straße zu ändern, um dort die Kreuzung mit der Kölner Straße zu entschärfen.
Zum Scheitern des Verkehrstests bemerkt der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans Günter Eilenberger: „Dass eine Fahrradzone in einem isolierten Bereich ohne Netzanbindung nicht funktionieren kann, haben wir von Anfang an gesagt. Dennoch geht es jetzt darum, einen konstruktiven Dialog darüber zuführen, was jetzt in diesem Bereich passieren soll. Dazu hat die SPD-Fraktion bereits vor einem Jahr Vorschläge gemacht, die damals abgelehnt wurden, heute aber wieder zur Debatte stehen, wie etwa eine Fahrradstraße in der Keimesstraße. Schon allein für den Radverkehr zu den Schulen ist das eine sinnvolle Maßnahme.“