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Kunsttage in der Abtei BrauweilerDas Geheimnis um das verrutschte Stillleben

Lesezeit 3 Minuten

Der Bedburger Maler Leopold Peer war beeindruckt von den „verrückten“ Stillleben, die Tatjana Chimes gemalt hat.

Pulheim-Brauweiler – Das Publikum der Kunsttage ist traditionell wissbegierig. Die Möglichkeit, ungezwungen mit Künstlern ins Gespräch kommen zu können, ohne fürchten zu müssen, dass ein Galerist im Hintergrund schon zum Kauf eines Bildes drängt, macht den Reiz der Veranstaltung aus, die alljährlich in der Abtei Brauweiler stattfindet.

Manchmal ist das Publikum aber auch verblüffend sachkundig. Es war ausgerechnet der Bedburger Maler Leopold Peer, der bei Tatjana Chimes hängenblieb. Deren irgendwie „verrückte“ Stillleben hatten es ihm angetan. Sie malt im wahrsten Sinne altmeisterlich, nur dass ihre Darstellungen ironisch gebrochen sind.

Auf einem ihrer Bilder scheint jemand ein Ende der Tischplatte angehoben zu haben, alle Gegenstände, die wohl sorgsam zum Stillleben arrangiert waren, sind dummerweise samt Tischtuch in die untere linke Ecke gerutscht. Kein Wunder, dass Peer und Chimes jede Menge Gesprächsstoff hatten – übrigens plauderten sie nicht nur über Malerei, sondern auch über Tomatenzucht.

Mit schrägem Humor und Tuschefedern

Mit handwerklicher Präzision und schrägem Humor beeindruckte auch Susanne Scheidle. Die Gelsenkirchenerin zeichnet mit feinsten Tuschefedern Tierisch-Menschliches. Beispielsweise eine Flöte spielende Ratte: „Neulich in der Nähe von Hameln“ heißt das Bild. Die bräunlichen Schattierungen erzielt sie mit Kaffee: „Am besten geht es mit Espresso“, verriet sie.

Einen besonderen Blick auf das rheinische Braunkohlerevier hat die Kölner Fotografin Katja Richter. Sie zeigte eine Reihen von Kraftwerken mit den typischen Dampfwolken. Es seien Mehrfachbelichtungen, keine am Computer entstandenen Collagen, darauf legte sie Wert. Die Kraftwerke seien ein Stück Zeitgeschichte, das vielleicht in absehbarer Zukunft aus der Landschaft verschwinde.

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Wuchtig und gleichzeitig zerbrechlich ist die Keramik von Margareta Goyk-Galvan. Die Künstlerin, die in der Nähe von Straßburg lebt, konnte allzu vorsichtige Betrachter aber beruhigen: Die bunten, oft skurrilen Plastiken seien zwar nicht auf Sockel befestigt, aber so schwer, dass sie nicht so leicht umfielen. Ganz zart wirkten dagegen Papierarbeiten von Traudel Stahl, die Engelbert Schmitz, der als Kulturamtsleiter des Rhein-Erft-Kreises die Ausstellung konzipiert hatte, geschickt daneben platziert hatte. Der Luftzug, den die Bewegungen der Besucher verursachten, genügte, um Objekte in Drehung zu versetzen.

10 000 Besucher in der Abtei

Das Wetter war – wieder einmal – auf der Seite der Kunsttage. An zwei sonnigen Tagen schlenderten knapp 10 000 Besucher durch die Abtei, sie wurden dabei auch mit Musik und Lyrik begleitet.

Eröffnet worden waren die Kunsttage, die 45 Künstlerinnen und Künstler präsentierten, am Freitagabend in der Abteikirche. Die geladenen Gäste hatten doppelten Genuss: Kantor Michale Utz an der Orgel und der Saxofonist Michael Villmow unterhielten musikalisch aufs Feinste. Und Prälaturhof und Marienhof boten in der einbrechenden Dunkelheit einen reizvollen Anblick.