DLRG-Ausbildungsleiter im InterviewZahl der Nichtschwimmer im Kreis wächst
- Die Zahl der Kinder, die nicht schwimmen können, war schon vor der Pandemie groß. Durch die Schließung der Schwimmbäder verstärkt sich das Problem.
- Die DLRG befürchtet mehr Badeunfälle im Sommer. Mit dem Ausbildungsleiter Michael Winkler sprach Udo Beißel.
Rhein-Erft-Kreis – Alle Schwimmbäder haben seit Wochen geschlossen und werden vermutlich auch in naher Zukunft nicht öffnen. Was bedeutet das für Eltern und ihre Kinder?Michael Winkler: Das stellt besonders Eltern mit Kleinkindern vor Probleme. Sie haben derzeit nicht die Möglichkeit, das Schwimmen zu erlernen. Die bloße Bewegung im Wasser fehlt ganz. Für Kinder ist es wichtig, sich im Wasser einfach auszutoben. Das fehlt derzeit ganz. Bei den älteren Kindern wird es schwieriger, diese zu anderen Sportarten zu bewegen, um sich sportlich zu betätigen. Wir empfehlen irgendeine Sportart, die man am besten im Freien machen kann, auszuüben. Ein wenig Bewegung ist immer noch besser, als gar keine Bewegung.
Die Zahl der Nichtschwimmer war schon vor der Krise hoch. Beutet das, dass die Zahl der Kindern, die nicht schwimmen können, jetzt steigt?
Ja, das ist ein Problem, das in der jetzigen Situation auch nicht zu lösen ist. Ich befürchte, dass sich der Anteil der Nichtschwimmer erhöhen wird. Wir müssen gucken, ob und wie wir das kompensieren können, wenn die Schwimmbäder wieder geöffnet haben.
Befürchten Sie, dass es vermehrt zu Unfällen beim Schwimmen kommen wird?
Das ist nicht auszuschließen. Besonders, wenn wir einen heißen Sommer bekommen sollten und viele nicht nur in Freibädern oder Badeseen, sondern in unbewachten Gewässern baden.
Kinder, die ihr Seepferdchen gemacht haben, sind noch keine sicheren Schwimmer und sollen daher viel üben. Was raten Sie Eltern in der jetzigen Situation?
Sobald die Bäder wieder geöffnet haben, sollten Eltern die Möglichkeit nutzen und mit ihren Kindern schwimmen gehen und das erlernte vertiefen, aber bitte nicht unbeaufsichtigt. Ganz wichtig: Eltern sollten mit den Kindern auf keinen Fall im Rhein schwimmen gehen. Die Strömung und Strudel können lebensgefährlich werden, auch für gut Schwimmer.
Wie wirkt sich die Krise auf die Ehrenamtler aus?
Unsere ehrenamtlichen Helfer sind nicht glücklich über die Situation. Die sozialen Kontakte untereinander fehlen, die Schwimmausbildung fällt aus, und die Helfer vom Wachdienst können sich auch nicht treffen. Ich glaube aber, dass der Großteil unserer Mitglieder und Helfer dabei bleiben wird. Wir haben eine gute Gemeinschaft und das hält uns auch in diesen Zeiten zusammen. Ich habe allerdings die Befürchtung, dass der ein oder andere, der zuvor nur gelegentlich geholfen ab, vielleicht abspringen könnte. Das wäre sehr schade.
Sie müssen nach dem Lockdown mit einer verstärkten Anfrage nach Schwimmkursen rechnen. Sehen Sie Probleme auf sich zukommen?
Ja, schon zu normalen Zeiten gibt es eine sehr hohe Nachfrage nach Seepferdchen-Kursen in den Ortsgruppen. Wir haben teilweise Wartezeiten von bis zu zwei Jahren. Darüber hinaus wird die zur Verfügung stehende Wasserzeit nicht größer, sondern eher kleiner. Das liegt an der Schließung diverser Badeeinrichtungen wegen anstehenden Renovierungsarbeiten.
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Außerdem müssen wir damit rechnen, dass grundsätzlich auf Grund von Corona verschärfte Hygieneregeln dauerhaft erlassen werden und die Schwimmbäder dadurch andere Abläufe haben, oder eventuell auch nicht mehr so viele Badegäste wie bislang ins Schwimmbad lassen dürfen – oder sogar ganz dicht machen müssen, weil der finanzielle Aufwand zu hoch würde.