Häufig stoßen Bürger in Sindorf auf wilden Müll. Weil es sich immer um ähnlichen Abfall ändert, haben Abfallberaterin und Ortsvorsteher einen Verdacht.
Teils gefährlicher AbfallStändiges Problem mit wilden Müllkippen in Kerpen – Serientäter vermutet
Viele Sindorfer kennen sie, die unzähligen wilden Müllkippen in der Natur. Auch Manfred Borsch entdeckt regelmäßig Reifenstapel, Bauschutt oder anderen Abfall im Unterholz. Meist an denselben Stellen. Seine Funde dokumentiert Borsch mit Fotos in den Sozialmedien – und kann sie so einige Jahre zurückverfolgen. Es entsteht der Eindruck: Die Zahl der wilden Müllkippen steigt.
Zurzeit liegen mehrere Haufen Reifen am Wasserwerk. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der Fund keine Ausnahme ist: Es gibt in den sozialen Medien Berichte von Schuttkippen an der Wankelstraße oder von einer „Lastwagenladung“ Teerbrocken. Ein Wirtschaftsweg an der Erfttalstraße gilt ebenfalls als beliebtes Ziel illegaler Entsorger. Im Mai 2021 wurden dort Holz und Fensterrahmen gefunden.
Keine Überwachungskameras wegen Datenschutz
Sowohl der Sindorfer Ortsvorsteher als auch die städtische Abfallberaterin vermuten, dass Serientäter verantwortlich sind. Die Bürgerinnen und Bürger sind es ihrer Meinung nach nicht. „Mein persönlicher Eindruck: Es handelt sich immer um die gleichen Täter. Auffällig ist, dass sehr oft Abfälle von Renovierungen oder Reifen abgeladen werden“, sagt Ortsvorsteher Hans-Jürgen Bröcker. Um die Täter zu überführen, sei Aufmerksamkeit wichtig. Alle anderen Maßnahmen seien schwierig umzusetzen. Der städtische Plan, Wildkameras oder Bewegungsmelder an besonders betroffenen Orten einzurichten, scheiterte am Datenschutz.
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Illegale Müllentsorgung ist kein geringes Delikt: Für einen illegal abgeladenen Reifenhaufen werden 510 Euro fällig. Bei Bauschutt, Maschinenteilen oder Altöl sind es bis zu 5100 Euro. Aber das gilt nur für leichte Fälle. Für schwere Fälle – wenn jemand gewerbsmäßig Abfall entsorgt – drohen Geldbußen von bis zu 100 000 Euro oder Freiheitsstrafen.
Manche Täter werden auf frischer Tat erwischt
Im November 2022 teilte die Verwaltung mit, dass die jährlichen Kosten für die Beseitigung wilder Müllkippen gesunken seien – und zwar um die fast die Hälfte auf etwa 180 000 Euro. Die Schätzung stammt vom Baubetriebshof. Pandemiebedingt sei die Zahl der wilden Müllkippen zeitweise zurückgegangen, sagt auch Bröcker.„Es ist mal mehr, mal weniger.“ Abfallberaterin Ingrid Nelsen sieht es ähnlich. Tendenziell sei es ein bisschen weniger.
„In den 90ern haben wir nicht selten wilde Müllkippen von 60 Reifen oder mehr gefunden. Das Wort Umweltschutz gab es noch gar nicht im Sprachgebrauch der Leute“, sagt Nelsen. Es sei ihr ein Rätsel, wieso immer noch so viel Müll in der Natur entsorgt werde. „Wir haben in Kerpen einen günstigen Wertstoffhof, der sechs Tage die Woche geöffnet hat.“ Außerdem gebe es die Deponie Haus Forst, bei der man bis zu 100 Kilogramm Abfall für 20 Euro abgeben könne – auch wenn er schadstoffbelastet sei.
Auch Nelsen hat Serientäter im Verdacht, die Müll gewerbsmäßig entsorgen. „Auf manchen Kippen liegen Krankenakten oder Kontoauszüge. Kein normaler Mensch würde solche sensiblen Dokumente wegwerfen.“
„Die Leute müssen auf frischer Tat ertappt werden.“ In dieser Hinsicht kann Nelsen Positives verkünden: Das komme häufig vor. Und auch in der Bevölkerung ist die Sensibilität hoch. An der jährlichen Müllsammelaktion nahmen in Kerpen zuletzt etwa 3000 Menschen teil.