Die 73-jährige Elfriede Krüger fühlt sich zum Onlinebanking gedrängt. Denn die Postbank-Geschäfte in ihrer Postfiliale wurden eingestellt.
Angebot zurückgefahrenGehbehinderte Seniorin aus Kerpen fühlt sich von Postbank zu Online-Banking gedrängt
Wenn Elfriede Krüger das Haus verlassen will, benötigt sie ihren Rollator. Denn aufgrund einer Gehbehinderung ist ihr Bewegungsradius stark eingeschränkt.
Tägliche Erledigungen sind deshalb mit viel Aufwand verbunden. „Wir haben meine Postbankgeschäfte bislang größtenteils bei uns in Sindorf abgewickelt. Aber die Postfiliale bei uns erledigt seit kurzer Zeit keine Bankgeschäfte mehr“, erklärt die Seniorin.
Für solche Situationen habe ihr Mann eine Vollmacht, mit der er bisher in ihrem Namen diverse Transaktionen durchgeführt habe. Nun habe sich ergeben, dass das Badezimmer der Eheleute seniorengerecht saniert werden soll. Das kostet 10.000 Euro. „Ich wollte also 10.000 Euro von meinem Sparbuch auf mein Girokonto überweisen, um die Handwerker zu bezahlen“, berichtet die Seniorin. Doch ganz so einfach war das nicht.
Alles zum Thema Sindorf
- Lauter Knall Unbekannte brechen in Hotel und Gaststätte in Frechen und Kerpen ein
- 6. Martinslauf Sport-Veranstaltung in Kerpen lockt wieder mit Weckmännern als Preis
- Rauchmelder ausgelöst Nachbarn bewahren Kerpenerin vor Unglück – Frau bewusstlos in Küche
- Zum achten Mal in Kerpen Sindorfer schwelgten beim Heimatabend in Erinnerungen
- Gefahr an Landesstraßen? Anwohner verärgert über zugewucherte Leitpfosten in Kerpen
- Junge stürzt ins Gleis Diskussion um Bahnsteigbreite im Bahnhof Kerpen-Sindorf
- Bahnstrecke gesperrt Kind stürzte im Bahnhof Kerpen-Sindorf ins Gleisbett
Ehepaar wurde erst in Bergheim fündig
Weil die Post in Sindorf keine Postbankgeschäfte mehr erledige, hätten sich die Eheleute umgeschaut, wo sich die nächstgelegene Filiale befinde. Der Weg führte nach Horrem. „Dort konnten wir die Überweisung nicht durchführen, weil das in der Horremer Filiale nur bis 1.500 Euro möglich ist“, erzählt Wolfgang Krüger.
Die Suche ging weiter und endete in der Postbankfiliale in Bergheim. „Nun musste ich meine Frau also bis nach Bergheim fahren, weil sie vor Ort erneut eine Vollmacht unterschreiben musste“, beklagt Krüger. Zwar sei das anstrengend für die Eheleute gewesen. Fürs Erste ist das Problem zwar gelöst. Die Frage, die sich dem Ehepaar jetzt allerdings aufdrängt: „Was ist denn, wenn ich nicht mehr bin? Meine Frau schafft es mit ihrer Behinderung nicht alleine bis nach Bergheim. Wir machen uns Sorgen, weil das Postbank-Angebot so stark zurückgefahren wurde.“
Keine Bankgeschäfte mehr in Postfilialen möglich
Das Gefühl der Eheleute trügt nicht. Denn tatsächlich, wie ein Sprecher der Postbank auf Redaktionsanfrage erklärt, würden sowohl die Postbank-Filialen als auch die Bankgeschäfte in den Partnerfilialen der Deutschen Post abgebaut.
Der Sprecher sagt dazu: „Mit Blick auf das geänderte Kundenverhalten haben wir uns entschieden, in den Partnerfilialen der Deutschen Post Bankdienstleistungen schrittweise bis Ende 2025 nicht mehr anzubieten. Das Angebot an Postdienstleistungen ist davon nicht betroffen. Unsere Kundinnen und Kunden werden mittels Handzettel informiert.“
Postbankfilialen werden von 550 auf 320 in Deutschland reduziert
Zusätzlich wolle man auch die Anzahl der Postbankfilialen abbauen: „Im Oktober 2023 haben wir öffentlich bekannt gemacht, dass wir auch das Postbank-Filialnetz in den kommenden Jahren an die veränderte Nachfrage anpassen und die Anzahl der bundesweiten Standorte von derzeit zirka 550 bis Ende 2026 schrittweise auf rund 320 reduzieren werden“, erläutert der Postbank-Sprecher.
„In 200 dieser Standorte werden im Rahmen des Kooperationsvertrages mit der Deutschen Post weiterhin Post- und Paketdienstleistungen angeboten. An weiteren 120 Standorten der Postbank können sich Kundinnen und Kunden in einem neuen, ausschließlich auf Bankdienstleistungen fokussierten Filialformat persönlich vor Ort beraten lassen“, sagt er weiter.
Kundenverhalten ist der Grund für den Abbau
Der Grund für den Rückbau des Angebots in den Partnerfilialen habe etwas mit dem Kundenverhalten zu tun, erklärt der Sprecher: „Wir überprüfen regelmäßig das Netz dieser Partnerfilialen mit Bankdienstleistungen in Bezug auf Kundenverkehr, Produktnutzung und Kosten.“
Er führt aus: „Dabei beobachten wir schon länger, dass Kundinnen und Kunden ihre Bankgeschäfte zunehmend online durchführen und der Anteil bargeldloser Zahlungen steigt – was sich durch die Corona-Pandemie nochmals verstärkt hat. Diese Veränderungen führen dazu, dass Kundinnen und Kunden die Bankdienstleistungen in den Filialen weniger stark nachfragen.“
Zum Onlinebanking sieht sich eigenen Aussagen nach nun auch Elfriede Krüger gezwungen. Ihr Mann arrangiere sich schneller mit der modernen Technik und tätige seine Geldgeschäfte bereits überwiegend über das Internet.
Für sie sei das dennoch eine große Umstellung. Noch könne sie sich zwar auf ihren Mann verlassen. „Aber ich werde auch nicht jünger“, macht der deutlich. Früher oder später sei sie auf das Online-Banking angewiesen, sagt Elfriede Krüger. Statt einer kundennahen Filiale vor Ort müsse sie sich anpassen – trotz ihrer 73 Jahre und der schweren Behinderung.
Das Partnerprogramm
Neben ihren eigenen Filialen wie der in Bergheim bietet die Postbank derzeit noch in einem Teil der Partnerfilialen der Deutschen Post einfache Bankdienstleistungen (Ein- und Auszahlungen, Abgabe von Überweisungen) an.
Diese Partnerfilialen der Deutschen Post befinden sich meist in Geschäften des Einzelhandels wie etwa Schreibwarengeschäften, Getränkemärkten, Kiosken oder Lebensmittelgeschäften. Vertragspartner sind hier der Einzelhändler und die Deutsche Post.