- Thomas Decker ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und Landwirt geworden, sein Bruder Johannes ist Analyst in einem Kölner Startup.
- Und beide wollten mal wieder etwas gemeinsam machen, am besten als Unternehmer.
- Das exotische Quinoa brachte die Lösung.
Pulheim-Stommeln – Es ist eiweißreich, voller Mineralien und enthält viele ungesättigte Fettsäuren – Quinoa gilt nicht nur bei seinen Liebhabern als echtes Superfood.Wer sich heutzutage gesund ernähren will, kommt um das südamerikanische Pseudogetreide kaum herum. Quinoa hat aber auch seine Schattenseiten.
Angebaut wird es etwa 10 000 Kilometer entfernt. Bis es in Deutschland auf dem Teller landet, werden mehrere Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Drei junge Landwirte aus Stommeln haben eine Lösung für das Problem gefunden: Sie bauen Quinoa einfach in der Region an.
Thomas Decker ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten
Das wächst hier? Diese Frage hören die „Feldhelden“ ständig, wenn sie erklären, dass sie im Rheinland Quinoa anbauen. Die Feldhelden – das sind Johannes Decker, sein Bruder Thomas und seine Schwägerin Verena. Thomas Decker ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und Landwirt geworden, sein Bruder Johannes ist Analyst in einem Kölner Startup. Und beide wollten mal wieder etwas gemeinsam machen, am besten als Unternehmer.
Das exotische Quinoa schien ein geeigneter Kandidat zu sein
„Mein Bruder sagte dann zu mir: Sag mir, was ich anbauen soll. Du kannst es dann vermarkten“, sagt Johannes Decker. Lange überlegten sie, welche Lebensmittel angesagt sind, wie sie an Saatgut kommen könnten und welche Mittel ihnen auf dem Hof zur Verfügung stehen. Das exotische Quinoa schien ein geeigneter Kandidat zu sein.
Die Pflanze braucht weder viel Wasser noch besonders nährstoffreiche Böden, ihre Körner stehen als Salate oder Bratlinge zubereitet in vielen Restaurants auf der Speisekarte. Die getreideähnliche Pflanze aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse bereitete den Deckers zunächst aber einige Probleme.
Lange Suche nach dem Saatgut
„Wir haben allein vier Monate nach Samen gesucht“, berichtet Thomas Decker. Ansprechpartner mit Erfahrung gab es im Rheinland keine – die Deckers sind die ersten, die hier Quinoa anbauen. Sie mussten also experimentieren. „Wir haben zum Beispiel festgestellt, dass die Pflanzen unterschiedlich schnell abreifen, weil sie nicht hochgezüchtet sind.“ Im Feld lässt sich das sofort erkennen: Die Pflanzen sind unterschiedlich groß, manche Körner sind schon gelb, andere noch grün.
Außerdem fällt sofort ein weiteres Kuriosum auf. Einige Pflanzen haben rote Körner. „Das liegt daran, dass unser Saatgut nicht ganz sortenrein ist.“ Die roten Quinoa-Körner finden ihren Weg aber nicht in das fertige Produkt der Deckers. Nach der Ernte sortiert ein mechanischer Farbausleser die Körner aus.
Zwischen den Quinoa-Pflanzen wächst Unkraut wie Melde
Auf dem Feld sticht ein weiteres Detail ins Auge. Zwischen den Quinoa-Pflanzen wächst Unkraut wie Melde – eine einheimische Pflanze, die tatsächlich eng mit dem Quinoa verwandt ist. „Das ist ein weiteres Experiment. Wir verzichten auf Pflanzenschutzmittel“, sagt Verena Decker.
Der Verzicht auf Herbizide und Insektizide lockt auch andere ungebetene Gäste an. Auf einigen Pflanzen sind winzige schwarze Punkte zu sehen. „Das sind Blattläuse. Auf die Pflanzen und die Ernte scheinen sie aber keinen Einfluss zu haben.“ Die meisten würden ohnehin von Marienkäfern gefressen.
Auch ihren Kundenkreis wollen die Quinoa-Landwirte erweitern
Die Deckers bauen im zweiten Jahr Quinoa an. Angefangen haben sie mit einem Hektar Anbaufläche. Jetzt sind es acht. Auch ihren Kundenkreis wollen die Quinoa-Landwirte noch erweitern. „Wir wollen zuerst zeigen, dass wir Quinoa in größerem Maß anbauen können.
Das könnte Sie auch interessieren:
Danach kommt der Rest“, sagt Johannes Decker. Bisher beliefern die Feldhelden Bäckereien und Rewe-Märkte in Pulheim, mehrere Restaurants und kleinere Läden in Köln, Düsseldorf und Bonn.www.kinoa-rheinland.de