Blitzer verhülltImmer noch freie Fahrt für Raser auf der B59 in Pulheim

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Au dem Foto ist die Lasermessanlage an der B 59 in Pulheim zu sehen. Sie ist mit Folie verhüllt.

Gut verpackt: die Lasermessanlage an der B 59 in Pulheim.

Die Anlage soll nach einer Unfallserie mit mehreren Toten die Sicherheit auf der Bundesstraße erhöhen. Kreis sieht im Netzbetreiber den Schuldigen.

Mehr als drei Monate nach ihrer Installation ist eine Lasermessanlage auf der B 59 in Pulheim immer noch nichts betriebsbereit. Die Schuld daran trägt nach Angaben eines Sprechers der Kreisverwaltung der Netzbetreiber – der habe den Stromanschluss noch nicht freigeschaltet. Er rechnet damit, dass dies im Laufe des Juli passieren wird.

Komplett in schwarze Plastikfolie eingehüllt wirkt der Blitzer am Rande der Bundesstraße in Fahrtrichtung Rommerskirchen seit Wochen wie ein Kunstwerk von Christo. Der Künstler verhüllte einfach alles: Dosen, Stühle, ein Auto, den Reichstag. Wobei es sich bei der Anlage eher um Künstlerpech handelt – und sie sich in die Pannenserie beim Aufstellen neuer Anlagen im gesamten Rhein-Erft-Kreis einreiht.

Rund 600.000 Euro hat der Kreis sich die neuen Blitzer kosten lassen

Mehrere neue Blitzer konnten zunächst nicht in Betrieb genommen werden, weil ihre Anschlüsse nicht mit denen im Erdreich verlegten der Vorgängermodelle kompatibel waren. Rund 600.000 Euro hat sich die Kreisverwaltung die Anlagen kosten lassen.

Nachdem die Anlage in Pulheim Mitte März installiert worden war, hatte der Sprecher der Kreisverwaltung angekündigt, dass „die Inbetriebnahme voraussichtlich noch im ersten Quartal erfolgen“ werde. Offenbar wusste er da noch nicht, dass es auch beim Aufbau eines neuen Blitzers mit der Technik haken würde.

Auf dem Foto ist ein zerstörter Blitzer in Hürth-Hermülheim zu sehen.

Anderer Blitzer, anderes Schicksal: Die Anlage an der Ortsumgehung Hermülheim war kurz nach dem Einbau zerstört worden.

Nach einer Unfallserie in den vergangenen Jahren war das Gerät an der B 59 auf Empfehlung der Unfallkommission zusätzlich zu den bisherigen Standorten hinzugekommen. Allein 2023 waren bei zwei Verkehrsunfällen zwischen Pulheim und Rommerskirchen zwei Verkehrsteilnehmer gestorben.

Prof. Dr. Roman Suthold, Fachbereichsleiter Verkehr und Umwelt beim ADAC Nordrhein, kennt die B59. Die lange, gerade verlaufende Strecke sei problematisch, vor allem, dass der Gegenverkehr so nah sei. „Das würde man heute so nicht mehr planen.“ Wer lange hinter einem langsameren Fahrzeug, wie etwa einem Lkw, fahre, werde ungeduldig und dazu verleitet, zu überholen.

Polizei registrierte bei einer Kontrolle im Mai 130 Verkehrsverstöße

Dies führe wiederum zu kritischen Situationen und häufig auch Unfällen. Denn: „Autofahrer schätzen Geschwindigkeiten und Distanzen häufig falsch ein.“ Hinzu komme, dass das Verkehrsaufkommen auf der Strecke mit den abwechselnd ein- und zweispurigen Abschnitten wohl zu hoch sei, um sicheres Überholen zu ermöglichen.

Bei einer Schwerpunktkontrolle im Mai auf der B 59 registrierte die Polizei 130 Verkehrsverstöße innerhalb von acht Stunden, darunter mehr als 90 Geschwindigkeitsverstöße festgestellt. Zwölf Verkehrsteilnehmer hatten sich nach Angaben einer Behördensprecherin nicht an bestehende Überholverbote gehalten.

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