Kerpens Stadtchef Dieter Spürck hätte lieber ein „KER“ an seinem Wagen. Seine Amtskollegen äußern sich zurückhaltend zu einem Kennzeichenwechsel.
Kerpener VorstoßMögliches Aus für BM-Kennzeichen in Rhein-Erft polarisiert
Auf ein geteiltes Echo stößt der Vorstoß von Kerpens Bürgermeister Dieter Spürck. sich für ein eigenes Kfz-Kennzeichen für seine Stadt einzusetzen. Der Kerpener Stadtchef hatte sich einer Initiative von 13 Amtskollegen kreisangehöriger Städte angeschlossen, die das Kennzeichen ihres Kreises, das sie mit vielen anderen Städten teilen, von den Autos verbannen wollen.
Der Hürther Bürgermeister Dirk Breuer bezeichnet den Vorschlag der Einführung individueller Kfz-Kennzeichen für Kommunen ab 20 000 Einwohner als eine „interessante Idee“, sieht gleichwohl kritische Aspekte. „Ein solches Kennzeichen könnte die Identifikation mit der Heimatstadt fördern. Allerdings sollte der zusätzliche Verwaltungsaufwand nicht unterschätzt werden“, befürchtet der Verwaltungschef aus Hürth. „Auch wenn das Konzept reizvoll ist, sollten unsere Ressourcen angesichts der Herausforderungen, denen Kommunen gegenüberstehen, zunächst dort eingesetzt werden, so wo sie dringender gebraucht werden.“
Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach findet die Vorstellung „charmant“, und er könne sich vorstellen, mit „BEB“ ein eigenes Kennzeichen für die Schlossstadt einzuführen. „Ein solches Kennzeichen stiftet Identifikation und Heimatverbundenheit“, sagt Solbach. „Aber, um ehrlich zu sein, haben wir gerade sehr viele Baustellen, die relevanter sind und unsere Aufmerksamkeit erfordern.“
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Ähnlich äußert sich Andreas Heller, der Elsdorfer Bürgermeister: „Auch wenn wir wichtigere Aufgaben vor uns haben, finde ich die Überlegung begrüßenswert. ELS für Elsdorf klingt gut – denn nowhere ELS als in Elsdorf möchte man doch lieber sein.“ Womit Heller, der nirgendwo anders lieber als in Elsdorf sein möchte, den Marketingspruch in Abwandlung des englischen Wortes „else“ direkt mitliefert.
Im Pulheimer Rathaus zeigt man sich noch zurückhaltend. Die Idee besitze sicherlich Charme, denn sie bediene die lokale Identität. Die Verwaltung werde das Thema zunächst intern prüfen und in den politischen Gremien beraten, ließ Bürgermeister Frank Keppeler über seine Sprecherin Ruth Henn verkünden.
Jubelstürme sind auch weiter nördlich in Erftstadt nicht ausgebrochen. Die Stellungnahme von Bürgermeisterin Carol Weitzel klingt nun nicht so, als habe sie ausgerechnet diesen Vorstoß sehnlichst erwartet – und dies, obwohl sich ihre Stadt ja anschickt, Hochschulstandort zu werden. Nüchtern klingt es, wenn sie ausrichten lässt: „Für uns gibt es derzeit keine Überlegungen oder Wünsche in Richtung eines eigenen Kennzeichens für Erftstadt. Entsprechende Anliegen der Bürgerinnen und Bürger sind mir ebenfalls nicht bekannt.“
Brühler Bürgermeister: „Auf ein ,BRÜ'-Kennzeichen lege ich keinen besonderen Wert“
Ganz im Süden, in Wesseling, scheint man schon zufrieden damit zu sein, dass der Erftkreis in den Rhein-Erft-Kreis umgetauft worden ist. Heißt es doch aus dem Büro von Bürgermeister Ralph Manzke, dass man sich in Wesseling bisher noch keine Gedanken über ein eigenes Kfz-Kennzeichen gemacht habe. Es sei auch nicht vorgesehen, den Punkt auf die Tagesordnung zu nehmen. Dann wird's wohl nichts mit einem „WSL“ für die Einwohner der Stadt am Rhein werden.
Andere Töne aus Frechen: Bürgermeisterin Susanne Stupp sagt, die Initiative des Heilbronner Professors Ralf Bochert spreche natürlich auch ihr lokalpatriotisches Herz für ein Kennzeichen „FRE“ an. Aber wenn man das praktisch für alle Städte und Gemeinden weiterdenken würde, „bekämen wir in Deutschland einen Wildwuchs an Kennzeichen, der nicht mehr übersichtlich wäre. Der Vorgang entscheidet sich ja auch auf bundespolitischer Ebene“.
Brühls Bürgermeister Dieter Freytag kann dem von seinem Kerpener Amtskollegen Spürck propagierten Kennzeichenwechsel nicht so recht etwas abgewinnen: „Auf ein ,BRÜ'-Kennzeichen lege ich keinen besonderen Wert, da es ein solches nicht gab.“ Viel lieber würde er die Zeit zurückdrehen: Wenn er wählen könnte, würde er sich das „K“ zurück wünschen, „das wir im damaligen Kreis Köln-Land bis zum 31.12.1974 hatten“.
Der einzige Bürgermeister, dessen Bürgerinnen und Bürger bereits mit einem passenden Nummernschild durch die Gegend fahren, ist Volker Mießeler. „Das BM-Kennzeichen stammt noch aus dem Altkreis Bergheim und ist fast 70 Jahre alt“, sagt der Bergheimer Bürgermeister. Es gebe keinen Grund, das Kennzeichen zu ändern, auch nicht, um vom Image der „bereiften Mörder“ oder „bemannten Mülltonne“ wegzukommen, wie gängige, aber nicht ganz korrekte Auflösungen der Abkürzung BM lauten. „Für uns sollte es eher Ansporn sein, dafür zu sorgen, dass BM als ,beste Menschen' gelesen wird.“ (aen, aj, dv, ftz, höb, jtü, rag, wok)