Kerpener Musiker Oliver Strucken-BathkeMorgenstund hat Beats im Kopf
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Kerpen-Sindorf – Im normalen Leben heißt er Oliver Strucken-Bathke, ist 42 Jahre alt, stolzer Vater von fünf Kindern und am Kerpener Europa-Gymnasium als Lehrer für Englisch und Sozialwissenschaften tätig. Seiner ganz großen Leidenschaft widmet sich der Sindorfer allerdings unter einem anderen Namen: In der freien Zeit nach Schulschluss schlüpft der Herr Strucken-Bathke mit Vorliebe in die Rolle des Rock- und Popmusikers Fluffstuff, und was er unter diesem Künstlernamen zustande bringt, kann sich wahrlich hören lassen. Der eindrucksvollste Beleg dafür ist Fluffstuffs kürzlich erschienenes Debüt-Album „Voice! Claim! Attidude!“.
„Fluffy heißt soviel wie flauschig, cremig, kuschelig, und es ist der Spitzname, den meine Frau mir warum auch immer mal gegeben hat“, verrät Strucken-Bathke schmunzelnd, „weil mich im Freundeskreis inzwischen viele nur noch Fluff oder Fluffy nennen, lag es natürlich nahe, den Ausdruck auch in den Musikernamen einzubauen. Und ein griffiger Künstlername musste einfach her. Denn wer will schon Rock- und Popmusik von einem Typ hören, der Oliver Strucken-Bathke heißt?“
Erste Band mit 16
Wenn jemand mit 42 Jahren sein erstes Album veröffentlicht, klingt das zunächst nach später Berufung. Doch da liegt man bei Fluffstuff falsch. „Meine erste Band hatte ich mit 16 Jahren, und seitdem habe ich eigentlich immer Musik gemacht, erst Rock, später als Student auch mal Jazz, Funk und Fusion, jetzt wieder Rock und Pop.“
Dass der Sänger und E-Bassist nun noch mal richtig durchstartet, hat einen guten Grund. Früher, so sagt er, sei es ihm eher selten gelungen, gute Songs zu schreiben. „Aber seit einiger Zeit bin ich in dieser Beziehung richtig kreativ. Die Ideen fliegen mir einfach zu. Manchmal wache ich morgens mit einem starken Beat oder einer packenden Melodie im Kopf auf und muss dann so schnell wie möglich einen neuen Song draus machen.“
Wobei das „Song machen“ bei Fluffstuff mit ganz viel Tüftelei verbunden ist, denn der Mann regelt wirklich alles selbst. Er schreibt die englischen Texte und komponiert die Musik, er singt, spielt neben dem Bass auch die Keyboards und Gitarren, mischt Schlagzeug-Samples und Effekte dazu – und klingt am Ende wie eine komplette Band. „Die moderne digitale Aufnahmetechnik macht“s möglich. Es ist natürlich viel Fummelei, aber mit dem professionellen Musikproduktionsprogramm auf meinem Laptop kann ich locker 30 oder mehr Einzelspuren zu einem stimmigen Gesamtwerk zusammenfügen“, erklärt Fluffstuff. Was bei seinen Soundkreationen herauskommt, überzeugt auch Experten. So hat die kleine Plattenfirma Cosmonalva Records neun gelungene Fluffstuff-Songs unlängst unter dem Titel „Voice! Claim! Attidude“ zwar nicht als CD, aber als Download-Album veröffentlicht, das man sich bei iTunes, Spotify, Google Music, Amazon und anderen bekannten Portalen im MP3-Format zu Ohren führen kann. Sanfte Popballaden, auf denen Fluffstuffs ausdrucksstarke Stimme besonders gut zur Geltung kommt, sind da zu hören, aber auch rockige Nummern mit Ohrwurm-Qualitäten sowie tanzbare funkige Songs mit Anklängen an den Britpop der späten 1980er-Jahre.
„Dass die Nummern einen gewissen Groove haben, ist mir schon wichtig. Aber ansonsten lasse ich mich in keine Schublade einordnen“, sagt FluffStuff, „und ich erhebe auch nicht den Anspruch, das Rad neu erfunden oder die perfekte Musik abgeliefert zu haben. Authentische, ehrliche, abwechslungsreiche, eingängige Rock- und Popmusik ohne Netz und doppelten Boden – das ist mein Ding.“
Auch politisch
Manchmal wird der Musiker aber auch politisch. So kommt am 5. Dezember, dem ersten Todestag von Nelson Mandela, der brandneue Fluffstuff-Song „Twenty-seven“ auf die Download-Portale. „Damit erweise ich einem Mann die Ehre, den ich für einen ganz Großen der Weltgeschichte halte, weil trotz des unermesslichen Unrechts, das ihm in 27 Jahren Haft geschehen ist, nach seiner Freilassung immer für Frieden und Versöhnung gekämpft hat.“
Sänger und Bassist
Zudem soll im kommenden Frühjahr das zweite Fluffstuff-Album erscheinen, und auch für jede Möglichkeit, sich live auf der Bühne zu präsentieren, ist Oliver Strucken-Bathke dankbar. Nur mit der Akustik-Gitarre oder aber Halbplayback-Versionen seiner Songs ausgerüstet, spielt und singt er abgespeckte Arrangements von Fluffstuff-Band-Nummern, im Rock-Trio Superphonia ist er als Sänger und Bassist aktiv, mit seinem Lehrerkollegen Bernd Woidtke bildet er seit langem ein Akustik-Rock-Duo. „Ohne Musik geht’s bei mir einfach nicht“, sagt Fluffstuff, „ich denke, ich werde da wohl immer irgendetwas machen – bis ich irgendwann den Löffel abgebe.“