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Kriminalitätsstatik 2022Polizist beklagt: „Klima in Rhein-Erft wird rauer“

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann demonstriert in der polizeilichen Beratungsstelle, wie Einbrecher Fenster aufhebeln.

Im Jahr 2022 sind wieder mehr Einbrüche verübt worden als im Jahr zuvor. Ein Mann demonstriert in der polizeilichen Beratungsstelle, wie Einbrecher Fenster aufhebeln.

2022 wurden rund 3500 mehr Straftaten verübt als im Jahr zuvor. Das Klima wird rauer, sagt ein ranghoher Kriminalbeamter.

Die Zahl der Straftaten im Rhein-Erft-Kreis ist im vergangenen Jahr gestiegen. Die Kriminalitätsstatistik, die Kriminaldirektor Peter Kikulski von der Kreispolizeibehörde am Dienstag (21. Februar) in Hürth vorstellte, verzeichnet 34.592 Fälle, 3529 mehr als im Jahr davor. Die Aufklärungsquote sank leicht von 51,4 auf 47,4 Prozent. Gestiegen ist nach Angaben des Leiters der Direktion Kriminalität vor allem die Gewalt- und Straßenkriminalität, es gab aber erstmals seit sechs Jahren auch wieder mehr Einbrüche.

„Das Klima wird rauer“, so beurteilt Kikulski den Anstieg bei den Gewaltdelikten, deren Zahl über dem Niveau der vergangenen fünf Jahre liege. So stieg die Gewaltkriminalität auf 1144 Fälle (plus 251). Darunter nahmen vor allem die Raubdelikte zu, von denen die Polizei 273 Fälle bearbeitet hat.

Aufklärungsquote bei Wohnungseinbrüchen ist gesunken

Bei den Raubüberfällen verbesserte sich aber auch die Aufklärungsquote. In 63 Prozent der Fälle konnte die Polizei den Täter oder die Täterin dingfest machen. Kikulski erklärte das auch mit Verschiebungen beim Personal, das im vergangenen Jahr verstärkt in Ermittlungsgruppen zu Raubstraftaten eingesetzt worden sei.

Die Kehrseite: Von den 659 Wohnungseinbrüchen (plus 70) wurden nur noch 11,8 Prozent aufgeklärt. Im Jahr davor waren es immerhin 14 Prozent. Die Polizei will bei der Aufklärung von Wohnungseinbrüche einen Schwerpunkt setzen.

Es wird rüder miteinander umgegangen
Peter Kikulski

Einen Grund zur Besorgnis sieht der Kripo-Chef im Anstieg der Straftaten, bei denen die mutmaßlichen Täter Kinder und Jugendliche unter 14 Jahre waren. Im vergangenen Jahr habe die Polizei gegen 444 junge Tatverdächtige ermittelt, im Jahr davor waren es 334. Meist habe es sich um einfache Diebstähle oder Körperverletzungen gehandelt. „Es wird rüder miteinander umgegangen“, stellte Kikulski fest. Die Polizei will nun auch die Präventionsarbeit an Schulen weiter verstärken.

Zugenommen hat auch die Straßenkriminalität, darunter fallen unter anderem Fahrrad-, Auto- und Taschendiebstähle, aber auch Sexualdelikte. „Die Leute sind nach Corona wieder draußen“, darin sieht der Kriminaldirektor eine Erklärung.

Ermittelt wurde in 7322 Fällen (plus 500), 1156 konnten aufgeklärt werden (15,8 Prozent). Die Polizei will künftig wieder mehr Präsenz auf der Straße zeigen. „Das hat gelitten während Corona“, räumte Kikulski ein.

Zahl der Anzeigen zu Sexualdelikten ist gestiegen

Den Anstieg bei den Sexualdelikten – 626 Fälle im Vergleich zu 570 im Vorjahr – erklärte der Kripochef unter anderem mit einer verschärften Gesetzeslage. Außerdem würden im Zusammenhang mit der Me-too-Debatte und den Vorfällen in der Silvesternacht mehr Übergriffe angezeigt.

Erfasst wird unter den Sexualdelikten auch die Verbreitung von Kinderpornografie über das Internet. Durch spektakuläre Tatkomplexe wie der in Lügde sei die Aufmerksamkeit gestiegen und damit auch die Zahl der Anzeigen. In 203 Fällen hat die Polizei im vergangenen Jahr ermittelt.

Die Ermittlungen seien aufwendig: In einem Fall hätten nach einer Durchsuchungsaktion sechs Millionen digitale Fotos und 600.000 Videos gesichtet und auf Darstellungen von Kindesmissbrauch geprüft werden müssen. Das bringe auch das gut aufgestellte Team von 13 Ermittlern bei der Kreispolizeibehörde an Grenzen, sagte Kikulski.

Polizei setzt sich zum Ziel, die Aufklärungsquote zu verbessern

Im Negativ-Ranking der Städte liegt bei der Zahl der Straftaten weiterhin Frechen an der Spitze. Das liegt nach Angaben des Kriminaldirektors nach wie vor an den vielen Straftaten, die im Bereich des dortigen Postverteilzentrums verfolgt werden. So sind unter den 5497 Straftaten, in denen in Frechen ermittelt wurden, auch 1200 Fälle, die vom Zoll gemeldet wurden. Meist ging es um Rauschgift, das im Internet gehandelt und dann per Post verschickt wurde.

Unterm Strich steht für Kriminaldirektor Kikulski das Fazit: „Wir stehen etwas besser da als viele andere Polizeibehörden im Land.“ Die Zahl der Straftaten sei auch weniger stark gestiegen als im Landesdurschnitt. Ein Ziel der Polizei für die Zukunft sei, die Aufklärungsquote zu verbessern. Bei Delikten gegen das Leben ist sie auch jetzt schon hoch. Von zehn Taten im Jahr 2022, darunter ein Mordfall, zwei Mordversuche, zwei Totschlagsdelikte und fünf fahrlässige Tötungen konnten acht aufgeklärt werden.