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Anzeige erstattetUnbekannte reißen Regenbogenfahne in Kerpen von Haus

Lesezeit 2 Minuten
Eine zerrissene Regenbogenfahne.

Jugendliche mit Migrationshintergrund sollen die Regenbogenflagge an einem Haus heruntergerissen haben.

Die Kerpenerin erstattet Anzeige, Nachbarn wollen Jugendliche bei der Tat beobachtet haben.

Hautfarbe, Religion, sexuelle Orientierung. Für Margot Berger (Name geändert) spielt das alles keine Rolle. Sie hat ein Herz für alle Menschen, engagiert sich ehrenamtlich für die Vielfalt der Kulturen. Umso schwerer wiegt für sie ein Vorfall direkt vor ihrer Haustür: Zwei Jugendliche mit, wie sie sagt, „sichtbarem“ Migrationshintergrund hätten ihre Regenbogenfahne zerrissen.

„Die Fahne ist unser Eigentum. Sie steht für etwas, an das wir glauben. Wer die Fahne herunterreißt, greift nicht nur unser Eigentum, sondern uns persönlich und unsere Würde an“, sagt Berger. Erkannt haben die Kerpenerin und ihr Ehemann die Täter nicht.

Vom Tatort in Kerpen geflüchtet

Dass es sich um Jugendliche im Alter von etwa 15 Jahren handelte, weiß sie von ihren Nachbarn. Sowohl die Bergers als auch deren Nachbarn haben die Jugendlichen vom Tatort flüchten sehen. Die Bergers haben inzwischen Anzeige bei der Polizei erstattet. Schon 2023 hätten Jugendliche – wohl ebenfalls mit Migrationshintergrund – versucht, die Regenbogenfahne abzureißen. Erwischt haben sie einen Zipfel.

„Wir sind nicht die einzigen, denen das passiert ist.“ Auch im übrigen Rhein-Erft-Kreis gab es solche Vorfälle. 2021 haben Unbekannte eine Regenbogenflagge zerrissen, die vor der Kirche St. Margareta in Brühl wehte. Der Migrationshintergrund sei kein Grund, die Jugendlichen zu verurteilen, sagt Berger. Öffentlich machen wolle sie den Vorfall aber trotzdem.

„Die Freiheit in Deutschland ist offensichtlich für Angehörige mancher Kulturen nicht akzeptabel.“ Homophobie würden Jugendliche oft in konservativ-religiösen Elternhäusern lernen. „Staat und Schulen müssen mehr unternehmen, um die Jugendlichen und vor allem auch deren Eltern aufzuklären.“

Mehr Aufklärungsarbeit empfahl die Antidiskriminierungsstelle des Bundes schon 2016. Zuvor hatte die Stelle eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit Diskriminierungserfahrungen von homosexuellen Menschen befasste. Die Studie kam zu dem Schluss, dass es einen Zusammenhang zwischen Religiosität, Migrationshintergrund und Homophobie gibt.

Mehr Straftaten gegen die sexuelle Orientierung

Um welche Religion es sich handelt, spielt dabei dagegen keine Rolle - je religiöser sich Menschen in der Studie selbst einschätzten, desto eher würden sie zu Homophobie neigen. Auch umfasst das Kriterium Migrationshintergrund keine einheitliche Gruppe. Weiter heißt es in der Studie, dass sich abwertende Einstellungen gegenüber homo- und bisexuellen Menschen in allen Bevölkerungsgruppen finden. Homophobe Einstellungen würden generell aber abnehmen.

Die offiziellen Fallzahlen des Bundeskriminalamts zeichnen ein anderes Bild. Straftaten gegen die sexuelle Orientierung hat die Polizei vergangenes Jahr 1499 gezählt – 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei Straftaten gegen geschlechtsbezogene Diversität hat sich die Anzahl auf 854 mehr als verdoppelt.