Johannes Decker und Daniel Neumann aus Pulheim versorgen mit ihrem Unternehmen Kitas und Restaurants mit Obst und Gemüse.
„Feldling“ aus dem LieferwagenJunges Unternehmen aus Pulheim verkauft regionale Produkte an Großkunden

Johannes Decker (l.) und Daniel Neumann entwickelten die Geschäftsidee zu „Feldling“ und gründeten erfolgreich den Lieferservice von regionalen Produkten für Großkunden.
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„Bauer Klaus“ aus Kerpen ist im Kölner Fröbel-Kindergarten Villa Charlier eine kleine Berühmtheit: Sein Foto hängt in der Küche und alle Kinder kennen ihn. Der Landwirt vom Obst- und Gemüsehof Langen ist einer der Lieferanten von frischem Obst und Gemüse für die Mahlzeiten der Kleinen. Sie wissen also genau, wo der Salat wächst, den sie auf dem Teller haben, oder wer ihre Äpfel geerntet hat.
Möglich macht dies das junge Unternehmen Feldling aus Pulheim-Stommeln, das im Juli 2021 gegründet wurde. Johannes Decker und sein Geschäftspartner Daniel Neumann ermöglichen mit ihrer Geschäftsidee Kölner Gastronomen und Kitas den Zugang zu regionalen Produkten. Spätabends oder morgens fahren sie bei den Partnerhöfen vorbei und beliefern ihre Kunden direkt am nächsten oder sogar selben Tag – gelagert wird die Ware daher nicht. Die Abnehmer müssen am Vortag bis 12 Uhr geordert haben, der Mindestbestellwert liegt bei 100 Euro.
Pulheim: Junges Unternehmen versorgt Großkunden mit regionalen Produkten
Der nachhaltige Anbau von Lebensmitteln, die Reduzierung von unnötig langen Lieferketten und die Frische der Produkte liegen den beiden Jungunternehmern besonders am Herzen. Um möglichst vielen Menschen den einfachen Zugang zu regionalen Lebensmitteln zu ermöglichen, haben sie sich auf die Belieferung von Großkunden, wie Kitas und Gastrobetriebe spezialisiert – in Zukunft sollen Pflegeheime und Schulen hinzukommen.
Begonnen hat die erfolgreiche Geschichte von Feldling mit einem abendlichen Spaziergang durch Köln. Johannes Decker, dessen Familie seit mehr als 200 Jahren auf einem Bauernhof in Stommeln lebt und arbeitet, hat mit seinem Bruder Thomas und Schwägerin Verena bereits 2019 das Start-up Feldhelden gegründet, das mit der Marke „Kinoa“ das südamerikanische Getreide Quinoa in Pulheim anbaut und regional vertreibt.
Beim Kontakt mit Gastronomiebetrieben wurde er immer wieder nach weiteren regionalen Lebensmitteln gefragt. Davon erzählte er dem Ingenieurwissenschaftler Daniel Neumann während des Spaziergangs, dieser grübelte eine Nacht lang und nach einigen Gesprächen war die Idee für Feldling geboren. „Wir waren erstaunt, dass es noch gar keinen Anbieter von regionalen Produkten für Großkunden gab“, berichtet der Johannes Decker, der Agrarwissenschaft studiert hat. „Wir wollten dann unsere Idee möglichst schnell ausprobieren und Feedback bekommen“.
Zügig schritten die beiden nach einem halben Jahr Vorbereitungszeit zur Tat, sprachen befreundete und neue Landwirte an und akquirierten Kunden. Nicht überall stieß das Vorhaben der beiden 34-jährigen auf Begeisterung, aber einige Produzenten waren sofort dabei. Zurzeit liefern nun acht Landwirte, sechs davon aus dem Rhein-Erft-Kreis, für Feldling.
„Alleine hätte ich das nicht gemacht“
Parallel zu den ersten Touren zu Gastrobetrieben suchte der Ernährungsrat Köln einen Partner, der genau dieses Angebot für Kitas umsetzen konnte. „Das war ein spannender Moment, da wir Kitas ursprünglich gar nicht auf dem Schirm hatten“, erzählt Johannes Decker. Aktuell sind unter den 50 Großkunden, die zum Teil regelmäßig mit drei Touren pro Woche beliefert werden, bereits 14 Kindergärten. Als besonderes Angebot, und um das Wissen der Kinder über Nahrungsmittel zu bereichern, können die Kitas Ausflüge zu den liefernden Höfen unternehmen.
„Es ging uns bei der Gründung nicht nur um die Geschäftsidee, sondern es ist auch inhaltlich toll. Es ist erstaunlich, was alles Neues im Zusammenspiel mit anderen entstehen kann. Es verändert sich andauernd und allen bringt es etwas, was wir machen“, sagt Johannes Decker. Wichtig sei bei einer Gründung vor allem die Grundhaltung aus Neugierde und Optimismus, der Austausch mit anderen und die Wahl des Mitgründers. „Alleine hätte ich das nicht gemacht, bei uns klappt das so super, ich bin begeistert.“
Die Freunde, die Feldling zurzeit parallel zu anderen beruflichen Tätigkeiten betreiben, haben bereits Pläne für die Zukunft: „Wir wollen noch digitaler werden, eine Liefer-App und einen Online-Shop weiter ausbauen, unser Liefergebiet erweitern und neue Kunden gewinnen. Unser Ziel ist es, weiterzuwachsen, um davon leben zu können.“
In der nächsten Folge stellen wir das Unternehmen Golden Memories – digitale Fotospiele für Demenzpatienten und ihre Familien in Wesseling vor.