Torsten Rekewitz hält eine Ehrung des Ausnahmefußballers aus Brauweiler für überfällig. RTL-Sportreporter Felix Görner pflichtet ihm bei.
HeimatstadtPulheimer Politik diskutiert über Ehrung für Florian Wirtz – Bürgermeister mauert
Mit elf Toren und zwölf Torvorlagen hatte Florian Wirtz großen Anteil daran, dass Bayer 04 Leverkusen im Mai 2024 zum ersten Mal Deutscher Fußballmeister geworden ist. Er führte sein Team zum Finalerfolg im DFB-Pokal, im Sommer brachte er die deutsche Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft im eigenen Land durch seinen Treffer zum 1:1 im Viertelfinale gegen Spanien in die Verlängerung. Und längst haben führende Vereine aus dem Weltfußball ihre Fühler nach dem 21-jährigen Ausnahmespieler ausgestreckt.
Eine Ausnahmekarriere – nur in Florian Wirtz' Heimatstadt scheint davon niemand Notiz zu nehmen. Eine Würdigung der Erfolge des Sportlers, der seine Karriere in der Jugend von Grün-Weiß Brauweiler begann und der vor wenigen Jahren sein Abitur am Abteigymnasium gemacht hat, ist mehr als ein halbes Jahr, nachdem er die Meistertrophäe in der Hand halten durfte, nicht erfolgt.
Rekewitz ist FC-Fan – dennoch breche ihm keine Zacken aus der Krone
Einer, der das ändern möchte, ist Torsten Rekewitz. Der SPD-Politiker aus Pulheim fände es „gut und angemessen, wenn unsere Stadt Pulheim Florian Wirtz eine offizielle Ehrung zuteilwerden ließe, beispielsweise durch einen Eintrag ins Goldene Buch nebst kleiner Feierstunde“. Dies hat der 44-Jährige in einem Brief an Bürgermeister Frank Keppeler (CDU) kundgetan. Er begründet dies mit Wirtz‘ Leistungen in der Nationalmannschaft und im Verein – da breche er sich als passionierter Anhänger des 1. FC Köln keinen Zacken aus der Krone.
Zudem hebe sich der 21-jährige Fußballprofi durch seine Bodenständigkeit, seine Bescheidenheit und seine nach wie vor bestehenden Verbindungen nach Pulheim, vor allem in seine Heimat Brauweiler, wohltuend von anderen Vertretern des Fußballgeschäfts ab. Keppeler selbst habe Wirtz vor einigen Wochen bei einem Vereinsempfang wertschätzend als großes Vorbild bezeichnet, gerade auch für junge Menschen.
Unterstützung findet Rekewitz bei RTL-Sportreporter Felix Görner. Er lebt mit seiner Familie ebenfalls in Brauweiler, hat einen engen Draht zu Familie Wirtz und verfolgt die steile Karriere des Fußballstars seit vielen Jahren. Es sei „höchste Zeit, dass Pulheim seine Leistungen und Verdienste würdigt“. Eine solche Initiative hätte längst von Bürgermeister Keppeler ausgehen müssen. Florian Wirtz sei sehr heimatverbunden, er stehe zu seinen Wurzeln, sei regelmäßig bei seiner Familie in Brauweiler zu Besuch und schaue sich ab und an sonntags Spiele der dritten Mannschaft von Grün-Weiß an.
Diese Haltung und „nicht abgehoben zu sein“, obwohl seine Weltkarriere „gerade jetzt richtig Fahrt aufnimmt“, gelte es auch dann zu würdigen und nach außen zu tragen, wenn es sich bei Wirtz um einen noch jungen Sportler handele. Pulheim stünde es gut zu Gesicht, sich eines solchen „Jahrhunderttalents“ – zumindest wenn man über diese Region spreche – zu erinnern, meint der Sportjournalist. Und ihn auch zu begleiten, um ihm zu zeigen, dass man stolz auf ihn ist und auch darauf, dass er immer wieder gerne in seine Heimatstadt zurückkommt.
Görner ist sich auch sicher, dass es der gesamten Familie Wirtz viel bedeuten würde, wenn die Stadt Pulheim den 21-Jährigen mit einem Eintrag ins Goldene Buch auszeichnen würde. Vater Hans-Joachim hat den Weg seines hoch veranlagten Sohnes stets begleitet – und ist auch jetzt noch bei vielen Spielen im Stadion dabei, fungiert auch als Berater. Bescheiden, zurückhaltend, so wie er und seine Frau Karin es Florian Wirtz mit auf den Weg gegeben haben. Görner: „Es ist ja bezeichnend, dass Florian seiner Familie keine protzige Villa in Köln-Hahnwald gekauft hat. Sie lebt in Brauweiler und wird dort auch nicht wegzukriegen sein.“
Frank Keppeler lässt konkrete Fragen zu einer möglichen Ehrung von Florian Wirtz durch die Stadt Pulheim unbeantwortet. Über seine Sprecherin lässt der CDU-Mann mitteilen, dass Vorschläge zu Ehrungen im Ältestenrat in nichtöffentlicher Sitzung beraten würden. Zum konkreten Antrag bezüglich einer Ehrung von Florian Wirtz „können wir uns nicht äußern, da hier – wie bei allen Personalia – der Grundsatz der Vertraulichkeit gilt“, heißt es in einer schriftlich beantworteten Anfrage dieser Redaktion.
Hermann Schmitz (CDU), Ortsvorsteher von Brauweiler, Dansweiler und Freimersdorf, äußert sich so: „Ich würde es begrüßen, dass einem verdienten Brauweiler Bürger diese Ehre zuteil wird. Allerdings möchte ich die Entscheidungsmodalitäten nicht umgehen.“
Pulheim würdigt verdiente Bürger auf verschiedene Art und Weise
Ins Goldene Buch der Stadt Pulheim haben sich bereits 144 Persönlichkeiten eingetragen. Zuletzt waren es Helmut Schmitz, Martin Höschen, Fred Birkett (Bürgermeister Fareham) sowie der SPD-Politiker Dierk Timm. Vor wenigen Tagen folgte Josef Klaes. Ein Eintrag ins Goldene Buch sei nicht die einzige Möglichkeit, verdiente Persönlichkeiten auszuzeichnen, so die Sprecherin weiter. So würden jährlich beim Vereinsempfang Ehrenamtliche gewürdigt, die beispielsweise über viele Jahre verantwortungsvolle Funktionen ausgeübt haben. Herausragende sportliche Leistungen würden ebenfalls in Pulheim während des Vereinsempfangs entsprechend gewürdigt.
Als nächste Stufe gebe es die Eintragung ins Goldene Buch, gefolgt von der Ehrennadel der Stadt Pulheim, anschließend den Ehrenring. Die höchste Auszeichnung ist die Ehrenbürgerwürde. Derzeit gibt es einen Ehrenbürger – den CDU-Politiker Dr. Bernhard Worms.
In Kerpen wird eine vergleichbare Diskussion geführt. Bürgermeister Dieter Spürck (CDU) hatte zur Jahresbeginn eine Initiative des Kerpener Michael-Schumacher-Fanclubs aufgegriffen, den Rennfahrer zum Ehrenbürger zu ernennen. Die Politikerinnen und Politiker hatten sich im März darauf verständigt, darüber in ihren Fraktionen zu beraten. Das war das letzte, was zu diesem Thema in Kerpen öffentlich geworden ist.