Polizei Podcast in Rhein-ErftEinzigartiges Format für Kinder und Jugendliche
Rhein-Erft-Kreis – Ihre Stimmen klingen ruhig und angenehm. Ihre Unterhaltungen wirken natürlich. Im Dialog informieren Kriminalhauptkommissarin Martina Rautenberg und ihr Kollege Reiner Temburg in ihrem Podcast über Themen, die Dauerbrenner in den Kinderzimmern und Schulklassen sind: Kettenbriefe zum Beispiel. Aber auch Pornografie, bei der Kinder die Opfer sind, Cybermobbing, Passwortsicherung, Stress im Klassenchat und das Recht am eigenen Bild. Bei den Beiträgen für Kinder und Jugendliche redet oft auch die elfjährige Anna mit, die den beiden Fachleuten stets eine Menge Fragen stellt.
Mit diesem Format ist der Polizei-Podcast des Rhein-Erft-Kreises zurzeit einzigartig in Deutschland. Nach dem ersten halben Jahr wissen die beiden Ideengeber und Initiatoren längst, dass sie damit genau den Nerv der Zeit getroffen haben. „Die Podcasts erreichen die Zielgruppe niederschwellig“, sagt Rautenberg. Sie seien zudem gut zu verstehen und jederzeit abrufbar.
Kinder und Jugendliche sollen aus ihrer Sicht informiert werden
Etwa fünf Minuten dauern die jeweiligen Beiträge, die Rautenberg und Temburg zu jedem Thema sowohl aus Sicht der Kinder und Jugendlichen als auch für die Eltern aufarbeiten und einmal im Monat produzieren. „Das ist auch deswegen wichtig, um den Eltern klarzumachen, welchen Problemen und Gefahren ihr Nachwuchs unter anderem durch die Nutzung der sozialen Medien ausgesetzt sind“, sagt Rautenberg.
Sie und ihr Kollege arbeiten in der Abteilung Kriminalprävention und Opferschutz. Beiden ist es ein Anliegen, dass die Eltern ihre Kinder in die Welt der digitalen Medien begleiten und sie auch dort im übertragenen Sinne wie am ersten Schultag an die Hand nehmen.
Themen kommen auf von Schulleitungen
Welche Themen in den Sendungen besprochen werden sollten, erfahren Podcast-Macher oft von den Leiterinnen und Leiter der Schulen. „Sie schreiben oder berichten uns von aktuellen Problemen und Sorgen der Kinder und Heranwachsenden“, berichtet Rautenberg. Während der Arbeitszeit, oft aber auch darüber hinaus, arbeiten Temburg und seine Kollegin dann das jeweilige Thema auf. „Kein Podcast funktioniert ohne fundamentale Wahrheiten, das, was wir dabei sagen, muss Hand und Fuß haben“, betont er.
Zu jedem Thema entstehen zunächst zwei mehrseitige Drehbücher, die während der Aufzeichnung gesprochen werden. Ganz wichtig ist dem Team, am Ende einer jeder Sendung die wichtigsten Punkte noch einmal zusammenzufassen. Im Podcast für Kinder und Jugendliche macht das zumeist Anna.
Auch Kinder haben ein Recht auf das eigene Bild
Ohne um den heißen Brei herumzureden geben Rautenberg und Temburg Antworten, klären auf und nennen die Probleme beim Namen: Im lockeren Dialog erfahren Eltern zum Beispiel, dass auch Kinder ein Recht auf das eigene Bild haben und die Eltern und Großeltern Kinderfotos nicht einfach posten oder verschicken dürfen. Geradezu gefährlich und ein Fundus für Pädophile sei es, vermeintlich harmlose Nacktfotos der Kinder vom Strandurlaub zu posten.
Die Kinder erfahren, dass sie die Fotos ihrer Klassenkameradinnen und Klassenkameraden nicht ohne deren Einverständnis posten dürfen. „Jede und jeder hat ein Recht am eigenen Bild, Kinder genauso wie Erwachsene“, betont die Kriminalbeamtin.
Schnell kann man auch ungewollt zum Täter werden
Wie schnell man als Handybesitzer ohne es zu wollen zum Straftäter werden kann, erfahren die Hörerinnen und Hörer beim Podcast zum Thema Abbildungen von sexueller Gewalt an Kindern. Denn schon der Besitz dieser Bilder und Videos auf dem Handy ist eine Straftat, auch wenn man das Material ungewollt zugesendet bekommt. „Wenn solche Bilder oder Videos im Klassenchat landen, sind dann alle Täter?“, will Anna wissen. „Genau“, erklärt Rautenberg.
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Die Gefahren, denen die Kinder im sozialen Netz und im Alltag ausgesetzt sind, sind nicht kreisspezifisch. Der Podcast könnte deswegen für alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland, aber auch für deren Eltern wertvoll sein. „Wir werden sogar in Amerika gehört“, sagt Rautenberg und berichtet von Zuhörerreaktionen, die sie aus den USA bereits bekommen haben.