AboAbonnieren

Hilfe in der NotKerpener Apothekerin setzt sich für Bringdienst für Medikamente ein

Lesezeit 2 Minuten
Die Apothekerin Nadine Freialdenhoven in ihrem Geschäft.

Apothekerin Nadine Freialdenhoven setzt sich für einen Bringdienst ein, der im Notfall und nachts Medikamente liefert.

Um Patientinnen und Patienten rund um die Uhr mit Medikamenten versorgen zu können, schlägt die Apothekerin einen Notfall-Bringdienst vor.

Mitten in der Nacht macht sich die gebrochene Hüfte bemerkbar – die Schmerzen sind kaum auszuhalten. Schmerzmittel sind keine im Haus, Familie und Freunde nicht zu erreichen. Gehbehinderten Menschen bleibt in einem solchen Fall nur der teure Weg, das Medikament per Taxi in der Apotheke abholen zu lassen. Apothekerin Nadine Freialdenhoven hat eine Idee, wie sich solche Situationen vermeiden lassen: durch einen Notfall-Bringdienst.

Kerpenerin will, dass Patienten jederzeit versorgt werden können

„Mit einem Notfall-Bringdienst können wir sicherstellen, dass die Patienten so schnell wie möglich mit Arzneimitteln versorgt werden. Und das zu jeder Zeit“, erläutert Freialdenhoven. Nicht nur ältere Menschen, auch Berufstätige und Alleinerziehende würden von einem solchen Angebot profitieren. „Charmant fände ich zum Beispiel einen zentral organisierten Dienst“, sagt Freialdenhoven.

Doch einige Fragen bleiben offen: Bei wem sind die Notfall-Medikamentenboten angestellt? „Das könnte über das Gesundheitsamt des Kreises laufen. Oder aber wir Apotheker sprechen uns ab und stellen die Boten“, sagt Freialdenhoven. Das wiederum wirft die Frage auf, wie der Bringdienst finanziert werden soll und welche Vergütung für die Boten angemessen ist. Eine Regel für Rezepte, die Notärzte nachts ausstellen, gibt es schon heute. Kreuzt der Arzt das Feld „Noctu“ auf dem Rezept an, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Gebühr für die Versicherten.

Apotheken leiden unter Online-Konkurrenz

Freialdenhoven sieht auch bei den Notfall-Bringdiensten den Gesetzgeber in der Pflicht. Freialdenhoven ist Inhaberin von jeweils zwei Apotheken in Kerpen und Bergheim. Als Vorsitzende der Apothekerkammer Nordrhein setzt sie sich dafür ein, dass der Notfall-Botendienst bundesweit auf die Tagesordnung kommt. „Leider gibt es noch immer viele Kollegen und Kammerbezirke, die das nicht wollen“, sagt Freialdenhoven.

Die Sorge vor Missbrauch ist für die Apothekerin unbegründet. „Selbstverständlich sind solche Notfall-Botendienste nicht dafür gedacht, um 3 Uhr nachts ein Nasenspray zu bekommen.“ Für sie geht es um wichtige Medikamente. Um Schmerzmittel, Antibiotika, Antiallergika, Asthma-Sprays. Wie viele andere Branchen leiden auch die Apotheken unter der Online-Konkurrenz. Allein von 2015 bis 2018 sank die Zahl der Apotheken im Rhein-Erft-Kreis von 112 auf 107. Verglichen mit anderen Kreisen im Regierungsbezirk Köln schneidet der Rhein-Erft-Kreis aber immer noch gut ab.

Auf eine Apotheke kamen 2018 je 4393 Einwohner. Im Kreis Düren etwa muss eine Apotheke 5072 Menschen versorgen. Auch auf dem Deutschen Apothekertag im September in München diskutierten die Apotheker über Notfall-Bringdienste. Einen Antrag stellten sie aber noch nicht. Zwischen dem Rhein-Erft-Kreis und den heimischen Apothekern gibt es ebenfalls noch keine Gespräche. Freialdenhoven will nun die Diskussion anstoßen.