Kerpens größter Stadtteil Sindorf soll noch weiter wachsen. Damit ist nicht jede Partei im Kerpener Rat zufrieden.
Die CDU sagt aber:. „Wohnen an der Schiene“ ist ein Ziel der Landesregierung und ökologisch das sinnvollste, was man tun könne, um den Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern.
Wie geht es nun weiter?
Kerpen-Sindorf – Soll Sindorf noch wachsen oder soll der mit über 18.000 Einwohnern bei weitem größte Kerpener Stadtteil mal eine Wachstumspause bekommen? Über diese Frage bahnt sich eine Grundsatzdiskussion im Kerpener Rat an. Während die CDU den Weg freimachen möchte für eine Wohnungsbaureserve in Sindorf, sagt SPD-Fraktionschef Andreas Lipp klipp und klar: „Wir wollen nicht weiter wachsen. Es gibt noch eine Reservefläche und dann ist Schluss. Wo soll das denn hinführen? Sollen wir bald 20.000 Einwohner in Sindorf haben?“
Die CDU sieht das hingegen anders. „Wohnen an der Schiene“ sei ein Ziel der Landesregierung und ökologisch das sinnvollste, was man tun könne, um den Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. „Und diese Möglichkeit haben wir in Kerpen halt nur in Horrem, Sindorf und Buir, wo es die Bahnhöfe und Haltepunkte gibt“, argumentierte CDU-Fraktionsvorsitzender Klaus Ripp in der jüngsten Ratssitzung. Konkret geht es derzeit um eine Fläche westlich neben dem Sindorfer Jugendzentrum. Ins Rollen gekommen sei der Stein durch den Wegzug der Glaswerke von Sindorf nach Kerpen. Seit Anfang März stehen die ehemaligen St. Gobain-Hallen leer. Das bestätigte Jörg Mackeprang, Abteilungsleiter der Stadtplanung im Kerpener Rathaus. Nun könne man zwischen dem Jugendzentrum und den blauen Hallen ein neues Baugebiet anlegen.
600 bis 800 Wohneinheiten
Mackeprang rechnet dort mit „600 bis 800 Wohneinheiten“. Das entspricht etwa dem Wohnraum für 2000 neue Sindorfer Bürger. Damit wäre dann die 20 000er-Marke geknackt. Zum Vergleich: Sindorf allein wäre dann in etwa so groß wie ganz Elsdorf oder wie ganz Bedburg mit seinen zehn Stadtteilen. Gleichzeitig interessiert sich aber offenbar auch eine Firma aus Frechen für das nun freiwerdende Gelände. Das wurde auch in der jüngsten Ratssitzung geäußert und auch Mackeprang bestätigte das auf Nachfrage.
Und so stellt sich denn für die Politik in den kommenden Wochen und Monaten die kategorische Frage: „Wohnen oder Arbeiten?“ Umgeben ist das Gebiet weitgehend von Wohnvierteln nach dem Wegzug, doch die Nutzung für Unternehmen ist möglich. Es gehe jetzt auch darum, Unternehmen, die „Gewehr bei Fuß stünden“ Planungssicherheit zu geben, sagte Branko Appelmann (SPD) es im Rat. Klaus Ripp hielt dagegen, die Unternehmen hätten sich bereits außerhalb der Kreisstraße 39 angesiedelt. Trotzdem setzte eine Ratsmehrheit sich gegen zehn Stimmen von SPD und FDP durch und beschloss ein Bebauungsplanverfahren für ein „Wohngebiet Westliche Hüttenstraße“ einzuleiten.
Das heißt aber noch lange nicht, dass auch Baurechte entstehen. Die Grünen betonten schon, sie wollten über die Bedenken zu Sindorfs Wachstum „nicht einmal reden“ und auch die SPD betonte, nun seien erst einmal die anderen Stadtteile dran, damit der Zuzug nach Kerpen besser verteilt werde . Auch Stadtplaner Mackeprang sieht noch keine Entscheidung gefallen: „Da bahnt sich eine große Diskussion an. Wie die ausgeht, kann ich auch noch nicht sagen.“